Die wiederholte Ausübung von kontextbezogenen Interaktionen führt zu einer Koppelung von Erfahrung und Lebensraum. Sogar solche Menschen, die ein modernes Nomadentum betreiben, schaffen um sich herum eine bestimmte Sphäre. Dieser Raum ist personenbezogen und kann mit verschiedenen Utensilien angereichert sein. Bezüglich der Medien mit kontextueller Logik, die für viele Menschen zur Reaktivation zur Verfügung stehen, ist jedoch weniger die personenbezogene, als vielmehr die ortsbezogene, die regionale Atmosphäre zu thematisieren. Je nach kultureller Lebensweise sind hierbei auch Überschneidungen oder Grenzziehungen zwischen dem privaten Wohnraum und dem öffentlichen Raum feststellbar. Für die Entfaltung von Lebensqualität ist es erstens wichtig, im Lebenskontext Resonanz für die eigene Erfahrung zu finden sowie diese wiederum in den Kontext einbringen zu können. Zweitens wird es bei Ortswechseln, dem Reisen oder Umziehen, erforderlich, sich auf einen andersartigen Kontext einstellen zu können. Bei privaten Besuchen ist die jeweils vorhandene kontextuelle Logik des Wohnraums zu beachten. Ebenso sind bei der Reaktivation von kontextuellen Medien ihre regionalen Ausprägungen zu respektieren und wirken somit bedingend auf die Erfahrung ein. Die Empfindung des Grads dieser Bedingtheit variiert mit der Fähigkeit, die verschiedenen Regionen nach ihrer Eigenart differenzieren, das Verhalten darauf abstimmen und ihre vielfältigen Ausprägungen akzeptieren zu können. Die ästhetische Erfahrung von Heimat ist nicht mehr nur an einem einzigen Ort festzumachen, sondern kann sich auf verschiedene, vertraut gewordenen und lieb gewonnene Gebiete beziehen. Diese sollten voneinander zu unterscheiden sein. Das zugehörige Kriterium ist daher mit dem Begriff der Regionalität erfassbar.
Das situative Potential von Design kommt dem Kriterium der Regionalität dadurch nach, dass es Angebote bereitstellt, die sich einerseits in eine vorgeprägte Region einfügen lassen und andererseits geeignet sind eine regionale Charakteristik in Koppelung mit den Erfahrungen der Bewohner auszuformen und weiterzuentwickeln.
Beispiel für das situative Potential von Design
Doppeldeckerbusse sind für das Stadtbild von Berlin und London typisch. Für Bewohner, als auch für Touristen sind sie ein Erkennungszeichen für die Region in der sie heimisch sind oder die sie gerade besuchen. Weil diese Busse weder behindertengerecht ausgestattet, noch wirtschaftlich im Betrieb sind, sollen sie in naher Zukunft ausgemustert werden. Dieses Vorhaben stieß auf Protest. Nun werden Lösungen dahingehend entwickelt, den Typ der Busse beizubehalten, aber Fahrwerk und Innenraumgestaltung zu erneuern.
Bewohner von Städten mit hohem Anteil alter Gebäude, die auch Kriegszeiten überstanden haben, lehnen Hochhäuser im Zentrum ab, da diese die regionale Prägung zerstören. Auch die Touristen erwarten das typische Flair von beispielsweise Wien oder Amsterdam. Ebenso verhindert eine beliebig in die Landschaft gesetzte, austauschbare Architektur die Erfahrung einer regionalen Prägung und gibt keinen Anlass, sich für ein Leben dort zu entscheiden oder eine Reise dorthin zu unternehmen. Gerade in ländlichen Regionen und Kleinstädten müssten Bauvorhaben entsprechend geprüft werden, ohne jedoch zu enge Vorschriften wie ein Verbot der Hausbegrünung oder eine feste Dachneigung vorzugeben. Insbesondere das Erscheinungsbild der Bauten in Industriegebieten sollten besser aufeinander abgestimmte werden, um auch diesen Regionen eine wieder erkennbare Charakteristik zu verleihen und sie von ähnlichen Gebieten unterscheidbar zu machen.
Bei der Ausrichtung von Gartenschauen sollten die natürlichen Gegebenheiten einer Region einbezogen werden. So protestierten die Bürger Frankfurts als ein bisher weitgehend naturbelassenes Naherholungsgebiet nur für den Zeitraum einer Gartenschau völlig verändert wurde und anschließend weniger Attraktivität bot, als zuvor. Als positives Beispiel ist dagegen die Neuplanung des Emscher-Park-Geländes anzuführen.
Die Pflege regionaler Unterschiede und die Erfahrung unter dem Kriterium der Regionalität wird zudem durch die neuen Kommunikationstechnologien vereinfacht. In Zukunft können mehr Menschen in den von ihnen bevorzugten Regionen leben und trotzdem in das aktuelle, globale Geschehen eingebunden bleiben. Ein Modellversuch zur Revitalisierung des italienischen Bergdorfes Colletta di Castelbianco setzt diese Vorstellung um, indem jedes Gebäude mit einem leistungsstarken Internetanschluss ausgestattet wurde. Dass die Menschen trotz des permanenten Kommunikationsanschlusses weiterhin reisen, sich persönlich treffen usw. hat mit der Erfahrung von Regionalität und dem Wechsel des Lebensgefühls je nach städtischer oder ländlicher, gebirgiger oder flacher usw. Region zu tun.