Zum Kriterium der »Assoziierbarkeit« bezüglich der introvertierten Tendenz

Freies Assoziieren ist eine Methode, um die Ideenfindung nicht durch bewusste Reflexion vorzeitig abzublocken. Spontan werden Gedanken geäußert, die bezüglich einem gegebenen Begriff oder einer Problemstellung in den Sinn geraten. Diese Assoziationen können sich verselbständigen und sozusagen vom Hundertsten ins Tausendste gehen. Es entsteht ein assoziatives Sinngewebe, welches in seinen fortgeschrittenen Verästelungen und Verbindungen mit dem anstoßgebenden Anlass oft gar nichts mehr zu tun hat. Trotzdem kann der Anlass später stellvertretend für den Assoziationsprozess stehen. Dann wird ein Bild, ein Plakat, ein Film, eine Hausfassade oder ein Möbelstück, ein Werkzeug usw. in der ästhetischen Erfahrung zum Knotenpunkt, der ein viel größeres Sinngewebe zusammenhält. Solche Assoziationen sind durch den Erfahrungshintergrund geprägt und gestaltet. Sie nehmen im Erleben großen Raum ein, beispielsweise auch als Tagträume. Dadurch bewegt sich jeder Mensch, dem eine selbständige Entwicklung möglich ist, in seiner speziellen Wirklichkeit. Wissenschaftliche, philosophische, religiöse oder künstlerische Beschreibungen dieser Wirklichkeiten, sind je auf ihre Art bestrebt, deren gemeinsames Fundament zu erfassen und setzen dieses oft mit der einen zeitlosen oder sich linear entwickelnden Realität gleich, innerhalb derer die verschiedenen Erlebniswirklichkeiten der einzelnen Menschen nur vergängliche Nischen bilden. Gerade in der dynamischen Entfaltung von Nischenwirklichkeiten und der Generierung von unterschiedlichen Sinnzusammenhängen kann aber der eigentliche Wert des individuellen Lebens liegen.

Bezüglich der Position von Design und den zugehörigen ästhetischen Präferenzen, ist zu fragen, ob Design als zeitlose Deutung der einen objektiven Realität, bzw. als deren linear fortschreitende Modellierung oder im Unterschied zu diesem vereinheitlichenden Ansatz als Ausdruck und immer neue Interpretation der in verschiedenen Lebensprozessen generierten Vielfalt von Wirklichkeiten verstanden werden soll. Im ersten Fall bezeichnet Design abgekapselte Einheiten, Black-Boxes, die den Nutzern ohne Rücksicht auf spezielle Sinnzusammenhänge vorgesetzt werden. Im zweiten Fall, der die Aufgabe des animativen Potentials von Design bezogen auf die Assoziierbarkeit innerhalb der introvertierten Tendenz bezeichnet, sollte sich Design aus der Wirklichkeit der Nutzer entwickeln und potentiell zu einem sinnhaften Knotenpunkt werden können.

Beispiel für das animative Potential von Design

Ein gutes Erscheinungsbild eines Unternehmens vom Briefkopf über Architektur, Produktgestaltung und innerbetriebliche Organisation vemittelt nach innen und nach außen die Assoziation eines stimmigen, sinnvollen Zusammenhangs. Corporate Identity und Corporate Image müssen in Kooperation mit den Mitarbeitern und den Kunden gestaltet werden, um durch den Einsatz von Gestaltung in allen Bereichen intuitiv funktionierende Sinnanschlüsse anbieten zu können. Insbesondere die Mitarbeiter von Dienstleistungsunternehmen sollten selbst positive Assoziationen mit der Unternehmensidentität verbinden, damit sie diese im Kundenkontakt weitergeben können.

Entgegen strikten CI-Konzepten, in die sich die Mitarbeiter einfügen müssen, bietet das animative Potential die Möglichkeit der Assoziierbarkeit zu verschiedenen subjektiven Wirklichkeiten an. Das animative Potential von Design sollte daher nicht unbedingt nur eine perfektionierte Lösung fixieren, sondern müsste im ästhetischen Ausdruck variabel sein und durch technisch leicht zu realisierende Änderungen Assoziierbarkeit und sinnvolle Entfaltung innerhalb verschiedener Erlebniswirklichkeiten anbieten. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Swatch-Prinzip.

Ein Werbespot von Microsoft zeigt mittels einem filmischen Streifzug über die Welt die Begegnung mit verschiedensten Menschen, die in ihrem Bereich das beworbene Produkt einsetzen. Hier wird auf subtile Weise die Assoziation vermittelt, dass das Produkt sinnvoll in verschiedenste subjektive Lebenswirklichkeiten integriert werden kann und diese qualitativ bereichert.

Zum Kriterium der »Einübbarkeit« bezüglich der somatischen Tendenz

Die somatische Erfahrungswelt als Teilbereich der Kognition beinhaltet alles psychomotorisch Erlernte. In Fortführung einer direkten Anknüpfung an ein Reizangebot durch das Kriterium der Einübbarkeit kann die somatische Tendenz in diesem Bereich eine eigendynamische Sinnhaftigkeit entwickeln. Das sensitive Potential von Design sollte auf diese Einübbarkeit abgestimmt sein und auf ihr aufbauen, um ihre sinnvolle Weiterentwicklung zu fördern. Als Vorstufe zum Kriterium der Verwachsenheit, durch welches die wichtigsten Körpererfahrungen stabilisiert werden, bleiben für das Kriterium der Einübbarkeit noch Variationen innerhalb dem Sinnzusammenhang ähnlicher Körperbewegungen offen. Das sensitive Potential von Design unterstützt das Kriterium der Einübbarkeit durch Möglichkeiten der individuellen Anpassung eines Produkts auf körperliche Erfordernisse.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Bei der Auswahl eines neuen Fahrrads steht die Fähigkeit zum Radfahren oder die Funktionsfähigkeit des Rades meist außer Frage. Hauptkriterium ist vielmehr die Prüfung, ob das Körpergefühl beim Radfahren mit dem neuen Rad zusammenpasst. Rahmen, Sattel- und Lenkerhöhe usw. sollen so beschaffen sein, dass eine Haltung eingenommen werden kann, die ein Körpergefühl von leichter Einübbarkeit und Beweglichkeit vermittelt.

Einen Sinnzusammenhang hinsichtlich Gleichartigkeiten von Bewegungserfordernissen bieten Sportarten wie Surfen, Snowboarden, oder Skaten an. Die Geübtheit in einigen Bewegungsabläufen ist durch die Gestaltung nach dem Kriterium der Einübbarkeit auf ähnliche Sportarten übertragbar und weiterentwickelbar.

Inwieweit Designer Konzepte für das sensitive Potential einbringen können, ohne selbst entsprechende Körpererfahrungen in dem jeweiligen Gebiet eingeübt zu haben, ist fraglich. Insbesondere Sportgeräte, Turnschuhe und weitere Ausrüstungsgegenstände sind nicht aufgrund theoretischer Vorgaben oder formalästhetischer Gesichtspunkte gestaltbar. Beispielsweise wird die Designabteilung für Sportschuhe bei der Firma Nike nicht von einem studierten Schuhdesigner geleitet, sondern von einem ehemaligen Läufer.

Zum Kriterium der »Neuheit« bezüglich der explorativen Tendenz

Während hinsichtlich der introvertierten Tendenz das Bekannte die intuitive Anknüpfung erleichtert, ist bezüglich der explorativen Tendenz die Neuheit das Kriterium, mit dem ästhetisches Material den ersten Anschluss begünstigt. Nicht das bewährte Alte, sondern das vielversprechende Neue wird gesucht. In der progressiven Dynamik der explorativen Tendenz geraten viele Reize in das Blickfeld, die am Ende nicht halten, was sie versprechen und es ist ein gewisser Energieverschleiß einzukalkulieren.

Für den einzelnen heißt das, dass er für die Suche nach Neuem mehr Energie aufwenden muss, als sich auf das Bekannte und die introvertierte Tendenz zu konzentrieren. Jemand, der aufgrund der Erfahrungsqualität der Neuheit einer Kamera, einer Skiausrüstung, eines Fahrrads, einer Software usw. einen ersten kognitiven Anschluß herstellt, das Produkt kauft und sich damit in den Strudel von Folgeentwicklungen begibt, die er ebenfalls erwerben muss, um das erste Produkt immer auf dem neuesten Stand zu halten, kommt selten dazu, die Aktivierungsmöglichkeiten des Produkts für sich sinnvoll zu entfalten. Eine Begleiterscheinung dieser einseitigen Aufmerksamkeit für das Neue ist der Verschleiß ästhetischer Mittel und ihrer potentiellen Erlebnisqualität. Sie werden nicht hinsichtlich ihrer sensitiven oder animativen Funktion entfaltet, sondern bei nächster Gelegenheit durch eine neue Entdeckung ersetzt.

Immer das Neueste zu wissen oder um sich zu haben ist ein psychisches Bestreben, das aus der explorative Tendenz resultiert. Indem die Jagd nach Neuen und die Bevorzugung der explorativen Tendenz zur gesamtgesellschaftlichen Orientierung erhoben wird, erfährt das Handeln des einzelnen eine zusätzliche Beschleunigung, die sich in sozialen Systemen fortsetzt. In diesem Zusammenhang zeigt sich der Energie- und Ressourcenverlust anhand von technischen Innovationen, für die man sich um ihrer selbst Willen begeistert, ohne zu prüfen, ob sie sich im gewohnten Leben bewähren können. Die Formierung von Design als Wissenschaft steht in diesem Kontext, der die explorative Tendenz und das Neue hoch einschätzt und die somatische und introvertierte Tendenz sowie das sensitive und das animative Design hauptsächlich in ihrer, die Akzeptanz von impulsivem Design unterstützenden Funktion miteinbezieht. So ist die Frage, was den nun eigentlich das Neue an dem Entwurf sei, bei Diplompräsentationen obligatorisch, selbst wenn das Design durch explizite Bezugnahme auf sensitive oder animative ästhetische Kriterien entstanden ist und Neuheit als solche kein entscheidendes Gestaltungskriterium war.

Die negativen Kritikpunkte zum Kriterium der Neuheit ergeben sich aus dessen Überbewertung und der Vermischung von Neuheit im Verhältnis zur individuellen Erfahrung und zum gespeicherten Wissen sozialer Systeme. Wenn Neuheit ihren Stellenwert als erste kognitive Anknüpfung in der von der explorativen Tendenz getriebenen subjektiven Erfahrung erhält, dann relativiert sich ihrer Bedeutung, denn als weitere ästhetische Kriterien folgen ihr die sinnvolle Entfaltbarkeit und die Zuordnbarkeit. Das impulsive Potential von Design, das der explorativen Tendenz einen Anschluss bieten will, sollte durch Neuheit auffallen und gleichzeitig darüber hinausweisen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Ein negatives Beispiel zum Kriterium der Neuheit geben viele Homepages ab, die zwar durch Interesse weckende Links und auffallende Gestaltung zunächst Anknüpfungen für die explorative Tendenz bieten, bei weiterem Erkunden aber triviale Inhalte darbieten. Ebenso faszinierte die Produktgattung der Pager anfangs durch ihre Neuheit, sowohl bezüglich der Erscheinung, als auch der versprochenen Funktionen, die sie aber durch zu hohe Nutzungskosten bisher nicht einlösen konnte.

Folgenreich im positiven Sinne waren dagegen die neuen Impulse, die David Carson in den 90er Jahren im Kommunikationsdesign setzte. Er zeigte innovative Lösungen, die vielen Designern auf der Suche nach neuen ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten Anregungen zur Entfaltung weiterführender eigenständiger Inspirationen boten.

Zum Kriterium der »Bekanntheit« bezüglich der introvertierten Tendenz

Die Anknüpfung an ein Reizangebot wird bezüglich der introvertierten Tendenz durch Intuition auf der Basis von Bekannthheit entschieden. Bei intuitiven Entscheidungen, die schnell Weichen für anschließendes Handeln stellen, ist es notwendig, sich auf sich selbst verlassen zu können. Bereits Bekanntes dient als Entscheidungsgrundlage. Für die introvertierte Tendenz, deren Aktivitätsziel innere Gefasstheit ist, stellt Bekanntheit einen positiven Aspekt dar, weil sie stabilisierend auf die kognitive Einordnung von Reizen wirkt. Das animative Potential von Design, das intuitive Anschließbarkeit als ersten Schritt zur Entfaltung von sinnvollen Assoziationen hinsichtlich der introvertierten Tendenz begünstigen will, muss deshalb bekannte Reize integrieren. Bekanntheit als positives Kriterium für die Erfahrung unter dem Einfluss des kognitiven Subprozesses der Anknüpfung wird auch zur Markenbindung eingesetzt. Daher ist der ästhetische Charakter des Erscheinungsbilds bewährter Marken nur im Rahmen der Einhaltung des Kriteriums der Bekanntheit veränderbar und aktualisierbar.

Zu fragen ist, ob die Fähigkeit zur Konzeption von Design mit dominierendem animativen Potential, das subjektiv oder zielgruppenspezifisch bekannte ästhetische Elemente einsetzen muss, um einzelne Personen oder Gruppen von Gleichgesinnten zu erreichen, überhaupt durch distanziertes Beobachten und bewusstes Analysieren erlernt werden kann. Manche Designer verneinen dies und verlassen sich völlig auf ihr eigenes Gespür. Viele Firmen setzen dagegen zunehmend Trendforscher ein, die aufgrund der Analyse jetzt vertrauter ästhetischer Elemente Vorhersagen zur Konzeption neuer Produkte machen. Das animative Potential, dem es gelingt, durch Einsatz des ästhetischen Kriteriums der Bekanntheit eine unmittelbar scheinende Anknüpfung zu erleichtern und eine intuitive Nähe herzustellen spielt im Konsumgüterbereich eine große Rolle. Dabei ist darauf zu achten, dass das verwendete Bekanntheit ausdrückende Reizmaterial nicht negativ besetzt oder bereits veraltet sind.

Beispiel für das animative Potential von Design

Ökologische Produkte, deren Ästhetik durch braune Farbtöne, einfachste Verarbeitung und naturbelassenen Materialeinsatz geprägt ist, begünstigen zwar intuitive kognitive Anknüpfungen, diese sind jedoch oft negativ besetzt. Das heißt aber nicht, dass ökologische Produkte keine Akzeptanz finden. Mit einem Gespür für das veränderte Lebensgefühl von Menschen, die im Grunde für den Problembereich der Ökologie aufgeschlossen sind, lässt sich durch den Einsatz bekannter und entsprechend aktualisierter ästhetischer Mittel wie Farbigkeit, perfekter, hochwertiger Verarbeitung oder mittels Veredelungsverfahren aufgewerteter Materialien, eine positive empfundene Anknüpfung erreichen.

Um sicherzustellen, dass ein Entwurf ein positives Gefühl von Bekanntheit herstellt, werden neben Designern auch Insider für die Designkonzeption herangezogen. Viele Firmen, die Produkte für Kinder herstellen, beziehen Entwürfe von Kindern zunehmend in die Produktentwicklung ein, um herauszufinden, zu welchen Farben, Mustern, Formen usw. Kinder eine intuitive Nähe im kognitiven Subprozess der Anknüpfung herstellen. Das Kriterium der Bekanntheit ist ebenso in technisch orientierten Produktbereichen wichtig. Die nur für Ausstellungen entwickelten Konzeptautos der Automobilindustrie dienen dazu, die Resonanz der Kunden zu prüfen und eine erste Bekanntheit mit Gestaltungselementen, die in abgeschwächter Form beim nächsten Modell zum Einsatz kommen sollen, aufzubauen.

Zum Kriterium des »Entspannbarkeit« bezüglich der somatischen Tendenz

Wird eine motivierte Aktivität zu schnell durch prompte Zielerfüllung beendet, bleibt erstens keine Zeit, das wiederhergestellte Gleichgewicht qualitativ zu werten und wirkliche Befriedigung zu empfinden, zweitens gibt es keine Möglichkeit zur individuellen Regulierung der weiteren Aktivität. Für die Qualität einer Erfahrung unter dem Schwerpunkt der Motivation bezüglich der somatischen Tendenz ist daher das Kriterium der Entspannbarkeit im Zusammenhang mit deren individuell dosierbarer Herbeiführung zu beachten.

Aktuelle Forschungen der Medizinerin Linda Bartoshuk zur Geschmackssensibilität im Vergleich zur Häufigkeit der Geschmacksknospen auf der Zunge legen nahe, dass etwa ein Viertel der Menschen Superschmecker, ebensoviele Schlechtschmecker und der Rest Normalschmecker sind. Um den Hunger nach Sahnetorte zu befriedigen und die Entspannung der somatischen Tendenz zu erreichen, müssen die Schlechtschmecker mehr Torte essen als die Superschmecker und tatsächlich bestätigte sich die Vermutung, dass Schlechtschmecker im Durchschnitt korpulenter sind. Das unbewusste Ziel, welches der Prozess der Motivation anstrebt zum Beispiel eine Sättigung bei Hunger wird durch langsames, dosiertes und geschmacksprüfendes Essverhalten nachhaltiger erfüllt als durch hastiges Schlingen.

Diese Trägheit des somatischen Spannungsabbaus ist kommerziell ausnutzbar. Beispielsweise indem bei den kleinen Jahrmarktsattraktionen zunächst der Tendenz nach körperlichem Erleben entsprochen wird, die Fahrzeiten aber so kurz eingestellt sind, dass eine Fahrt meist nicht ausreicht, um eine befriedigende Spannungslösung zu erreichen. Wenn es nicht gelingt, dem körperlichen Rhythmus von Anspannung und Entspannung durch individuell dosierbare und regulierbare Aktivität zu entsprechen, kann die somatische Tendenz sich zu drängendem Suchtverhalten entwickeln. Auch Aggressivität kann aus dem unbefriedigten Drang nach individuell bemessener körperlicher Aktivität und dem unerfüllten Kriterium der Entspannbarkeit entstehen. Daher sind durch das sensitive Potential Gelegenheiten anzubieten, die es erlauben, eine auf die somatische Tendenz bezogene Motivation beispielsweise im sportlichen Kräftemessen auszuleben sowie dosiert und regulativ zu gestalten, damit nachhaltige Entspannung eintreten kann.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Durch industrielle Fertigungserfordernisse sind seit dem letzten Jahrhundert individuelle Dosierungen in allen Lebensbereichen mit durchschnittlichen Portionierungen, die dem ergonomisch erfassten Standardmenschen entsprechen, ersetzt worden. Einer Anspannung soll ein bestimmtes, portioniertes Aktivitätsziel zum Spannungsabbau entsprechen. Bereits ein Baby wird dazu angehalten, sein Portionsgläschen leer zu essen oder mit dieser festgesetzten Menge auszukommen. Im Medizinbereich, der das umfassendste Wissen zum Körper zusammenträgt, gibt es noch Defizite. Obwohl es die heutige Herstellungstechnik von Kapseln erlauben würde, Dosierungen nach individuellem Bedarf herzustellen, werden weiterhin einheitliche Portionen gefertigt, wobei es oft sogar unmöglich ist, eine Tablette zu halbieren, da diese dann ihre Wirkstoffe zu früh freisetzt. Die Beachtung des Kriteriums der Entspannbarkeit könnte in der Pharmaindustrie und auch in der Lebensmittelindustrie zu neuen und besseren Produkten führen. Die Verpackung von Getränken in wiederverschließbaren Flaschen ist im Sinne des sensitiven Potentials von Design günstig, da mit diesen der momentanen Anspannung, bzw. dem Durstgefühl entsprechend portioniert werden kann. Dementsprechend müsste beispielsweise auch eine Chipstüte mit Restinhalt sauber verschließbar sein und attraktiv aussehen.

Im Bereich der Kleidung können körperliche Veränderungen wie dickere Beine am Nachmittag oder der gefüllte Magen nach dem Essen zu Anspannungen führen, die durch entsprechende Details wie dehnbares Material, Zweifachverschlüsse im Design abzubauen und zu regulieren sind. Weshalb sollten nicht auch Produkte in anderen Bereichen durchdachter und vielfältiger konzipiert sein, um sensitive Dosierung und Regulierung der körperlichen Entspannung zu unterstützen? Beispielsweise lehnen viele Menschen Zeitungen wie »Die Zeit« nicht wegen ihres Inhalts, sondern dem großen Format, das ihnen beim Lesen körperliche Haltungsprobleme bereitet, ab. Neue Zeitungen wie »Die Woche«, mit kleinerem Format, finden hierdurch ein Marktsegment.

Bereits bestehende Konzepte für Maßschneiderei in Kaufhäusern oder ein Baukastensystem für individuelle Bettenproduktion zeigen, dass es kein Luxus bleiben muss, Produkte, die somatische Anspannungen, wie Rückenschmerzen, abbauen, kompensieren oder regulieren sollen, speziell einjustierbar und nuanciert zu gestalten. Insbesondere die computergesteuerte Fertigung erleichtert die Produktion differenzierter, nach dem Kriterium der Entspannbarkeit gestalteter Produkte.

Zum Kriterium der »Gefasstheit« bezüglich der introvertierten Tendenz

Grundmotiv oder Aktionsziel der introvertierten Tendenz ist es, innere Gefasstheit zu erreichen. Wichtig hierfür ist, das oben beschriebene Umgehen mit Befindlichkeiten zu üben, die weder unterdrückt noch radikal gegensteuernd ausgeglichen, sondern durch Unterstützung des animativen Potentials von Design ausgelebt werden sollten. Während allen wechselnden Erfahrungen formt sich mit jedem zwischenzeitlichen Zustand von Gefasstheit das Selbstgefühl als eine fließende und doch inneren Halt gebende Identität. Diese Gefasstheit ist zwar als Harmonie oder Ruhe erlebbar, beinhaltet aber bereits die innere Sammlung von Kraft für die Auffrischung der Motivation und für weitere Aktivität, die sich dann auch auf andere psychische Bereiche wie Kognition oder Emotion oder andere Erfahrungsbereiche wie Körperwelt oder Außenwelt richten kann. Damit geht die Gefasstheit in den gesamten Erfahrungshintergrund ein und bleibt nicht nur in der Innenwelt verhaftet. Um diese innere Gefasstheit erreichen zu können, benötigt jeder Mensch Zeit und Rückzugsmöglichkeiten. Das animative Potential von Design sollte dem Kriterium der Gefasstheit entsprechend darauf angelegt sein, solche Orte bereitzustellen.

Beispiel für das animative Potential von Design

Während der private Wohnraum schon in sich ein Rückzugsort darstellt, fehlen diese Orte im öffentlichen Raum oder auch im Arbeitsumfeld. Tests zeigten, dass die Mehrzahl der Menschen es vorzieht, in einem Wartezimmer, einem Café oder einem Restaurant eher am Rand als im Mittelbereich zu sitzen. Vermutlich gilt dies in besonderer Weise für Menschen, die einen zur inneren Sammlung geeigneten Platz suchen. Bänke mit hochgezogenen Rückenlehnen oder umseitig geschlossen wirkende Stühle, Nischen durch Trennwände usw. können Rückzugsorte markieren. Stress im Arbeitsleben entsteht häufig durch das Gefühl ständiger Überwachung. Hier müssten Rückzugszonen für Pausen geschaffen werden. Bei Platzmangel könnten Räume durch mobile Trennwände abgeteilt werden. Eine neue Glastechnik ermöglicht es, eine Glaswand entweder transparent oder opak zu schalten.

Das animative Potential von Design erleichtert die Erlangung von Gefasstheit im Sinne der Entspannung als ein abschließender Subprozess der auf die introvertierte Tendenz bezogenen Motivation. Angestellte werden angeregt, am Arbeitsplatz persönliche Objekte wie Fotos, Blumen, Andenken usw. aufzustellen. Ein flüchtiger Blick auf einen solchen vertrauten Gegenstand hilft dabei, sich innerlich zu sammeln und negative Gefühle zu besänftigen oder kann Anlass für ein kurzes Gespräch mit Kollegen sein. Die Softwarefirma Intershop in Jena ermöglicht es jedem Mitarbeiter, seinen Arbeitsplatz frei zu gestalten, mit brennender Kerze auf dem Besprechungstisch oder einem Windspiel vor der Tür. Im Gegensatz zu dieser Intention einer Stärkung des animativen Potentials von Design, beschneidet das CI-Konzept der Firma Erco in Lüdenscheid dieses völlig. Die Arbeitsplätze der meisten Angestellten sind innenarchitektonisch nicht deutlich von Fluren usw. abgetrennt und daher ständig von Besuchern und Kollegen einsehbar. Ein Gebot des CI-Konzepts verlangt es, keine privaten Dinge auf dem Schreibtisch oder der Werkbank zu platzieren.

Zum Kriterium der »Entdeckbarkeit« bezüglich der explorativen Tendenz

Aktivitätsziel der explorativen Tendenz ist es, irgendeine Entdeckung zu machen, die den motivierten Verhaltensfluss vorläufig zum Stillstand bringt und dazu anregt, das Gefundene kognitiv und emotional weiterzuverarbeiten. Das impulsive Potential von Design kann diese Anregung in vielfältiger Weise anbieten. Die ästhetische Gestaltung der Umwelt sollte Menschen Gelegenheiten zum verschiedenartigen, mehrere Sinnesmodalitäten aktivierenden Ausleben ihrer explorativen Tendenz aufzeigen. Nicht nur im Städtebau wurden diesbezüglich in der Vergangenheit Fehler gemacht. Anstelle inspirierender, der Vielfalt von Lebensinteressen entsprechender Angebote wurden langweilige Einheitskästen fabriziert. Das impulsive Potential von Design kann dem Kriterium der Entdeckbarkeit insbesondere durch unerwartete Details entsprechen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Im Industriedesign war lange Zeit das perfekte und reibungslos funktionierende Produkt das Gestaltungsziel. Viele Nutzer suchen aber eine spannendere Interaktion mit den Produkten ihres Lebensumfelds als die erwartungsgemäße Erfüllung des genau definierten Nutzens. Sie wollen etwas entdecken, was nicht bereits vorhersehbar ist. Ein strikt ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz, der keine Anregungen zu Tätigkeiten bietet, die nicht direkt mit dem Arbeitsziel in Verbindung stehen, zwingt den Nutzer zur eindimensionalen Ausrichtung seiner Motivation und fördert das Entstehen einer ermüdenden, passiven Haltung. Arbeitsplatzgestaltung welche weniger stark planbare Aktivitäten einbindet, zum Beispiel durch morgendliche Arbeitsplatzwahl, Stehpulte, Arbeitsstühle mit verschiedenen Sitzprinzipien, unterschiedliche Lichtquellen, flexible Wände zur Abgrenzung oder Kommunikation mit Kollegen usw., regt Aktivität hinsichtlich der explorativen Tendenz an und verhilft im Rahmen der Möglichkeiten innerhalb des Arbeitsalltags zu eigenständigen Entdeckungen.

Kommunikationsdesign kann durch Integration von verschiedenen ästhetischen Elementen wie unterschiedlichen Bilddarstellungen, Illustrationen, Schemata, Tabellen, Karikaturen usw., Wechsel im Layout, Verwendung mehrerer Schrifttypen, wechselnder Papierqualitäten usw., eine mehrdimensionale, also nicht nur visuelle, sondern auch haptische, nicht nur zur Aufnahme von Information instruieren, sondern zur aktiven Entdeckung und Kombination von Informationen anregen. Trotz berechtigter Kritik an der Gestaltung von Illustrierten oder den Programmen der Fernsehanstalten, bieten gerade diese Medien durch ihr impulsives Potential von Design Ansatzpunkte für Entdeckungen an.

Zum Kriterium der »Neugierigkeit« bezüglich der explorativen Tendenz

Von der explorativen Tendenz beeinflusste Aktivitäten sind vom Gefühl der Neugier und des Erlebnishungers begleitet. Die emotionale Erstbewertung entsteht unter der Erwartung, dass die Interaktion mit dem vorgefundenen Reizangebot spannend ist und die Neugier aufrecht hält. Mit der Neugierigkeit gegenüber einem Reizangebot ist nicht zwangsläufig dessen absolute Neuheit verknüpft. Beispielsweise können viele Spiele, deren Regeln bekannt sind und die schon oft gespielt wurden, im Moment des Spielens immer wieder neugierig auf den nächsten Spielzug machen und sehr spannend sein. Beim regelgeleiteten Spielen ergänzen sich die Kriterien der Geordnetheit und Neugier sehr gut. Durch die Stimulanz von Neugier und Spannung beschäftigt sich die explorative Tendenz länger mit einem Reizangebot. Diesen Effekt nutzen beispielsweise Spiele-Designer aus und Fernsehsender bemühen sich darum, vor einem Werbeblock oder nach dem Ende einer Sendung nochmals einen Neugierschub zu erzeugen, um den Zuschauer an ihren Sender zu binden. Das impulsive Potential sollte eine emotional aufgeschlossene Neugierphase nicht zur irreführenden Überlistung missbrauchen, sondern sie im Erziehungsprozess als Vehikel durch didaktische Interessensunterstützung nutzen.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

Die Neugier von Kindern, die voller Freude über jede Entdeckung die Welt erkunden, sollte nicht ständig durch vordergründig kindgerechte Reize, wie Buntes, Süßes, Niedliches usw. in Kombination mit simplen kognitiven Anschlussmöglichkeiten gefesselt und von der Erforschung der sogenannten Erwachsenenwelt abgehalten werden. Vielmehr sollte das impulsive Potential, welches das emotionale neugierige Interesse der Kinder beispielsweise zu den beruflichen Tätigkeitsfeldern ihrer Eltern, dem Alltagswissen oder der Lebensumgebung fördert, aktiv unterstützt werden. Die Kinderserie »Die Sendung mit der Maus« liefert hierfür positives Anschauungsmaterial.

Wenn der Autor Robert Bly in seinem 1998 erschienen, gleichnamigen Buch »die kindliche Gesellschaft« diagnostiziert und den Mangel an verantwortlicher Ernsthaftigkeit beklagt, so ist zu fragen, ob sich viele Menschen nicht deshalb in eine verlängerte Pubertät flüchten, weil sich die tradierte Erwachsenenwelt auch in weniger ernsten Bereichen vor einer Bestätigung emotionaler Aspekte der explorativen Tendenz verschließt. Noch bevor sich das Kriterium der Neugierigkeit aufgrund des Spaßes während der Beschäftigung mit einem Wissensbereich entwickeln kann, wird diese Art emotionaler Zuneigung durch Barrieren wie Prüfungen oder die Forderung nach umfassender Einarbeitung in Grundlagenwissen abgetötet, ohne garantieren zu können, dass dieses Austrocknen des neugierigen Engagements durch einen sicheren Platz in der Erwachsenenwelt belohnt wird.

Die Faszination beim Erkunden des Internets liegt dagegen darin, dass der Neugierde freier Lauf gelassen werden kann. Emotionales und Kognitives werden hier beim Entfalten der explorativen Tendenz verbunden. Initiativen zur Wissensvermittlung wie das Comenius-Programm für Schulen und andere Angebote im Netz geben Impulse und regen zum neugierigen Weiterforschen an.

Zum Kriterium der »Hingezogenheit« bezüglich der introvertierten Tendenz

Das Kriterium der Hingezogenheit bezeichnet eine erste emotionale Bewertung von Ästhetischem bezüglich der introvertierten Tendenz. Als Auslöser für die intuitive Zuneigung zu einem Reizangebot soll hier weniger die von Eibl-Eibelsfeld diagnostizierte emotionale Empfänglichkeit, welche beispielsweise eine Gestaltfiguration im Kindchen-Schema anspricht, untersucht werden, als vielmehr das subtile Empfinden einer inneren Nähe, welches durch das unbestimmte Gefühl, etwas von der internen Wirklichkeit in einem externen Objekt wiederzufinden, entsteht.

Er reicht aus, wenn kleine ästhetische Hinweise wie bestimmte Farben, Materialien, Formen, Düfte usw. zu einem positiven Wiedererkennen oder einer schönen Erinnerung veranlassen und ein Gefühl von Sympathie wecken. Auf diese Weise werden Gegenstände zusammengetragen, welche durch das Kriterium einer persönlichen Hingezogenheit aufeinander bezogen sind und unabhängig vom gebrauchsbedingtem Verschleiß und Ersatz die ästhetische Historie des ganz persönlichen Lebenskontexts schreiben. Umgekehrt werden zu negativen Erinnerungen gehörende ästhetische Reize abgelehnt. Hierin liegt eine wichtige Ursache für die emotionale Bewertungsvielfalt gegenüber Ästhetischem, die sich trotz aller Gleichschaltungsversuche durch Modediktate behauptet und sich auch der bewussten Reflexion widersetzt. Designkonzepte, welche auf diese bestehenden emotionalen Bindungen nicht eingehen, werden bereits auf subliminaler Ebene mit negativen Emotionen belegt und die zugehörigen Produkte werden nicht pfleglich, sondern gleichgültig bis aggressiv behandelt.

Beispiel für das animative Potential von Design

Gert Selle schildert sein ambivalentes Verhältnis zwischen distanzierter Selbstreflexion und emotionaler Hingezogenheit anhand einer Erinnerung an die Sitzecke seines Vaters (vgl. Selle, in: Ruppert, 1993). Das Wissen um die miefige Kleinbürgerlichkeit des Wohnmobiliars wechselt mit der innerlichen Zuneigung zur väterlichen Wohnsphäre ab. Wie viele Menschen sich in diesem Konflikt für die Fortschreibung ihrer ästhetischen Prägung und zum Eintreten für ihre emotionale Hingezogenheit gegenüber zeitweise diskriminierten ästhetischen Elementen entscheiden, zeigt zum Beispiel die stabile Präsenz der Möbelkette Domizil im Hintegrund des aktuellen Möbelangebots oder auch der Kult um den deutschen Schlager, Sissi-Filme, Blumenmotive usw.

Schülerstatements zu neuen Schulbauten mit sehr unterschiedlichen architektonischen Konzepten in Wien belegen, dass viele Schüler eine innerliche Hingezogenheit zu Gebäuden entwickeln, die aus dem Alltagsleben bereits bekannte und positiv besetzte ästhetische Elemente wie kleinteilig gegliederte Raumsituationen, verschiedene Farben und Materialien usw. einbringen, während ausschließlich helle, offen und weiträumig angelegte Stahl-Glaskonstruktionen eher abgelehnt werden.

Zum Kriterium der »Begierigkeit« bezüglich der somatischen Tendenz

Der Organismus wird aus einer Kombination von genetischen und erlernten Programmen gesteuert. Untersuchungen belegen, dass dem Menschen durch die Gene eine Abneigung vor blau aussehenden Nahrungsmitteln mitgegeben ist. Das Ekelgefühl gegenüber bestimmten Gerüchen von Essbarem kann aber auch in negativen subjektiven Erfahrungen gründen. Wenn beispielsweise nach dem Verzehr einer Speise Übelkeit auftrat, erinnert sich der Körper später wieder an dieses Ereignis und reagiert ablehnend auf Geruch, Geschmack oder Farbe ähnlicher Speisen. Solche Gewohnheiten entwickeln sich ebenso gegenüber positiven Körpererfahrungen und den mit ihnen verbundenen sinnlichen Reizen und sind die Basis für das Zustandekommen von Begierde bezüglich dem Subprozess der Zuneigung in Relation zur somatischen Tendenz. Die intuitive emotionale Bewertung der Reizangebote aufgrund dieser gewachsenen Erfahrungen muss nicht unbedingt mit den tatsächlichen Wirkungen auf den Organismus konform gehen und die Begierigkeit kann auch ohne konkrete Begegnung mit einem äußeren Reiz, allein durch die subliminal erzeugte innere Vorstellung einsetzen. Das Kriterium der Begierigkeit beinhaltet bereits eine differenzierte emotionale Erstbewertung. Das heißt, in diesem Zusammenhang ist mit Durst nicht die allgemeine Vorstellung von irgendeinem Getränk verknüpft, sondern eine bestimmte Weinsorte und ein spezielles Trinkgefühl.

Mittels dem sensitiven Potential von Design sind Reizangebote entsprechend dieser emotionalen, körperlichen Begierigkeit zu gestalten. Zudem sind durch speziell gestaltete Angebote neue Vorlieben erzeugbar.

Beispiel für das sensitive Potential von Design

Die Glasfirma Riedel ist bekannt für die besonders sensible, auf die Geschmacks- und Geruchsentfaltung von Getränken abgestimmte Gestaltung von Trinkglasserien. Solche Gläsern vermitteln ein spezielles Trinkgefühl. Die Begierigkeit als Kriterium für die körperliche Zuneigung zu einem Getränk weitet sich dann sogar auf die Verwendung eines bestimmten Glastyps aus. Passionierte Pfeifenraucher stellen sich, wenn der Gedanke an das Rauchen aufkommt, eine bestimmte Pfeife und den passenden Tabak vor. Appetit richtet sich auf ganz bestimmte Speisen, deren gleichmäßige Zubereitung beim Restaurantbesuch erwartet wird.

Lebensmittelhersteller setzen das sensitive Potential von Design zum Beispiel ein, indem sie nach umfassenden Marktforschungstudien Geschmacksnuancen konzipieren, um ihr Produktsortiment zu erweitern und neue Käufer zu gewinnen. So bietet die Firma Dr. Oetker Kuchenfertigmischungen an, die einen Geschmack wie bei Oma garantieren oder Knorr geht mit den Produkten zur internationalen Küche auf die Geschmackserlebnisse im Urlaub ein und sogar ein relativ neutrales Produkt wie Speiseöl wird durch Zugabe von Basilikumaroma charakterisiert.

Auch bei Autoherstellern spielt das sensitive Potential von Design in Form der Konzeption eines typischen, wieder erkennbaren, vom ganzen Körper spürbaren Fahrgefühls, das zur Unterstützung der Produktbindung beiträgt, eine Rolle. Zu diesem Fahrgefühl gehört der berühmte, satte Klang der zuschlagenden Tür bei Mercedes ebenso wie die harte Federung eines Geländefahrzeugs oder die unbequemen Sitze eines Sportwagens. Ein Käufer, der auf das körperliche Fahrgefühl Wert legt, wird den gleichen Autotyp nur dann nochmals erwerben, wenn auch die Modellvariante seine zuvor entwickelte Begierigkeit intuitiv stimuliert.