Eingliederung > Zum Kriterium der »Rollenakzeptanz« bezüglich der hierarchischen Struktur

Als Beteiligungsvorgabe für die kommunikative Partizipation an einer hierarchischen Struktur wird im Subprozess der Eingliederung eine strikte Rollenakzeptanz verlangt, die auch eine Unterordnung beinhaltet. Explizit vorgegebenes Wissen muss präzise übernommen werden. Wem dies nicht gelingt oder wer Fähigkeiten entwickelt, die nicht in das System passen, wird ausgeschlossen. Auch kann der Einstieg nicht beliebig erfolgen, er ist an die verschiedenen Stufen der Hierarchie und an die Einstufung des Einsteigers durch legitimierte Verwalter der Organisation gebunden.

Bezüglich der hierarchischen Struktur hat sich der Einzelne dem System unterzuordnen. Selbst wenn er innerhalb des Systems eine höhere Position erklommen hat, gilt es, die eigene Persönlichkeit zurückzustellen und die Aufgaben, die sich bezüglich der Position ergeben, gewissenhaft und pflichtgemäß zu erfüllen. Die Partizipation an einem sozialen System mit hierarchischer Struktur verlangt in erster Linie nicht Kompetenz zur individuellen Urteilsbildung und kann auch nicht nur durch Integrationswilligkeit erreicht werden. Es kommt darauf an, einen Platz bezüglich dem System zu finden und zu behaupten sowie die dadurch zugewiesene Rolle zu akzeptieren.

Dem Kriterium der Rollenakzeptanz entsprechend kann das distinktive Potential von Design mithelfen, einen Beteiligungswilligen dazu zu befähigen, sich in das Rollenschema einzufinden und die zur Erfüllung der angestrebten Rolle nötigen Grundkenntnisse anzueignen. Hier wird offensichtlich, dass Designer mit der Unterstützung eines solchermaßen distinktiven Potentials von Design selbst vor der Entscheidung stehen, abzuwägen, ob sie einer primären Orientierung an der hierarchischen Struktur sowie deren damit verbundenen Festigung Vorschub leisten wollen.

Beispiel für das distinktive Potential von Design

Der sozialpolitisch engagierte Friedrich Freiherr von Knigge, vertrat das Anliegen, jungen Menschen, die in sozial benachteiligten Familien aufwuchsen durch gute Erziehung bessere Chancen für einen zukünftigen beruflichen Aufstieg zu verschaffen. Als bestes Mittel hierfür empfahl er das Training von an gutbürgerliche Verhaltensformen angepassten Fähigkeiten wie gutes Benehmen, höfliche Zurückhaltung, Beherrschung der Schönschrift usw. Diese gut gemeinten Ratschläge trugen mit dazu bei, dass viele Menschen zur kritiklosen Rollenakzeptanz und Unterordnung in bestehende soziale Konstellationen bereit waren und durch vorauseilenden Gehorsam die hierarchische Organisation derjenigen Systeme aufrecht hielten, die sich für ihre eigenen Lebensperspektiven eher negativ auswirkten.

Auch der Berufsstand der Designer bildet ein soziales System, an dem ein Interessent erst nach der Durchführung des Subprozesses der Eingliederung mitwirken kann. Wird das System durch eine hierarchische Struktur definiert, führt dies seitens der Studenten zur voreiligen Anpassung an disziplinäre ästhetische Vorschriften für gutes Design wie geometrische Formen oder monochrome Farben. Dies trägt während dem Studium dazu bei, dass viele Studenten anstelle ihr ästhetisches Empfinden und ihre Ausdrucksfähigkeit kennenzulernen, weiterzuentwickeln und zu modifizieren unkritisch einem distinktiven, kanonischen Regelsatz folgen und keine selbständige ästhetische Urteilskompetenz erwerben. Wahrscheinlich begründet sich in dieser frühen Unterordnung in die vermuteten Normen des Berufs die Tatsache, dass sich beispielsweise deutsche Designer bezüglich einer sinnen betonten Gestaltung schwer tun, während dies südländischen Designern locker von der Hand geht.