Im Subprozess der Einprägung werden die im Umgang mit einem Medientyp gewonnen Erfahrungen an dem gleichen oder einem anderen Medientyp erprobt. Hierbei sind die jeweils bereits vorhandenen Routinen der medienbezogenen Interaktion zu berücksichtigen. Bezüglich den organischen Medien ist daher das Kriterium der Gleichartigkeit wichtig und hinsichtlich der kontextuellen Medien das Kriterium der Umweltverträglichkeit. Dementsprechend wird der Subrozess der Einprägung von Erfahrungen im Umgang mit standardisierten Medien durch das Kriterium der Kompatibilität zwischen den bereits vorhandenen und den neu einzubringenden Standards erleichtert. Auf die Wichtigkeit der technischen Kompatibilität für eine kreative Interaktion mit digitalen Geräten weist auch Donald A. Norman hin:
» Diese frühen Informationsgeräte spielen eine Vorreiterrolle. Sie könnten umfassend erweitert werden, wenn sie alle ein gemeinsames Kommunikationsprotokoll besäßen, so dass sie miteinander kompatibel wären und der kreative Benutzer neue, imaginative Geräte- und Funktionskombinationen entdecken könnte.
Über kurz oder lang werden die Nutzer eigene Vorstellungen über mögliche Geräte in Verbindung mit ihren Tätigkeitsbereichen entwickeln: Musik, Fotografie, Adressen, Einkaufslisten, persönliche Finanzen, Gesundheit.« (Norman, 1999, S. 28)
Das Zustandekommen von Kompatibilität als Erfahrungskriterium wird durch das innovative Potential mittels der Einfügung neuer Verbindungselemente oder der Umgestaltung von bekannten Bestandteilen unterstützt. Gleichermaßen wichtig sind hierbei der technische wie der erfahrungsbezogene Aspekt von Kompatibilität. Die rein technisch realisierte Kompatibilität bleibt wirkungs- und damit bedeutungslos, wenn sie nicht auch in die Erfahrung einzuprägen ist.
Beispiel für das innovative Potential von Design
Die Einprägung neuer, durch die Computertechnologie entstandener Standards in die Normen des technischen Zeichnens anfangs problematisch, weil die Plotter viele Schraffuren, Strichlierungen usw. nicht darstellen konnten. Erst im Zuge der Praxis entwickelte sich die Fähigkeit, beim Lesen oder Zeichnen, Kompatibilität zwischen den unterschiedlichen Standards der gezeichneten und geplotteten Pläne herzustellen und durch deren Kombination neue Anwendungsmöglichkeiten oder Darstellungsverfahren zu entwickeln.
Die technische Kompatibilität verschiedener Geräte ist eine Voraussetzung zur Etablierung neuer Standards in der elektronischen Datenverarbeitung und darauf aufbauender, innovativer Spezialentwicklungen. Sinnvoll sind diese technisch möglichen Verbindungen jedoch nur, wenn sie auch dem ästhetischen Kriterium der Kompatibilität genügen und in die medienbezogene Interaktionserfahrung integriert werden können. Der Personal-Computer wird deshalb erst dann im privaten Bereich stärkere Verbreitung finden, wenn er über die technische Kompatibilität mit Kamera, Stereoanlage usw. hinausgehend auch eine auf die jeweilige Erfahrung bezogene Kompatibilität zulässt. Das innovative Potential von Design trägt hierzu durch neuartige, Hardware, Software sowie die Erfahrungswelt der Nutzer verbindende Konzepte zum Thema Computer bei. Beispiele hierfür sind der iMac oder Kameras in Kombination mit globalen Positionierungssystemen, die den Standort jeder Aufnahme festhalten und für Freizeitsportler und Urlauber vorteilhaft sind.