Eingliederung > Zum Kriterium der »Urteilsfähigkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Da der Teilprozess der Konvention durch die den Subprozessen entsprechenden Kriterien Vielfältigkeit, Flexibilität und Alternativenbildbarkeit ausgerichtet ist, gibt es nur eine Minimalmenge an feststehendem Grundwissen, das der Einsteiger bezüglich einem sozialen System mit polyvalenter Struktur erwerben muss. Frühzeitig wird er zur Mitwirkung aufgefordert und es wird ihm zugestanden, durch seine Tätigkeit eine abzweigende Perspektive zu öffnen. Die Schwierigkeit des Einstiegs in eine polyvalente Struktur liegt nicht im Überwinden von Hierarchien, sondern im Überschauen und Auswählen des Einstiegsbereichs. Die Bewertung vieler Alternativen erfordert Urteilsfähigkeit. Ist diese nicht vorhanden, verzögert sich der Subprozess der Eingliederung.

Die Beteiligungsvorgabe hinsichtlich der polyvalenten Struktur umfasst aber eher ein grundsätzliches Engagement für die Partizipation, auch wenn die konkreten Zielbereiche später wechseln, als das Verharren auf einem außenstehenden Beobachtungsstandpunkt zur Urteilsfindung. Die Orientierung an der polyvalenten Struktur beinhaltet die Erkenntnis, dass es keinen Beobachtungspunkt gibt, der absolut sicher zu dem einzig wahren Urteil führt. Daher ist die Urteilsfähigkeit im Laufe der Partizipation an einer polyvalenten Struktur ständig weiterzuentwickeln und zu verfeinern.

Das partizipative Potential von Design wird dem Kriterium der Urteilsfähigkeit gerecht, indem beispielsweise differierende Lösungen zu einem Problembereich vergleichbar dargestellt und bewertet werden. Dies erfordert aber auch von den Designer selbst Weitblick und vorurteilsfreies Experimentieren mit Lösungsalternativen.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

Die Designausbildung muss stärker an einer polyvalenten Struktur ausgerichtet werden, um die Studenten zu befähigen, das partizipative Potential von Design gestalterisch umzusetzen. Eine didaktische Hinführung zur gestalterischen Kompetenz für die Konzeption von Design mit einem klaren partizipativen Potential stellt daher vorhandene Auffassungen im kritischen Vergleich nebeneinander dar, um zur eigenständigen Meinungsbildung und Urteilsfähigkeit anzuregen. Die ersten Projektübungen sollten weniger auf Optimierung eines Ansatzes, als auf kreative Ideenproduktion und gemeinsame Diskussion mehrerer Alternativen zielen. Um im Sinne der polyvalenten Struktur mitzuwirken, reicht es nicht aus wie bezüglich der integrativen Struktur einen vorgefundenen schicksalsergebenen Weg weiterzugehen und sich zu integrieren oder sich durch unterordnende Rollenakzeptanz eine sichere Position innerhalb der hierarchischen Struktur zu verschaffen. Lernziel ist es, durch die Partizipation Urteilsfähigkeit zu entwickeln, indem die eigenen Ideen wiederholt reflektiert, auf Relevanz für andere Menschen geprüft, modifiziert und erneuert werden.

Bezüglich der polyvalenten Struktur und dem zugehörigen partizipativen Potential von Design hat jeder die Chance durch seine Mitwirkung zukunftsbezogene Vorschläge für bessere Lebensformen zu machen und nicht in blinde Anpassung an bereits Bewährtes zu versinken. Viele Studienprojekte, die ohne den Druck einer hierarchisch organisierten Firma oder die wohlwollende, aber fachlich inkompetente Hilfe einer integrativ organisierten Hobbywerkstatt entstanden sind, dokumentieren die Urteilsfähigkeit der Studenten und ihr Engagement, kommunikative Beiträge hinsichtlich der polyvalenten Struktur zu liefern.