4.3.1.2 Kriterien zum Subprozess der Wandlung

Indem viele Individuen ihre Verhaltensorientierung an einer der drei Strukturen ausrichten, verstärkt sich durch wechselseitig bestätigende Kommunikation die Vorstellung von der Richtigkeit und allgemeinen Verbindlichkeit der gewählten Struktur und des entsprechenden Wandels der gemeinsamen Wirklichkeit. Beispielsweise wird die Wandelbarkeit bezüglich der integrativen Struktur als schicksalhaft und zwangsläufig aus dem in der harmonischen Ganzheitlichkeit des Systems gegebenen, aber verborgen bleibendem Sinn des Systems folgend, gedeutet. Deshalb werden Wandlungsprozesse wie Jahreszeiten, Krankheit, Alter, politische Prozesse ohne gezielt gegensteuernde Einflussnahme akzeptiert. Auf diese Weise entstehen Argumentationsketten, welche eine schicksalhafte Folgerichtigkeit des Strukturwandels zu belegen scheinen.

Ob die Wandlung eines Systems auf Zufall, Tatkraft oder Schicksal zurückgeführt wird, hat entscheidende Konsequenzen hinsichtlich der Einschätzung von Veränderungen und der Möglichkeit, Entwicklungsziele zunächst gemeinsam zu definieren und dann tatkräftig an deren Verwirklichung zu arbeiten. Eine schicksalhafte Wandlung wie bezüglich der integrativen Struktur angenommen kann nicht durch menschliches Einwirken verändert werden, sie ist als solche fatalistisch hinzunehmen. Der Einfluss des Subprozesses der Wandlung auf die Erfahrung ist bezüglich der integrativen Struktur durch das Kriterium der Durchmischbarkeit, in Hinsicht auf die hierarchische Struktur durch das Kriterium der Steuerbarkeit und im Verhältnis zur polyvalenten Struktur durch das Kriterium der Flexibilität erfassbar und bewertbar.

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  • Wandlung > Zum Kriterium der »Durchmischbarkeit« bezüglich der integrativen StrukturEine Wandlung wird bezüglich der integrativen Struktur durch das Kriterium der Durchmischbarkeit für die Erfahrung positiv erfasst. Derjenige, der sich in ein System mit integrativer Struktur eingebunden fühlt, orientiert sein Verhalten am langsamen, von Durchmischung der Kommunikationsbeiträge geprägten Wandel des Systems. Hierzu tragen erstens Alterungsprozesses von Material, Vergänglichkeit und Erneuerung oder die jeweils aktualisierte Anpassung des Menschen an die vorgefundene Umwelt, Natur, Behausung, Gebrauchsgerät und zweitens die Fortsetzung der gewachsenen Tradition bei. Spezialisierte oder kontroverse Wandlungsprozesse bestehen in der integrativen Struktur nur kurz. Da alle Beteiligten eines integrativ strukturierten Systems durch ihre Kommunikationsbeiträge einen stetigen Durchmischungsprozess erzeugen, nivellieren sie dadurch…
    Tags: struktur, integrativen, wandlung, durchmischbarkeit, ohne, bezüglich, kriterium, ob, allgemeinen, entstehen
  • Wandlung > Zum Kriterium der »Steuerbarkeit« bezüglich der hierarchischen StrukturAnders als in der integrativen Struktur folgt die Verhaltensorientierung bezogen auf die hierarchische Struktur expliziten Vorgaben und Regeln. Diese dienen in erster Linie der sicheren Erhaltung der Zielvorgabe und dem Kriterium der Niveaudifferenzierbarkeit. Veränderungsversuche oder Experimente werden als Störfaktoren ausgeschaltet. Die an der hierarchischen Struktur orientierte kommunikative Dimension der ästhetischen Erfahrung ist von dem Bemühen um die Stabilität der Struktur geprägt. Weil die Kommunikationsbeiträge in ständiger Dynamik prozessieren, muss einem zu raschen Wandel, der in eine nicht gewünschte Richtung laufen könnte, durch andauernde Regulierung gegengesteuert werden. Während das kollektive Design die fatalistische Verhaltensorientierung mithilfe unreflektierter Gewohnheit unterstützt, lenkt das distinktive…
    Tags: struktur, kriterium, wandlung, hinsichtlich, verhaltensorientierung, steuerbarkeit, beispielsweise, bezüglich, diese
  • Wandlung > Zum Kriterium der »Flexibilität« bezüglich der polyvalenten StrukturHinsichtlich der polyvalenten Struktur können sich ausgehend von dem gleichen Problem mehrere Lösungsprozesse mit verschiedenen Auswirkungen entwickeln. Das Auffinden einer zeitlos richtigen Lösung wird dabei nicht erwartet. Vielmehr stehen die verschiedenen Einzelprozesse in ständiger Interdependenz zueinander. Dadurch entstehen Prozesse, die sich wechselweise, schneller oder langsamer beeinflussen und die prinzipielle Wandlung sowie die Flexibilität hinsichtlich weiterer Entwicklungsziele der polyvalenten Struktur begründen. Die mit der Orientierung an der polyvalenten Struktur verbundene Erfahrung beinhaltet die ständige Bereitschaft zur bewussten Erprobung von verändernden Einflussgrößen. Sie erfordert geistige und praktische Flexibilität von den sozialen Akteuren und nicht das fatalistische Akzeptieren oder das steuernde Absichern gegenüber…
    Tags: flexibilität, struktur, kriterium, erfahrung, polyvalenten, wandlung