Unterstützung > Zum Kriterium der »Partnerschaftlichkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Der Subprozess der kooperativen Unterstützung bezüglich der polyvalenten Struktur ist als aktive Hilfe zur Selbsthilfe beschreibbar. Beispielsweise werden die Bewohner einer Wohngemeinschaft einander zwar helfen, aber nicht dem Idealbild einer harmonischen Familie entsprechend grenzenlose Hilfsbereitschaft zeigen, sondern mit den Unterstützungsmaßnahmen die Erwartung an entsprechende Eigenaktivitäten verbinden. Die aus dem Subprozess der Unterstützung hervorgehenden Bedingungen für die Erfahrung sind durch das Kriterium der Partnerschaftlichkeit zu umreißen und zu gewichten.

Das partizipative Potential von Design entspricht dem Kriterium der Partnerschaftlichkeit durch ein dem Problem angemessenes, dieses weder völlig aufhebendes noch ihm ausweichendes Lösungsangebot. Dies ist insbesondere in solchen sozialen Bereichen wichtig, in denen Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten aufeinandertreffen wie in der Entwicklungshilfe, der Schule und Ausbildung oder der Behindertenbetreuung.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

Beispielweise geht Entwicklungshilfe mit Orientierung an der hierarchischen Struktur, wie sie noch in den sechziger Jahren typisch war, nicht spezifisch auf die Probleme der Menschen in den sogenannten unterentwickelten Ländern ein. Sie zwingt diesen Menschen den westlichen Lebensstil auf. Die bereitgestellten Hilfsangebote wie Kühlschränke oder Traktoren verbessern zwar vordergründig die Situation, lösen aber nicht die landestypischen Probleme. Auch die grenzenlose Hilfsbereitschaft, die von karitativen Organisationen mit Orientierung auf eine integrative soziale Struktur aller Menschen angeboten wird, ist langfristig negativ einzuschätzen, weil sie die Problemlösung vollständig übernimmt und somit die Menschen von fortdauernder Hilfe abhängig macht. Dagegen regt das partizipative Potential von Design durch seine Art der partnerschaftlichen Unterstützung zur Selbsthilfe an und führt so auf einen dauerhaften Lösungsweg hin, der aus eigener Kraft fortgesetzt werden kann. So fördert und unterstützt die Firma Hess Natur den Anbau naturbelassener Baumwolle in Erzeugerländern durch umfassende technische, agrarwissenschaftliche und wirtschaftliche Betreuung und befähigt die Beteiligten zur Erzeugung vermarktbarer Produkte.

Die Unterstützung durch das partizipative Potential von Design vermittelt den von Schwierigkeiten Betroffenen wieder neues Selbstvertrauen und erleichtert die Wiederherstellung einer partnerschaftlichen sozialen Kooperation. Beispielsweise geht es bei der Gestaltung von Einrichtungen oder Gegenständen für behinderte Menschen nicht darum, alle Probleme von ihnen fern halten, sondern die eigenständige Mitwirkung an der Lösung ihrer Probleme zu erleichtern.

Sinnvoll wäre es auch, das Lernumfeld und Lernmaterialien nach dem Kriterium der Unterstützung zu gestalten. Der Lernende lernt nichts, wenn ihm sein Problem von einem hilfsbereiten Kommilitonen völlig abgenommen wird. Er macht aber auch keine Lernfortschritte, wenn ihm eine Lehrperson scheinbar entgegenkommend aber mit reservierter Haltung die richtige Lösung vorlegt, wohl wissend, dass mit deren Kenntnis noch kein Verständnis einhergeht. Demgegenüber stellt das partizipative Potential von Design anleitende Unterstützungen bereit, die dem Lernenden Schritt für Schritt ermöglichen, den weiteren Lösungsweg selbständig zu entwickeln.