Zum Kriterium der »Zuordnbarkeit« bezüglich der explorativen Tendenz

Die Stabilisierung von Wichtigem im kognitven Subprozess der Einschließung ist auch bezüglich der explorativen Tendenz mit ihrem Drang nach Neuem relevant. Wenn ein Reizangebot kognitive Entfaltungsmöglichkeiten für die explorative Tendenz anbietet, kann daraus eine längere und wiederholte Beschäftigung mit dem Reizangebot und eine zunehmend geordnetere Interaktion erfolgen. Diese Geordnetheit ergibt sich aus der individuellen explorativen Vorgehensweise, wird aber durch allgemeine subliminale Mechanismen, wie beispielsweise den Gestaltgesetzen beeinflusst. Das impulsive Potential von Design kann das Zustandekommen dieser Geordnetheit fördern, indem es mittels ästhetischer Elemente die Reizangebote den Organisationsmechanismen der Kognition entsprechend räumlich strukturiert und zeitlich staffelt. Hierbei liegt die Schwierigkeit darin, die richtige Gewichtung zwischen zu hohen Ordnungsvorgaben, die für die explorative Tendenz schnell langweilig werden und zu niedrigen Vorgaben, die alle Ordnungsarbeit allein der explorativen Tendenz überlassen, zu finden. Der Charakter der explorativen Tendenz, als nach Neuem suchende Aktivität muss trotz der Gestaltung eines Reizangebots nach dem Kriterium der Geordnetheit erhalten bleiben, um diese Tendenz nicht zu stark abzubremsen. Nur mit dem Spielraum für eigenständige Ordnungsarbeit kann individuell Wichtiges in den kognitiven Erfahrungshintergrund einfließen und zur spezifischen Persönlichkeitsbildung mitbeitragen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Durch die Schriftkultur hat sich der lineare Aufbau von Informationen weit verbreitet. Vom Rezipienten fordert er ein entsprechend lineares Abarbeiten. Dagegen ermöglichen verbesserte Drucktechniken, Fernsehen und inzwischen auch die Multimedia-Technologie vielfältige ästhetische Umsetzungen. Designer und Rezipienten müssen erst den Umgang mit diesen Möglichkeiten lernen. Solange es beispielsweise nur ein Fernsehprogramm gibt, bleibt dem Zuschauer dessen eigene Filterwirkung verborgen. Er folgt mit seinem Interesse der Ordnung einer Nachrichtensendung und verlässt sich darauf, dass alles gezeigt wird, was für ihn von Wichtigkeit ist. Wenn stattdessen mehrere qualitativ anspruchsvolle Programme konkurrieren muss der Rezipient seine konsumierende Haltung aufgeben und selber auswählen. Zunächst kann er durch die Möglichkeit des Zappens zwischen verschiedenen Programmen und Sendungen zufällig für ihn Wichtiges entdecken. Mit zunehmender Stärkung seiner explorativen Tendenz erwächst aus diesem zufälligen Verhalten vielleicht eine individuelle Geordnetheit in der Interaktion mit dem Medium. Auf diese Weise wird die Macht derjenigen, die bestimmen, was Wichtigkeit erlangen soll, aufgesplittet.

Die Gestalter sind gefordert, differenzierte und für die explorative Tendenz interessante Entscheidungskriterien anzubieten. Logos von Fernsehstationen, Inserts zu den Sendungen, Intros für die thematische Einleitung usw. markieren Aufgabenfelder für Kommunikationsdesigner, die bisher in der Ausbildung verstärkt zu behandeln sind.