Zum Kriterium der »Selbstsicherheit« bezüglich der explorativen Tendenz

Der emotionale Höhepunkt, die Erfahrung von Grenzenlosigkeit, im Zuge einer von der explorativen Tendenz beeinflussten Aktivität, ebbt nach einer intensiven Phase ab und geht im Subprozess der Vertrauensbildung in ein Empfinden von Gewissheit und Mutigkeit über. Diese Empfindung ist durch das Kriterium der Selbstsicherheit zu erfassen und zu bewerten. Obwohl all die grenzenlos erscheinenden Angebote nicht gleichzeitig zu erforschen sind, bildet sich Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten aus, mehr entdecken zu können als das Gewohnte, weitere Vorstöße zu einem späteren Zeitpunkt unternehmen zu können und mit dem Drang nach Neuem, sei es im Denken oder im Tun nicht alleine zu sein. Das impulsive Potential von Design sollte das Kriterium der Selbstsicherheit mitberücksichtigen und dadurch die positive Vertrauensbildung zu Stärkung der Selbsteinschätzung und damit die furchtlose Offenheit gegenüber Erwartungen anderer Menschen und allgemeinen Anforderungen der Welt unterstützen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Werbung wird von den meisten Menschen nicht mehr als Information wahrgenommen. Seitdem mehrere Fernsehsendungen Werbespots thematisieren, weiß jeder, mit welchem Aufwand die ästhetisch perfekten Bilder fabriziert werden. Der Reiz an neuer Werbung gründet daher nicht im Inhaltlichen, Erkenntnis anbietenden, sondern in der Erwartung von ästhetisch unterhaltenden Effekten. Mit deren Einlösung durch das Genre der Werbung ist die Vertrautheit oder Selbstsicherheit der explorativen Tendenz verbunden.

Von einem Nachrichtenmagazin ist dagegen die verständliche, gewissenhaft recherchierte Aufbereitung von Information zu erwarten. Der Zuschauer oder Leser eines Magazins vertraut auf die verantwortliche Vorauswahl der Produzenten. Wenn dann eine Zeitschrift wie Focus mit einem innovativen, ästhetisch ansprechenden, die explorative Tendenz anregenden Design auftritt, ihrem Anspruch auf fundierte Informationen aber nicht gerecht wird, dann rückt diese Täuschung auch das aufwendige Design in ein negatives Licht. Das Vorurteil einer zwangsläufigen Verknüpfung von ästhetischer Vielfalt mit geistiger Einfalt wird dadurch leider wieder bestätigt. Eine ähnliche Diskrepanz zwischen vielversprechender, der explorativen Tendenz entgegenkommender Ästhetik und seichtem Inhalt weisen bedauerlicherweise viele Multimedia-Produktionen auf.

Zum Kriterium der »Grenzenlosigkeit« bezüglich der explorativen Tendenz

Das Erleben von Freude stellt sich unter dem Einfluss der explorativen Tendenz ein, wenn die Neugier viele freie Entfaltungsmöglichkeiten vorfindet und dadurch ein Gefühl der Grenzenlosigkeit entsteht. Der Besuch einer Ausstellung zu einem interessanten Themengebiet, bei dem jedes Exponat wie eine persönliche Entdeckung erscheint, zur kognitiven Entfaltung führt und als Bereicherung der Erfahrung erlebt wird, kann das Erlebnis von Grenzenlosigkeit ebenso anregen, wie ein Abenteuerspiel, die touristische Erkundung eine Region oder die Nutzung einer Bibliothek ohne Zeitlimit für ein Forschungsprojekt. Die emotionale Erfüllung einer explorativen Aktivitätssequenz durch das Fühlen von Grenzenlosigkeit wird oft von vielerlei Einschränkungen behindert, von denen manche berechtigt, andere willkürlich sind. Zum impulsiven Potential von Design gehört die verantwortungsvolle Gestaltung von Grenzen, die dem Kriterium der Grenzenlosigkeit entsprechend genügend Raum zur persönlichen Entfaltung der explorativen Tendenz lassen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Ein vermeidbarer Grund für übervorsichtigen Umgang mit Gebrauchsobjekten, die Unterdrückung von Freude bezüglich der explorativen Tendenz und damit die Missachtung des Kriteriums der Grenzenlosigkeit, ist die Empfindlichkeit von Materialien und Oberflächen bei Kinderspielzeug. Wenn Kinder ständig zum Aufpassen ermahnt oder für Beschädigungen, die im Spieleifer entstehen bestraft werden, bleiben für spontane, Lebensfreude ausdrückende und fördernde explorative Aktivitäten zu wenig Gelegenheiten. Diese fehlen aber auch den Erwachsenen. Anstatt sich an den technischen Geräten, die sie unter dem Einfluss der explorativen Tendenz angeschafft haben, zu erfreuen und durch die vielversprechenden Funktionen Grenzenlosigkeit empfinden zu können, steckt ihnen die Angst im Nacken, das teuer erworbene Gerät, ob Kamera oder Automobil, zu beschädigen. Die meisten Besitzer von Videorecordern nutzen nur die Basisfunktionen. Selten nehmen sie Sendungen zu für sie interessanten Themen auf, um sie zu archivieren oder später in Ruhe anzuschauen, weil sie die Geräte nicht programmieren können und befürchten, etwas kaputt zu machen.

Auch falsche Verkehrsplanung wie lange Abschnitte von Stadtautobahnen ohne Wende- oder Überquerungsmöglichkeit, kann dazu führen, dass der Bewegungsdrang der explorativen Tendenz eingeschränkt werden muss und das Kriterium der Grenzenlosigkeit unerfüllt bleibt. Ebenso schneiden zeitliche Vorgaben wie die Öffnungszeiten von Universitäten, Bibliotheken, Werkstätten und Museen oder lange Wartezeiten bei der Arbeit mit dem Internet oft eine explorative Phase noch vor ihrem erlebten Höhepunkt von Grenzenlosigkeit ab und verhindern somit die positive Verankerung dieser Erlebnisse in der Erinnerung.

Zum Kriterium der »Leichtigkeit« bezüglich der introvertierten Tendenz

Bezogen auf die introvertierte Tendenz qualifiziert das Kriterium der Leichtigkeit den emotionalen Subprozess innerer Erfüllung. Die Dimensionen der inneren Welt sind in Phasen, in denen der Subprozess der Erfüllung dominiert, mit Gedanken und Anschauungen gefüllt zu sein, die sich wie von selbst zu einer ungezwungenen Ganzheit von tiefen und oberflächlichen, vergangenen und künftigen Erfahrungen verbinden. Erfahrungen von Leichtigkeit begünstigen das Entstehen eines positiven, das eigene Ich bejahenden Selbstgefühls. Sie sind eine wichtige Voraussetzung zur bewussten Genussfähigkeit von Lebensqualität. Zudem fördert innere Leichtigkeit zwangloses, ehrliches zwischenmenschliches Aufeinanderzugehen. Das animative Potential von Design sollte die Erfahrung von Leichtigkeit durch die Verwendung von bekannten, angenehm empfundenen, der mentalen Einstellung entsprechenden ästhetischen Mitteln anregen und sparsam mit irritierenden oder beängstigend wirkenden Reizen umgehen.

Beispiel für das animative Potential von Design

Wenn Menschen sogar ihren kleinen privaten Lebenskontext nicht mehr als ihrer inneren Wirklichkeit zugehörig verstehen und selber beherrschen können, fehlt dem Gefühl von Leichtigkeit die Basis. Es stellt sich selten ein. Was als gemütlich oder heimelig empfunden wird, kann im Detail sehr unterschiedlich aussehen und von sozialen Konventionen beeinflusst sein (vgl. Becker, 1988). Ob das Sofa im geblümten Stoff mit passenden Kissen oder ein Ledersofa mit verchromtem Gestell, eine rustikale Eckbank oder ein Glastisch mit Freischwingern, die Ecke mit Familienfotos oder die Vitrine mit exklusiven Sammlerstücken, jeder sollte sich ungeachtet aller Repräsentationsabsichten in seiner Wohnung intuitiv wohl und innerlich frei fühlen können. Das Angebot an Einrichtungsgegenständen muss daher neben den Objekten, die zur repräsentativen Ausstattung gehören immer auch alltägliche oder einem speziellen Geschmack entsprechende, Erinnerungen tradierende oder eine aktuelle persönliche Veränderung ausdrückende Objekte umfassen. Gerade hinsichtlich der Gestaltung und Einschätzung solch alltäglicher Designaufgaben beweist sich das Selbstverständnis von Design als Dienstleistung durch entsprechend vorsichtigen Einsatz von gestalterischen Ideen und rücksichtsvollem Einbezug der ästhetischen Erwartungen von Nutzern.

Auch die Einrichtung eines Cafés oder eines Pausenraums kann das Aufkommen von Leichtigkeit begünstigen, wenn der Besucher in dem Ambiente zu Ruhe und Gefasstheit kommen und innerlich unbeschwert den Abstand zur Arbeit genießen kann. Allzu modisches Design von Cafés wirkt auf Menschen, die nicht jeden neuen Trend verinnerlichen, bezüglich der introvertierten Tendenz nach kurzfristigem Rückzug, regenerativem Genuss und innerlich aufatmender Leichtigkeit abschreckend und irritierend. So fühlen sich oft die Stammkunden von Lokalen und Cafés nach deren uneinfühlsamer Renovierung dort nicht mehr wohl und heimisch. Firmeninterne Pausenräume sollten eine deutlich zu unterscheidende Ästhetik zur restlichen Firmeneinrichtung aufweisen, um ihre Funktion als regenerative Oasen für Körper und Seele zu erfüllen.

Zum Kriterium der »Gegenwärtigkeit« bezüglich der somatischen Tendenz

Das körperbezogene Glücksgefühl drückt sich in der Erlebnisqualität von Gegenwärtigkeit aus. Im Hier und Jetzt übersteigt das körperliche Erleben von positiver Intensität die Einflüsse der anderen subliminalen Tendenzen und hebt den Unterschied zwischen innen und außen, vorher und nachher auf. Neben den körperlichen Erfahrungsbereichen von Erotik und Sexualität vermitteln vor allem positiv motivierte körperliche Arbeit, Sport und Musik erfreuende Emotionen, die im gegenwärtigen Erleben zur Entfaltung kommen und daher durch das Kriterium der Gegenwärtigkeit zu bewerten sind.

Eine körperliche Stimulanz der Endorphine oder Glückshormone durch entsprechende Drogen ohne körperliche Bewegung erzeugt nicht die gleiche Qualität von Gegenwärtigkeit, weil das mit der Körperaktivität verbundene somatische Feedback fehlt. Für dieses glaubt der Physiologe Neil Todd (vgl. New Scientist, Bd. 2047, S. 10) eine Erklärung gefunden zu haben, die den Reiz solch unterschiedlicher Aktivitäten wie Tanzen bei lautstarker Musik, Bungee-Jumping, Rafting oder Motorradfahren betrifft. Ein Teil des Innenohrs, der Sacculus, der ebenso für das Hören, wie für die Gleichgewichtsfindung zuständig ist, verursacht bei Stimulanz ein Bewegungsgefühl, das durch die somatische Tendenz zu mehr Aktivität und zur Verstärkung des Gefühls drängt. Extremsportler werden durch zunehmende Gewöhnung regelrecht süchtig nach Steigerung von Geschwindigkeit oder Lautstärke. Normale Körperaktivität reicht nicht aus, um dieses Feedback zu stimulieren. So hat die Empfehlung von Karl Schallaböck vom Wuppertal Institut, Aktivität und ökologisches Bewusstsein miteinander zu verbinden und öfters mal zu Fuß zu gehen keine große Attraktivität für Bewegungshungrige. Das sensitive Potential muss daraufhin angelegt sein, körperliche Belastungsproben im Alltag nicht völlig auszuräumen und zusätzlich durch positive, risikoarme Tätigkeitsangebote intensive körperliche Aktivitätserfahrung zu fördern.

Einige Bereiche, in denen das sensitive Potential im beschriebenen Sinne zum Einsatz kommt, werden aufgrund der Geringschätzung des Körpererlebens und dem Mangel an entsprechenden persönlichen Erfahrungen von Theoretikern diskriminiert. Doch der somatische Drang nach der Erfüllung der Sinne und dem Genießen der Körperlichkeit gehört zum Menschsein und ist auch aus historischen Schilderungen und Erfahrungsberichten von extremen Erlebnissen, insbesondere im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen bekannt. Diese Bereiche sollten auch von Designern aufgegriffen werden, um die Thematisierung der somatischen Tendenz nicht denjenigen zu überlassen, die dem Kriterium der Gegenwärtigkeit von Körperempfindungen einzig durch extreme Reize, die spontan Emotionen wie blinde Faszination oder Aggressivität auslösen, entgegen kommen.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Viele Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten bieten ein intensives, erfüllendes Erlebnis von Gegenwärtigkeit an. Das ungewohnte Bewegungsgefühl bei weitgehend garantierter Sicherheit erfreut die Menschen. Die intellektuelle Missachtung solcher Erlebnisangebote konnte ihren Erfolg nicht bremsen und ist ungerechtfertigt, denn das komplexe Design von Achterbahnen ist längst eine Angelegenheit für Experten.

Die Techno-Musik basiert nicht auf melodischen Kompositionen, sondern auf dem sensitiven Potential von subliminalen Wirkungen auf die ästhetische Erfahrung durch Klänge und Rhythmen. Filme für Kinos mit Imax-Technlogie, die eine Panorama-Projektionswand mit beweglichen Zuschauerplätzen kombiniert, haben nicht in erster Linie die Aufgabe, eine gute Geschichte zu erzählen, sie sind vielmehr durch das sensitive Potential dahingehend zu gestalten, dass sie eine intensive Körpererfahrung des gegenwärtigen Beteiligtseins am Geschehen ermöglichen. Auch Computerspiele, die Autorennen oder Flugerfahrungen simulieren, bieten eine ungefährliche Möglichkeit des intensiven Auslebens der somatischen Tendenz an.

Küchenutensilien zur Zubereitung der Speisen und zum Servieren vom Kochtopf bis zum Serviettenhalter haben nicht nur die Aufgabe gebrauchsgerecht zu funktionieren, sondern dienen darüber hinaus dem die Sinne erfreuenden und der somatischen Tendenz entsprechenden Genuss beim Kochen und Essen. Das Kriterium der Gegenwärtigkeit kann gerade bezüglich dem alltäglichen Vorgang des Essens qualitativ gefördert werden und die Vielfalt der Speisen sollte sich auch in der Vielfalt der Service, Gläser und Bestecke ausdrücken. So hat es sich die Bewegung »Slow Food« zur Aufgabe gemacht, alles was zur Leibesfreude des Essens gehört, zu kultivieren. Denn letztlich trägt eine Erfüllung der Sinne und das positive Erleben von körperlicher Gegenwärtigkeit auch zu einer Abkehr von kalter, distanzierter Oberflächlichkeit und einer Bereicherung der Herzensbildung bei. Da nicht jedermann in seiner eigenen Küche diese Qualität erreichen kann, ist die Gastronomie gefordert, auch breiteren Zielgruppen einen genussvollen Umgang mit Nahrung, wenn auch nicht jeden Tag, so doch bei Gelegenheit zu ermöglichen.

Zum Kriterium der »Spontaneität« bezüglich der explorativen Tendenz

Die Bereitschaft zur explorativen Tendenz, konkretisiert sich in einer Haltung der Offenheit und Spontaneität bezüglich Reizen, die in der äußeren Wirklichkeit lokalisiert werden. Mit der offenen Haltung wird häufig Neues entdeckt und viele gleichzeitig stattfindende Reizereignisse werden gemeinsam registriert. Dadurch entstehen neuronale Verknüpfungen, die später zu kreativen Assoziationen beitragen können. Bei Kindern und Jugendlichen ist die offene Spontaneität häufig zu finden, wenn sie sich noch keine skeptische Vorsicht als Schutz vor Enttäuschungen angewöhnt haben.

Spontaneität äußert sich in impulsivem Verhalten, das Kinder und Jugendliche noch weniger steuern können als Erwachsene. Spontan gehen sie auf Reizangebote, die sich ihnen bieten zu. Das Kind läuft mitten durch die Pfütze, staunt über den Stab mit Zuckerwatte, steckt den Schnee in den Mund, reißt im Supermarkt an den bunten Verpackungen, lächelt fremden Menschen im Bus zu usw. Jugendliche, bei denen die explorative Tendenz der Spontaneität durchschlägt, erkunden aktiv ihre Umwelt. Sie setzen sich dabei oft unbeabsichtigt über konventionelle Grenzen hinweg und finden ihre eigenen Grenzen. Sie probieren, einen Lichtmast zu erklettern, mit dem Bike eine Treppe hinunterfahren, auf der Autobahnbrücke den Fahrenden zuwinken usw. Die Erhaltung von Offenheit und Spontaneität in der Begegnung mit der Außenwelt, der Natur, den Medien und den anderen Menschen ist eine wichtige Voraussetzung für die Fähigkeit, ethisches Bewusstsein und produktiven Gestaltungswillen zu entwickeln und sollte deshalb durch Design, das Gelegenheiten für spontanes, exploratives Verhalten schafft und zu weiteren Initiativen anregt, gefördert werden.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Die baulichen Konzepte von Schulen sollten in Hinsicht der Schaffung von Möglichkeiten zum Ausleben von Spontaneität neu überdacht werden. Es sollten Möglichkeiten für Begegnungen von Schülern verschiedener Klassen oder Schulrichtungen bestehen. Die Schüler sollten spontan, auch nachmittags nicht nur den Schulhof, sondern auch Sportgeräte oder Computer nutzen zu können oder sich zum gemeinsamen Lernen im Klassenraum zu treffen können.

Wie wichtig für viele Menschen das Gefühl spontan handeln zu können ist, auch wenn sie es nicht jederzeit einlösen, zeigt die ungebrochene Beliebtheit des Autos, das immer bereit steht. Außerhalb der Ballungsgebiete sind öffentliche Verkehrsmittel wegen ungünstigen Fahrzeiten oder zu großer Kapazität oft nicht ausgelastet. Hier müssten neue Konzepte, die im Ansatz bereits als Studien vorliegen (vgl. Vester, 1988) den flexibleren Einsatz kleinerer Fahrgastzellen und dem aktuellen Bedarf entsprechender Fahrplanzeiten ermöglichen.

Zum Kriterium der »Sensibilität« bezüglich der somatischen Tendenz

Manche Menschen erwachen sehr leicht, wenn sich an ihrem Zustand etwas ändert. Der Anlass kann von außen kommen wie ein Geräusch oder ein kühler Luftzug oder von innen wie ein Hungergefühl oder ein schlechter Traum. Auch im Wachzustand nimmt der Körper durch seine Sensibilität dauernd das Bereitschaftspotential in Anspruch und kann dadurch die Konzentrationsfähigkeit für bewusste Tätigkeiten stören. Ob übersteigerte Sensibilität durch den situativen Kontext, der den körperlichen Verhaltensdrang zu stark einschränkt, oder organische Reaktionen verursacht ist, bleibt oft unklar. So kann die Hyperaktivität von Kindern als Kompensierung des aufgezwungenen Stillsitzens in der Schule oder als Energieüberschuss durch Überzuckerung des Organismus gedeutet werden. Die Ursache von chronischen Schmerzen wird als gegen den eigenen Körper gerichtete Reaktion des Immunsystems interpretiert oder auf schwierige Lebensumstände zurückgeführt.

Aus diesen Alltagsbeobachtungen ist bezüglich dem Kriterium hoher Sensibilität als Bereitschaft zur somatischen Tendenz zu folgern, dass sich das Körperliche während bewusst eingeschlagenen Motivationstendenzen in verschiedensten Formen durchsetzt. In der speziellen genetischen Prägung der körperlichen Konstitution manifestiert sich Individualität. Diese muss in das zwischenmenschliche Zusammenleben integriert werden. Deshalb ist ein Großteil bewusster individueller und sozialer Anstrengungen darauf gerichtet, die körperliche Sensibilität entsprechend den jeweiligen kulturellen Konventionen zu regulieren (s. o. zu Freud und Elias). Diese im öffentlichen Leben geforderte Körperkontrolle kann zur Abschottung gegenüber jeglichen somatischen Reizen führen. Ein Niesreiz, ein Lachreiz oder das Gefühl, sich strecken zu müssen, werden ebenso unterdrückt wie sexuelle Regungen.

Ein zweiter Grund für mangelnde Sensibilität bezüglich der somatischen Tendenz resultiert aus der Diskrepanz zwischen registrierten Umweltreizen und der inneren Kapazität, diese zu verarbeiten. Die persönliche Reizschwelle wird dann zum Schutz erhöht und matte Farben, leise Töne, feine Formen fallen durch das subliminale Raster. Die Bereitschaft zur sensiblen Registrierung von unterschiedlichen Reizen auf gleichen und verschiedenen Intensitätsniveaus ist die wichtigste Voraussetzung für die Untersuchung aller weiteren, die somatische Tendenz betreffenden ästhetischen Kriterien. Deshalb sollte das sensitive Potential darauf angelegt sein, durch das Angebot differenzierter Reizniveaus, die Fähigkeit zur Sensibilität zu wecken, zu erhalten und auszubauen.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Hersteller von hochwertigen Beschichtungsmaterialien für Oberflächen erforschen das Verhältnis zwischen der Rauhigkeit des Materials und der Hautfeuchtigkeit sowie dem Temperaturgefühl bei Berührung. Lackhersteller entwickeln Autolacke, die bei Änderungen des Lichteinfalls ihre Farbreflexion verändern. Die Autos wirken dadurch weniger plakativ auffallend, als vielmehr sensibel und in immer neuer Weise reizvoll.

Die Planung eines Supermarkts kann aus kommerziellem Interessen mittels dem sensitiven Potential von Design die Sensibilität unterstützen. Indem die Waren nicht durch Barrieren verstellt werden, wird die Bereitschaft der Kunden zur sensiblem Registrierung verschiedenster Produkte gefördert.Anstelle rechtwinkliger Regalführung kann die Wegeführung dem Rollradius des Einkaufwagens angepasst sein, um störendes, holpriges Schieben zu vermeiden. Die Gemüsetheke lädt beim Selbstabwiegen zum Spiel mit dem Tastsinn ein. Die Hand gleitet über glatte Tomaten, feine Folien, knubbelige Nüsse, bauschigen Salat usw. Beleuchtung mit unterschiedlichen Lichtwellen markiert den Übergang in die nächste Zone.

Bedienelemente werden durch sanfte Wölbungen oder Vertiefungen auf die haptische oder durch Klickgeräusche auf die akustische Sensibilität abgestimmt. Ein Kranführer bewegt zwar große Lasten, muss diese jedoch sehr sensibel steuern. Eine Kassiererin tippt nur Zahlen ein, muss aber das sichere Feedback spüren, jede Taste richtig aktiviert zu haben.

Plakate oder Titelseiten sollen Aufmerksamkeit wecken. Wenn sie aber generell ein zu starkes Reizniveau erreichen, werden sie nicht mehr differenziert registriert. Formatwechsel, unterschiedliche Farbsättigung, verschiedene Papierqualitäten erfordern eine eher sensible Beachtung.

Begegnung > Zum Kriterium der »Toleranzfähigkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Dem Individuum als Partizipant einer polyvalenten Struktur ist bewusst, dass verschiedene Wege richtig sein können, dass der in irgendeiner Weise andersartige Mensch als solcher akzeptiert und weder in einem nivellierenden Konsens verschwinden noch durch ablehnende Vorurteile ausgeschlossen oder im Wettbewerb übervorteilt werden sollte. Nicht gleichgültige, das Anderssein ignorierende oder hochmütige, die eigene Position nicht gefährdende, sondern eine achtungsvolle Toleranz ist die zur polyvalenten Struktur passende soziale Grundeinstellung. Im Subprozess der kooperativen, mitmenschlichen Begegnung ist die bedingende Wirkung auf die Erfahrung daher mit dem Kriterium der Toleranzfähigkeit zu beschreiben.

Zu dieser Toleranzfähigkeit gehört das Einüben von Argumentationsfähigkeit oder anderer nicht auf die verbale Sprache reduzierter ästhetischer Ausdrucksformen. Des weiteren ist die Fähigkeit wichtig, kontroverse und relativierende Diskussionen zu führen, die sich aus der gegenseitigen Anerkennung und differenzierten Darlegung der jeweiligen Meinungen ergeben und nicht darauf zielen, einen harmonischen Konsens zu finden, sondern die Anschlussfähigkeit im respektierenden Dissens zu erhalten.

Das partizipative Potential von Design kann dem ästhetischen Kriterium der Toleranzfähigkeit durch die Schaffung differenziert gestalteter, echte Alternativen darstellender Angebote entsprechen. Diese können die Einübung von mitmenschlicher Toleranz mittels der Anregung zur Diskussion von unterschiedlichen ästhetischen Überzeugungen fördern.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

Ausstellungen von Designobjekten sollten keine museale Stimmung wecken, sondern die Besucher zur Auseinandersetzung über die vorgestellten Konzepte zu möglichen Wirklichkeiten anregen. Die Pflege einer differenzierten Streitkultur bezüglich Gegenständen, welche die aktuelle Gegenwart und die nahe Zukunft betreffen, sollte die abgeklärte Ergriffenheit vor etablierten Kunstwerken oder sie skeptische Bewunderung vor allzu enthusiastischen Zukunftsvisionen ablösen. Im Unterschied zum Ansatz der Moderne, der die Designer auf die Jagd nach innovativen, immer besseren Ideen trieb, folgt Design mit ausgeprägtem partizipativem Potential, welches das ästhetische Kriterium der Toleranz vermitteln will, ein Bemühen um die Diskussion von vielfältigen Interpretationen zum Leben durch ästhetische Mittel. Die aktuelle Gegenwart und die nahe Zukunft betreffen, sollte die abgeklärte Ergriffenheit vor etablierten Kunstwerken oder die skeptische Bewunderung vor allzu enthusiastischen Zukunftsvisionen ablösen. Im Unterschied zum Ansatz der Moderne, der die Designer auf die Jagd nach innovativen, immer besseren Ideen trieb, folgt für Design mit ausgeprägtem partizipativen Potential, welches das ästhetische Kriterium der Toleranz vermitteln will, ein Bemühen um die Diskussion von vielfältigen Interpretationen zum Leben durch ästhetische Mittel.

Begegnung > Zum Kriterium der »Konkurrenz« bezüglich der hierarchischen Struktur

Bezüglich der hierarchischen Struktur sind die Wertprinzipien durch die Zielvorgabe und die zugehörige Niveaudifferenz bestimmt. Jeder an dieser Struktur orientierte möchte eine Position innerhalb der Hierarchie ergattern, halten oder verbessern und ist ständig mit den anderen Beteiligten im Wettbewerb. Andere Menschen werden danach eingeteilt, ob sie dieses konkurrierende Streben unterstützen oder behindern. Deshalb leitet nicht die fast naive, aufgeschlossene Vorbehaltlosigkeit wie bezüglich der integrativen Struktur, noch die achtungsvolle Toleranz oder das neugierige Interesse am Fremdartigen des anderen, wie hinsichtlich der polyvalenten Struktur, das zwischenmenschliche Verhalten. Vielmehr ist die soziale Grundeinstellung durch andauernde Konkurrenz geprägt.

Auch die Designdisziplinen sind oft noch hierarchisch strukturiert. Deshalb nutzen Designer das distinktive Potential von Design ebenfalls, bezüglich der disziplinären Diskussion und ihrer öffentlichen Selbstdarstellung. Sie begünstigen dadurch das Entstehen einer mitmenschlichen Konkurrenz die über den direkten beruflichen Wettbewerb hinausgeht. Das Konkurrieren um bessere Leistungen kann dazu beitragen, die Qualität einer Disziplin zu stärken. Gerade im Designbereich ist jedoch auf Dauer keine einheitliche Messlatte für Qualität festsetzbar, ohne dogmatisch auf deren Richtigkeit zu beharren und alle Vertreter alternativer Ansätze als Konkurrenten zu besiegen. Mit dem beruflichen Selbstverständnis der Designer, die im Interesse von anderen Menschen Konzepte entwickeln sollten, ist dieses Konkurrenzverhalten im Grunde nicht zu vereinbaren. Trotzdem orientieren sich auch viele Designer bevorzugt an der hierarchischen Struktur, die für sie nur zwei Möglichkeiten offen zu lassen scheint. Entweder gelingt es, eine Spitzenposition zu erlangen oder der Versuch scheitert und es bleibt nur der Platz im unteren Teil der Pyramide übrig. Erfolgreichere Kollegen stempeln den Betroffenen rasch als bloßen Erfüllungsgehilfen seiner wenig renommierten Auftraggeber ab. Diese konstruierte Polarität degradiert die Mehrzahl der Designer, die ihren Beruf als alltagsbezogene Dienstleistung verstehen und überhöht die Genialität und den tatsächlichen Leistungsvorsprung der wirtschaftlich Erfolgreichen.

Das Kriterium der Konkurrenz kann auch positiv zur Steigerung der Leistungsbereitschaft gewertet werden und es kann Spaß machen, sich im fachlichen Wettbewerb zu messen. Je nach Zielvorgabe belebt die Konkurrenz dann die mitmenschliche Kooperation. Gewinner und Verlierer sollten in diesem Fall nicht gegeneinander ausgespielt werden und der Wettbewerb sollte vielfältige Anlässe für Konkurrenz zulassen sowie unterschiedliche Leistungen belohnen, damit nicht immer die gleichen profitieren. Die Unterstützung der Konkurrenz im kooperativen Zusammenleben durch distinktives Design bleibt jedoch fragwürdig, da sie zur Fundamentierung von Machtverhältnissen missbraucht werden kann.

Beispiel für das distinktive Potential von Design

Konkurrenzverhalten kann bereits bei Kindern gefördert oder abgemildert werden. Beispielsweise schätzen Kinder einander an der Kleidung ein. Schnell erkennen sie, wessen Eltern es sich nicht leisten können, ihr Kind mit den richtigen Labeln auszustatten. Manche Eltern unterstützen zusätzlich durch markenbewussten Konsum dieses konkurrierende Verhalten, das dem Aufbau echter Freundschaften und dem gemeinsamen Lernen im Wege steht. Deshalb gibt es Überlegungen, das distinktive Potential der Kleidung in der Schule zu minimieren und eine einheitliche Schulkleidung einzuführen.

Dem Verlangen mancher Menschen, über den Tod hinaus mit den anderen zu konkurrieren, gibt das distinktive Potential vieler Grabstätten Ausdruck. Hier wird edler Marmor überdimensional verbaut. Auch die Familienmitglieder hochrangiger Persönlichkeiten geben ihre Trauer, die in ihrer Tiefe sicher vergleichbar mit derjenigen von Normalbürgern ist, gerne durch die Größe und Vielzahl der Todesanzeigen sowie der Schaltung in wichtigen Zeitungen kund.

Begegnung > Zum Kriterium der »Vorbehaltlosigkeit« bezüglich der integrativen Struktur

Konflikte zwischen den Wünschen des Individuums und den Anforderungen des sozialen Systems entstehen mit Orientierung an der integrativen Struktur kaum. Außer sehr elementaren Tabus gibt es für die kommunikative Dimension der Erfahrung auch im Subprozess der mitmenschlichen Begegnung wenig Vorbehalte oder Grenzen. Diese unreflektierte Vorbehaltlosigkeit ist völlig anders zu verstehen als eine bewusste Offenheit. Wenn alle Menschen den Kriterien der integrativen Struktur folgend harmonisch zusammenleben oder sich solange aus dem Weg gehen, bis das Gefühl von Zusammengehörigkeit wieder hergestellt ist, tauchen gar keine ernsteren Konflikte auf. Fesseln werden erst bei dem Wunsch wegzugehen spürbar und bezogen auf die integrative Struktur scheint es, als wolle selten jemand ausscheren.

Bezüglich der integrativen Struktur sind alle Beteiligten gleichwertig. Diese Egalität wird nicht weiter reflektiert, sondern recht naiv als selbstverständlich vorausgesetzt. Deshalb erfasst das Kriterium der freundlichen Vorbehaltlosigkeit die Erfahrung der kooperativen, mitmenschlichen Begegnung am besten. Weder zu viel Zuwendung noch zu starke Ablehnung, weder enthusiastische Gefühle noch scharfe Kritik haben hier Platz. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, dass sich ein soziales System mit integrativer Struktur schwerlich über den durchschnittlichen Konsens des kleinsten gemeinsamen Nenners hinausentwickeln wird. Insbesondere deshalb, weil der Konsens so umfassend werden kann, dass auch abweichende Ansätze großzügig und verständnisvoll aufgenommen werden und damit fruchtbaren, weiterführenden Auseinandersetzung jede Wirkung entzogen bleibt.

Das kollektive Potential von Design kann dem Kriterium der Vorbehaltlosigkeit beispielsweise durch die Vermeidung abgrenzender Zeichen Rechnung tragen. Dies ist besonders im Servicebereich zu beachten.

Beispiel für das kollektive Potential von Design

Im öffentlichen Lebensalltag erwarten auch Menschen, die sich ansonsten an einer anderen sozialen Organisationsstruktur orientieren, Vorbehaltlosigkeit in der zwischenmenschlichen Begegnung. Wenn Menschen, die in Dienstleistungsberufen arbeiten und dadurch
soziale Schlüsselpositionen innehaben wie Schaffner, Verkäufer, Briefträger, Vertreter, Lehrer den Kunden mit Vorbehaltlosigkeit begegnen und sich so verhalten, als ob abgrenzende Zeichen gar nicht vorhanden wären, verbreiten sie das Gefühl, dass die integrative Organisationsstruktur weiterhin als eine Basis menschlichen Zusammenlebens fungieren kann.

Verkäuferinnen in Parfümerien oder Boutiquen sollten nicht zu hübsch und gepflegt aussehen, um weniger perfekt gestylte Kundinnen nicht abzuschrecken und den Kundenkontakt nach dem Kriterium der Vorbehaltlosigkeit gestalten zu können. Die Gestaltung der Polizeiuniformen sollte je nach Einsatzbereich variabel gestaltet sein. Das positive Image des bürgernahen, hilfsbereiten Polizisten, dem mit Vorbehaltlosigkeit zu begegnen ist und der ebenso auf die Bürger zugehen soll, wird durch dunkle, militärisch wirkende Uniformen nicht unterstützt.

Unterstützung > Zum Kriterium der »Partnerschaftlichkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Der Subprozess der kooperativen Unterstützung bezüglich der polyvalenten Struktur ist als aktive Hilfe zur Selbsthilfe beschreibbar. Beispielsweise werden die Bewohner einer Wohngemeinschaft einander zwar helfen, aber nicht dem Idealbild einer harmonischen Familie entsprechend grenzenlose Hilfsbereitschaft zeigen, sondern mit den Unterstützungsmaßnahmen die Erwartung an entsprechende Eigenaktivitäten verbinden. Die aus dem Subprozess der Unterstützung hervorgehenden Bedingungen für die Erfahrung sind durch das Kriterium der Partnerschaftlichkeit zu umreißen und zu gewichten.

Das partizipative Potential von Design entspricht dem Kriterium der Partnerschaftlichkeit durch ein dem Problem angemessenes, dieses weder völlig aufhebendes noch ihm ausweichendes Lösungsangebot. Dies ist insbesondere in solchen sozialen Bereichen wichtig, in denen Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten aufeinandertreffen wie in der Entwicklungshilfe, der Schule und Ausbildung oder der Behindertenbetreuung.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

Beispielweise geht Entwicklungshilfe mit Orientierung an der hierarchischen Struktur, wie sie noch in den sechziger Jahren typisch war, nicht spezifisch auf die Probleme der Menschen in den sogenannten unterentwickelten Ländern ein. Sie zwingt diesen Menschen den westlichen Lebensstil auf. Die bereitgestellten Hilfsangebote wie Kühlschränke oder Traktoren verbessern zwar vordergründig die Situation, lösen aber nicht die landestypischen Probleme. Auch die grenzenlose Hilfsbereitschaft, die von karitativen Organisationen mit Orientierung auf eine integrative soziale Struktur aller Menschen angeboten wird, ist langfristig negativ einzuschätzen, weil sie die Problemlösung vollständig übernimmt und somit die Menschen von fortdauernder Hilfe abhängig macht. Dagegen regt das partizipative Potential von Design durch seine Art der partnerschaftlichen Unterstützung zur Selbsthilfe an und führt so auf einen dauerhaften Lösungsweg hin, der aus eigener Kraft fortgesetzt werden kann. So fördert und unterstützt die Firma Hess Natur den Anbau naturbelassener Baumwolle in Erzeugerländern durch umfassende technische, agrarwissenschaftliche und wirtschaftliche Betreuung und befähigt die Beteiligten zur Erzeugung vermarktbarer Produkte.

Die Unterstützung durch das partizipative Potential von Design vermittelt den von Schwierigkeiten Betroffenen wieder neues Selbstvertrauen und erleichtert die Wiederherstellung einer partnerschaftlichen sozialen Kooperation. Beispielsweise geht es bei der Gestaltung von Einrichtungen oder Gegenständen für behinderte Menschen nicht darum, alle Probleme von ihnen fern halten, sondern die eigenständige Mitwirkung an der Lösung ihrer Probleme zu erleichtern.

Sinnvoll wäre es auch, das Lernumfeld und Lernmaterialien nach dem Kriterium der Unterstützung zu gestalten. Der Lernende lernt nichts, wenn ihm sein Problem von einem hilfsbereiten Kommilitonen völlig abgenommen wird. Er macht aber auch keine Lernfortschritte, wenn ihm eine Lehrperson scheinbar entgegenkommend aber mit reservierter Haltung die richtige Lösung vorlegt, wohl wissend, dass mit deren Kenntnis noch kein Verständnis einhergeht. Demgegenüber stellt das partizipative Potential von Design anleitende Unterstützungen bereit, die dem Lernenden Schritt für Schritt ermöglichen, den weiteren Lösungsweg selbständig zu entwickeln.