Zum Kriterium der »Bekanntheit« bezüglich der introvertierten Tendenz

Die Anknüpfung an ein Reizangebot wird bezüglich der introvertierten Tendenz durch Intuition auf der Basis von Bekannthheit entschieden. Bei intuitiven Entscheidungen, die schnell Weichen für anschließendes Handeln stellen, ist es notwendig, sich auf sich selbst verlassen zu können. Bereits Bekanntes dient als Entscheidungsgrundlage. Für die introvertierte Tendenz, deren Aktivitätsziel innere Gefasstheit ist, stellt Bekanntheit einen positiven Aspekt dar, weil sie stabilisierend auf die kognitive Einordnung von Reizen wirkt. Das animative Potential von Design, das intuitive Anschließbarkeit als ersten Schritt zur Entfaltung von sinnvollen Assoziationen hinsichtlich der introvertierten Tendenz begünstigen will, muss deshalb bekannte Reize integrieren. Bekanntheit als positives Kriterium für die Erfahrung unter dem Einfluss des kognitiven Subprozesses der Anknüpfung wird auch zur Markenbindung eingesetzt. Daher ist der ästhetische Charakter des Erscheinungsbilds bewährter Marken nur im Rahmen der Einhaltung des Kriteriums der Bekanntheit veränderbar und aktualisierbar.

Zu fragen ist, ob die Fähigkeit zur Konzeption von Design mit dominierendem animativen Potential, das subjektiv oder zielgruppenspezifisch bekannte ästhetische Elemente einsetzen muss, um einzelne Personen oder Gruppen von Gleichgesinnten zu erreichen, überhaupt durch distanziertes Beobachten und bewusstes Analysieren erlernt werden kann. Manche Designer verneinen dies und verlassen sich völlig auf ihr eigenes Gespür. Viele Firmen setzen dagegen zunehmend Trendforscher ein, die aufgrund der Analyse jetzt vertrauter ästhetischer Elemente Vorhersagen zur Konzeption neuer Produkte machen. Das animative Potential, dem es gelingt, durch Einsatz des ästhetischen Kriteriums der Bekanntheit eine unmittelbar scheinende Anknüpfung zu erleichtern und eine intuitive Nähe herzustellen spielt im Konsumgüterbereich eine große Rolle. Dabei ist darauf zu achten, dass das verwendete Bekanntheit ausdrückende Reizmaterial nicht negativ besetzt oder bereits veraltet sind.

Beispiel für das animative Potential von Design

Ökologische Produkte, deren Ästhetik durch braune Farbtöne, einfachste Verarbeitung und naturbelassenen Materialeinsatz geprägt ist, begünstigen zwar intuitive kognitive Anknüpfungen, diese sind jedoch oft negativ besetzt. Das heißt aber nicht, dass ökologische Produkte keine Akzeptanz finden. Mit einem Gespür für das veränderte Lebensgefühl von Menschen, die im Grunde für den Problembereich der Ökologie aufgeschlossen sind, lässt sich durch den Einsatz bekannter und entsprechend aktualisierter ästhetischer Mittel wie Farbigkeit, perfekter, hochwertiger Verarbeitung oder mittels Veredelungsverfahren aufgewerteter Materialien, eine positive empfundene Anknüpfung erreichen.

Um sicherzustellen, dass ein Entwurf ein positives Gefühl von Bekanntheit herstellt, werden neben Designern auch Insider für die Designkonzeption herangezogen. Viele Firmen, die Produkte für Kinder herstellen, beziehen Entwürfe von Kindern zunehmend in die Produktentwicklung ein, um herauszufinden, zu welchen Farben, Mustern, Formen usw. Kinder eine intuitive Nähe im kognitiven Subprozess der Anknüpfung herstellen. Das Kriterium der Bekanntheit ist ebenso in technisch orientierten Produktbereichen wichtig. Die nur für Ausstellungen entwickelten Konzeptautos der Automobilindustrie dienen dazu, die Resonanz der Kunden zu prüfen und eine erste Bekanntheit mit Gestaltungselementen, die in abgeschwächter Form beim nächsten Modell zum Einsatz kommen sollen, aufzubauen.