Zum Kriterium der »Einübbarkeit« bezüglich der somatischen Tendenz

Die somatische Erfahrungswelt als Teilbereich der Kognition beinhaltet alles psychomotorisch Erlernte. In Fortführung einer direkten Anknüpfung an ein Reizangebot durch das Kriterium der Einübbarkeit kann die somatische Tendenz in diesem Bereich eine eigendynamische Sinnhaftigkeit entwickeln. Das sensitive Potential von Design sollte auf diese Einübbarkeit abgestimmt sein und auf ihr aufbauen, um ihre sinnvolle Weiterentwicklung zu fördern. Als Vorstufe zum Kriterium der Verwachsenheit, durch welches die wichtigsten Körpererfahrungen stabilisiert werden, bleiben für das Kriterium der Einübbarkeit noch Variationen innerhalb dem Sinnzusammenhang ähnlicher Körperbewegungen offen. Das sensitive Potential von Design unterstützt das Kriterium der Einübbarkeit durch Möglichkeiten der individuellen Anpassung eines Produkts auf körperliche Erfordernisse.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Bei der Auswahl eines neuen Fahrrads steht die Fähigkeit zum Radfahren oder die Funktionsfähigkeit des Rades meist außer Frage. Hauptkriterium ist vielmehr die Prüfung, ob das Körpergefühl beim Radfahren mit dem neuen Rad zusammenpasst. Rahmen, Sattel- und Lenkerhöhe usw. sollen so beschaffen sein, dass eine Haltung eingenommen werden kann, die ein Körpergefühl von leichter Einübbarkeit und Beweglichkeit vermittelt.

Einen Sinnzusammenhang hinsichtlich Gleichartigkeiten von Bewegungserfordernissen bieten Sportarten wie Surfen, Snowboarden, oder Skaten an. Die Geübtheit in einigen Bewegungsabläufen ist durch die Gestaltung nach dem Kriterium der Einübbarkeit auf ähnliche Sportarten übertragbar und weiterentwickelbar.

Inwieweit Designer Konzepte für das sensitive Potential einbringen können, ohne selbst entsprechende Körpererfahrungen in dem jeweiligen Gebiet eingeübt zu haben, ist fraglich. Insbesondere Sportgeräte, Turnschuhe und weitere Ausrüstungsgegenstände sind nicht aufgrund theoretischer Vorgaben oder formalästhetischer Gesichtspunkte gestaltbar. Beispielsweise wird die Designabteilung für Sportschuhe bei der Firma Nike nicht von einem studierten Schuhdesigner geleitet, sondern von einem ehemaligen Läufer.