Kontextuelle Medien unterliegen einem materialbedingten Alterungsprozeß. Ohne produktive Pflege wie sie beispielsweise Restauratoren im Denkmalschutz oder in Museen betreiben wäre ihre Haltbarkeit gefährdet. Das Kriterium der Erneuerbarkeit soll über diese erhaltende Pflege hinausgehend eine mögliche Korrektur als aktive Veränderung von bereits gefestigten kontextuellen Medien beschreiben.
Die Vergänglichkeit kontextueller Medien fordert ständig aufmerksame Zuwendung. Daher ist die Entscheidung, welche Medien weiterhin zur Wirklichkeit gehören oder dem Verfall preisgegeben werden sollen, wiederholt zu treffen. Hier liegt die Chance, Produktivkraft nicht nur in Verpflichtung auf die Tradition in die Erhaltung der Medien zu stecken, sondern korrigierende Erneuerung einzubringen und die Medien entsprechend der ständig im Wandel befindlichen und je nach sozialer Eingebundenheit andersartigen Lebenswirklichkeit in ihrer Bedeutung zu aktualisieren.
Korrigierendes Erneuern muss nicht automatisch auf eine fortschrittsgläubige Einbahnstraße führen. Wenn es sich nach dem Austesten des Erneuerten ergibt, dass der alte Zustand doch besser war, so ist es sinnvoll, diesen wieder herzustellen. Damit dies ohne zu großen Aufwand möglich ist, sollte das situative Potential von Design immer ein gewisses Maß an Fehlerfreundlichkeit und Korrigierbarkeit enthalten.
Beispiel für das situative Potential von Design
Wie Lucius Burckhardt in seinem Essay »Durch Pflege zerstört« (vgl. Burckhardt, 1985) thematisiert, kann eine unkritisch erhaltende, jedoch nicht erneuernde Pflege mit dazu beitragen, dass die Umwelt »zu Tode gepflegt« wird. In der lieblichen Überästhetisierung der Umwelt, die sich zum Beispiel durch perfekte Grünflächen, altertümliche Straßenlaternen oder Kopfsteinpflaster, übertriebenem Blumenschmuck an dafür unpassenden Bereichen, äußert, steckt die Verleugnung moderner Lebenspraxis. Anstelle ein zeitgemäßes situatives Design zu entwickeln, das den aktuellen kontextuellen Anforderungen entspricht und korrigierende Erneuerungen vorzunehmen, lähmen viele Entscheidungsträger durch zu kritikloses Restaurieren von Veraltetem, in der Stadtplanung beispielsweise am Frankfurter Römerberg, die produktiven Energien.
Gebrauchs- und Verschleißprodukte als kontextuelle Medien des alltäglichen Lebens wie beispielsweise Kaffeemaschinen oder Toaster, werden kontinuierlich benötigt. Die Produktionswerkzeuge für die Kunststoffteile unterliegen ebenfalls einem Verschleiß, so dass es weiterhin sinnvoll ist, die Werkzeugformen nicht unverändert zu ersetzen, sondern verbessernde Korrekturen, die auch eine zeitgemäße Erneuerung der ästhetischen Anmutung betreffen können, vorzunehmen.