Die Grundperspektive der Untersuchung basiert auf der Annahme vielfältiger Formen ästhetischer Erfahrung und Vorstellungen von Lebensqualität, bzw. einem guten Leben. Ziel der Untersuchung ist es, die Befürwortbarkeit der Forderung »Design für vielfältig erfahrbare Lebensqualität« im Hinblick auf deren Einlösung in der Designpraxis zu begründen. Dieser Forderung gegenüber steht der Einwand, ihre Erfüllung würde zu Beliebigkeit und Verantwortungslosigkeit führen. Darauf, diesem Einwand zu begegnen, ist die Breite und Tiefe der Untersuchungen angelegt. Das methodische Vorgehen entfaltet sich in Verbindung mit der Theoriebildung zur Korrespondenz von Design und ästhetischer Erfahrung.
Die differenzierten Ansätze für Design werden unter Einbeziehung verschiedener Theorien zur behandelten Thematik erarbeitet. Durch systematische Analysen entsteht ein komplexes Begriffsinstrumentarium, das spielerisch und experimentell einsetzbar ist. Designer können damit zu einer bestimmten Aufgabe spezifische Ansatzmöglichkeiten ableiten. Diese helfen im Designprozess als explizite Diskussionsgrundlage oder in Form von nach bestimmten Kriterien konzipierten Entwurfsbeispielen dabei, Dinge zu entwickeln, welche die Lebensqualität künftiger Nutzer bereichern. Von Designern und allen weiteren am Designprozess Beteiligten verlangt der Einsatz dieses Instrumentariums die Beschäftigung mit dem Vielfältigen oder dem Fremden, das Ernstnehmen alltäglicher Erfahrungsmomente sowie die respektvolle Toleranz gegenüber individuellen Ausprägungen der ästhetischen Erfahrung. Ohne ein Aufeinanderzugehen und die verantwortliche Umsetzung des Möglichen gelingt dies nicht.
Die Untersuchung entwickelt sich im Zuge der Argumentation grundlegender Thesen. Im ersten Kapitel geht es darum, Erfahrung als systemischen, dynamischen Organisationsprozess zu modellieren, der sich nur im individuellen Erleben entfaltet (vgl. Kapitel 1.3). Das zweite Kapitel belegt die These, dass bewusstseinsfähige Individuen verschiedene Erfahrungsschwerpunkte und -perspektiven entwickeln und dadurch spezielle Qualitäten und Ausrichtungen der ästhetischen Erfahrung entstehen, die als bewusstes Gefühl erfahren werden (vgl. Kapitel 2.2). Im dritten Kapitel wird dargelegt, dass ein lebender Organismus die Verkörperung einer je einzigartigen Erfahrungsgeschichte darstellt, die respektvolle Beachtung verdient (vgl. Kapitel 3.2). Kernpunkt des vierten Kapitels ist die These, dass Menschen ihr soziales Zusammenleben nach ihren Vorstellungen darüber gestalten und keiner sozialen Eigendynamik völlig ausgeliefert sind (vgl. Kapitel 4.2). Im fünften Kapitel steht die These im Hintergrund, dass die Interaktion mit Medien zum Menschsein gehört und Medien immer weder neutral noch bestimmend für menschliches Handeln sind (vgl. Kapitel 5.2). Argumente zu der entscheidenden These im sechsten Kapitel, ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Untersuchung. Grundannahme ist, dass verantwortliches Design mittels achtsamen Veränderungen und durch das Eingehen auf die verschiedensten Erfahrungsschwerpunkte der Menschen für diese mehr Gelegenheiten zur geglückten, freien Begegnung mit den Dingen, den Mitmenschen und dem Selbst schafft (vgl. Kapitel 6.2).
Als wesentliches Untersuchungsergebnis ist neben all den kleinen Lösungsangeboten zu Detailfragen festzuhalten, dass die Kultivierung vielfältiger Lebensqualität die in Form der ästhetischen Erfahrung die Wertempfindung des individuellen Lebens ausmacht, mit verantwortlichem Handeln, das in Form von Design als antizipierendem Tätigsein die Designpraxis bestimmen sollte, zu vereinbaren ist. Den Beweis kann nur die noch ausstehende Erprobung dieses Ansatzes in der Praxis erbringen.