Zielsetzung > Zum Kriterium der »Alternativenbildbarkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Im Subprozess der Zielsetzung wird bezüglich der polyvalenten Struktur nicht eine einzige Zielvorgabe angestrebt oder an nur einer Zielrichtung festgehalten. Als wertvoll für die Erfahrung wird vielmehr die Möglichkeit angesehen, zu einem Problembereich mehrere alternative, vielversprechende Entwicklungsziele auszubilden, um unterschiedliche Interpretationen zu einer Thematik entwickeln zu können. Daher ist das Kriterium der Alternativenbildbarkeit maßgebend zur Bewertung der Zielsetzung.

Das partizipative Potential von Design kann dem Kriterium der Alternativenbildbarkeit dadurch entsprechen, dass einige Elemente eines Produkts ohne große Preisunterschiede frei wählbar und variabel kombinierbar sind. Entwicklungen auf alternative Zielsetzungen hin werden nicht in erster Linie als konkurrierend, sondern als bereichernd für das System erlebt.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

In der Autobranche setzten die Firmen nicht mehr allein auf Geschwindigkeit und männliche Potenz. Parallel werden verschiedene Konzepte für die individuelle Mobilität erarbeitet. Autos wie der Twingo, ein Volvo Kombi, ein Geländefahrzeug oder ein Porsche Cabrio stellen jeweils verschiedene Interpretationen für das Autofahren dar. Ebenso gibt es nicht eine festgeschriebene Form oder Typographie für ein Buch, sondern der gleiche Titel ist häufig als Taschenbuch, gebundenes Buch oder bibliophile Ausgabe erhältlich.

Das in seiner Ausgereiftheit und Komplexität beste Beispiel für die Herstellung von Produkten, die durch das partizipative Potential von Design einer polyvalenten Struktur entsprechen, stellt das Swatch Konzept dar. Es wurde von Nicolaus Hayek etwa 1983 für Armbanduhren entwickelt und wird inzwischen auch im Telefon- und im Automobilsektor umgesetzt. Das systematisierte Herstellungsverfahren, das die technische Kombinierbarkeit verschiedener Systemmodule garantiert, ermöglicht eine fast unerschöpfliche Alternativenbildung. In naher Zukunft wird es den Kunden möglich sein, auch in weiteren Produktsegmenten per Internet eine individuelle Designalternative zusammenzustellen. Damit auf diesem Wege nicht nur Varianten, sondern echte, sinnvolle Alternativen entstehen können, ist es notwendig, das zugrundeliegende Bausystem ständig zu erweitern und umzubilden. Die Bewältigung dieser Aufgabe fordert Techniker und Designer gleichermaßen und fällt sicher leichter, wenn sich das Arbeitsteam ebenfalls an der polyvalenten Struktur orientiert.