Zum Kriterium der »Verwachsenheit« bezüglich der somatischen Tendenz

Das Kriterium der Verwachsenheit bezeichnet die stabile Einschließung von allem, die somatische Tendenz betreffendem Wichtigen durch das Körperschema. Beispielsweise werden Schmerzen die phasenweise wiederkommen nicht nur emotional erlebt. Wenn sie kognitiv erklärbar sind, verwachsen sie schließlich mit dem Körperschema und erscheinen weniger unangenehm. Ebenso stellt sich zu anderen wiederkehrenden wichtigen Erfahrungen der somatischen Tendenz eine selbstverständliche Verwachsenheit ein. Das sensitive Potential von Design unterstützt diese Verwachsenheit.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Menschen, die körperlich arbeiten verwachsen nach einiger Zeit mit ihren Arbeitsgeräten. Ihre Motorik und ihr Krafteinsatz ist genau auf die Erfordernisse des Geräts abgestimmt. Hierdurch können Haltungsschäden auftreten, die von den Betroffenen nicht unbedingt schmerzhaft erlebt werden, denn man hat sich an die mit der Arbeit verbundenen Körpergrenzen gewöhnt. Trotzdem kommt dem sensitiven Potential von Design in diesem Fall die Aufgabe zu, durch Neuentwicklung der Geräte diesen negativen Auswirkungen auf den Körper entgegenzuwirken. So kamen viele kräftige LKW-Fahrer auch ohne Servo-Lenkung mit ihren Fahrzeugen zurecht und waren mit ihrem Gefährt verwachsen, doch inzwischen erleichtert die Gestaltung der Fahrerkabinen auch weniger kräftigen Fahrern die Arbeit.

Viele Sportler, die für große Firmen werben, benutzen individuell auf ihre Anforderungen zugeschnittene Spezialanfertigungen der Produkte. Für sie ist es von Wichtigkeit, ihre Motorik exakt auf die erforderlichen Bewegungsabläufe hin zu trainieren und mit ihren Sportgeräten völlig verwachsen zu sein. Jede Umstellung durch neue Materialeigenschaften oder Maßveränderungen der Geräte muss durch vermehrtes Üben kompensiert werden.

Als Stradivari des Pop wird Jerry Auerswald im Zeit-Magazin (vgl. Die Zeit, Nr. 20, 1997) bezeichnet. Er spielt selbst Gitarre und baut Instrumente, die speziell für die Fingertechnik und die Motorik seiner bekannten Kunden konzipiert sind. Das sensitive Design des Gitarrenbauers geht auf die Verwachsenheit der Musiker mit ihren Instrumenten ein. Dadurch können Gitarristen während einem Konzert mehrere unterschiedlich klingende Instrumente benutzen, ohne die Handhaltung bei jedem Wechsel umstellen zu müssen.