Medien mit kontextueller Logik sind durch ihre Materialisierbarkeit fixierbar. Dies heißt, dass ein Medium nicht für den Lebenskontext zur Verfügung stehen kann, wenn seine Materialisierung beispielsweise aufgrund der unterschiedlichen Materialien oder Bodenschätze, die der naturgegebene Lebensraum enthält, nicht gelingt. Mitbeeinflusst durch diese differierenden Anfangsbedingungen entwickelten sich verschiedene Kulturen. Heutzutage entsteht regionale Architektur nicht mehr allein wegen der verschiedenen Baumaterialien wie Sandstein oder Granit, Weich- oder Hartholz die in einer Gegend vorhanden sind und durch welche auch die Erfahrungen und Kenntnisse beispielsweise der Handwerker mitgeprägt werden. Unterschiede bei der Gestaltung der gegenständlichen Umwelt aufgrund von regionalen Materialvorkommen und dem zugehörigen traditionellen Kunsthandwerk nahmen mit den Fortschritten des Transportwesens ab (vgl. Punkt 5.3.2.2). Die Erleichterung der Fixierung von Erfahrungen bezüglich kontextbezogenen Interaktionen ist ein Kennzeichen der modernen Industriegesellschaft. Ihr Materialverschleiß wird erst heute offensichtlich Dementsprechend muss das situative Potential von Design bezüglich dem Kriterium der Materialisierbarkeit verstärkt ökologische Zusammenhänge berücksichtigen.
Aus diesem Ansatz folgt nicht zwangsläufig, dass die interaktiven Erfahrungen im Lebensraum wiederum allein von den naturgegebenen Materialien abhängig gemacht und somit eingeschränkt werden müssen. Die Anstrengungen sind vielmehr darauf zu richten, durch Interaktionen mit dem Lebenskontext entwickelte und für wertvoll befundene Erfahrungen in unterschiedlicher Weise, durch verschiedene Materialien und Verarbeitungsverfahren zu fixieren. Dadurch kann das situative Potential von Design dazu beitragen, kulturell gewachsene Unterschiede zu pflegen und sinnvolle Erfahrungen im Umgang mit kontextuellen Logiken interkulturell zu fixieren.
Beispiel für das situative Potential von Design
Die Fixierung einer guten Infrastruktur gehört zu den wichtigsten Fördermaßnahmen der den kontextuellen Logiken unterworfenen Lebensbedingungen. So wird geschätzt, dass die massiven Erdbeben in Mittelamerika Ende 1998 die betroffenen Länder in ihrer Entwicklung um mindestens zwanzig Jahre zurückgeworfen haben, weil die Infrastruktur wie Straßennetz, Energieversorgung usw. teils vollkommen zerstört wurde. Das Wissen um den Zusammenhang von Lebensqualität und Infrastruktur sollte dazu führen, auch denjenigen Menschen, die in schwierigem Gelände leben, zu helfen, eine der Beschaffenheit dieses Geländes gemäße Infrastruktur zu entwickeln oder zu erhalten, deren kontextuelle Logik mittels dem situativen Potential von Design entsprechend dem Kriterium der Materialisierbarkeit geformt wird. So ist es im flachen Land sinnvoll, die Binnenschifffahrt und die zugehörige Technologie wie auch den Schiffsbau zu erhalten und in gebirgigen Regionen sind die Erfahrungen mit dem Tunnelbau sowie den speziell entwickelten Gerätschaften zu fixieren.
Dass es auf Dauer unmöglich ist, eine Landschaftsplanung ohne Berücksichtigung des Kriteriums der Materialisierbarkeit umzusetzen, zeigt die ansteigende Zahl von Naturkatastrophen in Wintersportgebieten oder in Regionen, die bekanntermaßen überschwemmungs- oder erdbebengefährdert sind. Auch in diesem Zusammenhang können Menschen von regional tradierten Erfahrungen mit Materialien profitieren, diese austauschen, neue technische Lösungen nach dem Kriterium der Materialisierbarkeit entwickeln und in Relation zur jeweils vorgefundenen kontextuellen Logik fixieren. So nutzen zum Beispiel asiatischen Architekten und Techniker ihre tradierten Erfahrungen mit dem Material Bambus und entwickeln Hightech-Materialien wie Kohlefaserverbundstoffe mit ähnlichen Eigenschaften zur Konstruktion erdbebensicherer Gebäude.