Zum Kriterium der »Selbstsicherheit« bezüglich der explorativen Tendenz

Der emotionale Höhepunkt, die Erfahrung von Grenzenlosigkeit, im Zuge einer von der explorativen Tendenz beeinflussten Aktivität, ebbt nach einer intensiven Phase ab und geht im Subprozess der Vertrauensbildung in ein Empfinden von Gewissheit und Mutigkeit über. Diese Empfindung ist durch das Kriterium der Selbstsicherheit zu erfassen und zu bewerten. Obwohl all die grenzenlos erscheinenden Angebote nicht gleichzeitig zu erforschen sind, bildet sich Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten aus, mehr entdecken zu können als das Gewohnte, weitere Vorstöße zu einem späteren Zeitpunkt unternehmen zu können und mit dem Drang nach Neuem, sei es im Denken oder im Tun nicht alleine zu sein. Das impulsive Potential von Design sollte das Kriterium der Selbstsicherheit mitberücksichtigen und dadurch die positive Vertrauensbildung zu Stärkung der Selbsteinschätzung und damit die furchtlose Offenheit gegenüber Erwartungen anderer Menschen und allgemeinen Anforderungen der Welt unterstützen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Werbung wird von den meisten Menschen nicht mehr als Information wahrgenommen. Seitdem mehrere Fernsehsendungen Werbespots thematisieren, weiß jeder, mit welchem Aufwand die ästhetisch perfekten Bilder fabriziert werden. Der Reiz an neuer Werbung gründet daher nicht im Inhaltlichen, Erkenntnis anbietenden, sondern in der Erwartung von ästhetisch unterhaltenden Effekten. Mit deren Einlösung durch das Genre der Werbung ist die Vertrautheit oder Selbstsicherheit der explorativen Tendenz verbunden.

Von einem Nachrichtenmagazin ist dagegen die verständliche, gewissenhaft recherchierte Aufbereitung von Information zu erwarten. Der Zuschauer oder Leser eines Magazins vertraut auf die verantwortliche Vorauswahl der Produzenten. Wenn dann eine Zeitschrift wie Focus mit einem innovativen, ästhetisch ansprechenden, die explorative Tendenz anregenden Design auftritt, ihrem Anspruch auf fundierte Informationen aber nicht gerecht wird, dann rückt diese Täuschung auch das aufwendige Design in ein negatives Licht. Das Vorurteil einer zwangsläufigen Verknüpfung von ästhetischer Vielfalt mit geistiger Einfalt wird dadurch leider wieder bestätigt. Eine ähnliche Diskrepanz zwischen vielversprechender, der explorativen Tendenz entgegenkommender Ästhetik und seichtem Inhalt weisen bedauerlicherweise viele Multimedia-Produktionen auf.