Eingliederung > Zum Kriterium der »Integrationswilligkeit« bezüglich der integrativen Struktur

Die integrative Struktur steht für Partizipation grundsätzlich offen. Es werden keine spezifischen Fähigkeiten verlangt, allein auf die Integrationswilligkeit kommt es an. Der Einsteiger lernt hauptsächlich durch Nachmachen, kaum durch explizite Erklärungen. Mit der Zeit wächst er beinahe unmerklich in das System hinein. Das Lernen läuft hier sehr stark auf subliminaler Ebene ab und gelerntes bleibt daher tief im Innersten verankert. Wissen, das auf diese Weise verkörpert ist, erscheint bald so selbstverständlich zu sein, dass es für prinzipiell von jedem erschließbar gehalten wird. Fragen werden weniger verbal, als bevorzugt durch anleitendes Vormachen beantwortet. Wichtig ist nicht die Perfektion mit der die Anleitung nachvollzogen wird, wie dies in der hierarchischen Struktur verlangt werden würde, sondern das Erwerben einer innerlichen Befähigung, die Anleitung auch unter etwas veränderten Rahmenbedingungen ähnlich auszuführen.

Das kollektive Potential von Design unterstützt das Kriterium der Integrationswilligkeit im Subprozess der Eingliederung durch eine unspezifische Ausführung und intuitive Erfassbarkeit der Gegenstände, die zur Lebensgestaltung der an einem sozialen System mit integrativer Struktur Beteiligten gehören.

Beispiel für das kollektive Potential von Design

Die Gestaltung von Behördenformularen ist häufig nicht an dem kollektiven Potential von Design orientiert und für die Mehrheit der Bürger, insbesondere auch der ausländischen Mitbürger, die sich dem Kriterium der Integrationswilligkeit entsprechend verhalten möchten, nur schwer verständlich. Gerade in diesem Bereich sollten sowohl Texte als auch deren grafische Einteilung leichter erfassbar gestaltet werden.

Aus der Forderung nach Erleichterung einer intuitiven Erlernbarkeit des Umgangs mit der sozialen, durch die integrative Struktur geprägten Wirklichkeit ist jedoch nicht die absolute Selbsterklärungsfähigkeit eines Produkts abzuleiten. Diese ist hinsichtlich Produkten mit breitem Leistungsumfang nicht einzuhalten. Das Erlernen des Umgangs mit vielen Produkten, die aus dem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken sind, kann weder allein der Eigeninitiative der Nutzer überlassen, noch diesen vollständig von den Designern der Interfaces abgenommen werden. Es ist vielmehr notwendig, dementsprechende Fähigkeiten bereits im Kindergarten und in der Schule zu lernen und beispielsweise durch Angebote der Volkshochschule auszubauen. Die Bedienung komplexer Automaten, die Abwicklung von Bankgeschäften, das Wissen um steuerliche Verpflichtungen und Bürgerrechte, das Ausfüllen von Formularen ist nicht ad hoc erst im Bedarfsfall allein aufgrund einer intuitiven Nutzerführung erlernbar. Damit das kollektive Potential von Design nicht auf einem allzu niedrigen Nenner festgeschrieben wird oder auch die Erklärung eines einfachen Produkts sozusagen bei Null beginnen muss, bleibt es notwendig, elementare Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung wie die Teilnahme am Straßenverkehr einzuüben und ständig weiterzuentwickeln.