Belohnung > Zum Kriterium der »Vorhersehbarkeit« bezüglich der hierarchischen Struktur

Der Subprozess der Belohnung im Teilprozess der Partizipation lässt sich bezüglich einem sozialen System mit hierarchischer Struktur, unabhängig von dem erreichbaren Niveau, durch das Kriterium der Vorhersehbarkeit und die damit verknüpfte persönliche Sicherheit für die Zukunft umreißen. Anstelle sich selbst ein Urteil bilden zu müssen, schließt man sich dem durch das System legitimierten Urteil der Fachleute oder einer anderen einmal ausgewählten Instanz an. Beispielsweise einem bestimmten Fernsehsender, dessen Berichte für glaubhafter gehalten werden, als diejenigen anderer Sender oder einer Marke, deren exklusive Club-Artikel nur für Mitglieder erhältlich sind oder einer Versandfirma wie Manufaktum, welche die schönen Dinge, die es noch gibt, laut ihrem Slogan ausfindig gemacht hat und ausgewählten Interessenten anbietet.

Mit der hierarchischen Struktur sind pyramidenförmige, klar geordnete Vorstellungsbilder zu verbinden. Hierzu passt auch die Zentralperspektive, die dem Betrachter einen Punkt zuweist, von dem aus alle Bildelemente oder auch Gebäude, wie in der Stadtplanung, in der richtigen Anordnung zu sehen sind. Unter anderem brach der Kubismus diese zwingende Sehweise und die mit ihr verbundene Denkweise auf und zeigte Objekte gleichzeitig von mehreren Seiten. Diese Vielseitigkeit kann sowohl die visuelle ästhetische Empfindung, als auch das geordnete Denken verwirren, da die gewohnheitsmäßig erwarteten und vorhersehbaren Fixpunkte nicht aufzufinden sind.

Das distinktive Potential von Design bietet demjenigen, der sich an der hierarchischen Struktur orientiert, Fixpunkte an, entspricht damit dem Kriterium der Vorhersehbarkeit und löst die mit der Orientierung an der hierarchischen Struktur verbundene Belohnungserwartung somit ein. Störende, den vorhersehbaren Gang der Dinge womöglich durchkreuzende Ereignisse werden ausgesondert.

Beispiel für das distinktive Potential von Design

Ästhetische Kriterien des Bildungsbürgertums leiten sich nicht von gewachsenen Gewohnheiten, individuellen Vorlieben oder der spezifischen Wahrnehmungsfähigkeit wie synästhetischen Erfahrungen ab. Sie sind vielmehr erlernt und folgen der legitimierenden Kritik von Fachleuten, nicht dem persönlichen Urteil. Ästhetisches, exklusiv verstanden als das Schöne, erscheint deshalb objektiv ohne persönliches Zutun zu bestehen.

Abweichende, nicht dem Kriterium der Vorhersehbarkeit entsprechende oder dem einmal gewählten und legitimierten Kanon folgende Meinungen oder ästhetische Ausdrucksformen werden aussortiert, beziehungsweise als »visuelle Umweltverschmutzung« diskriminiert. So wird kollektives, aus dem sozialen Zusammenhang gewachsenes Design wie Weihnachtschmuck oder Ohrensessel dem Kitsch zugeordnet; Design mit dominantem partizipativen Potential wie ein umgebautes Auto oder selbst gestaltete Kleidung wird als kurzlebige, modische Selbstdarstellung abgelehnt.

Ohne inhaltliche Wertungen, die über visuelle Ordnungskriterien hinausgehen, kommt diese Aufräumaktion nicht aus. Deshalb wird aussortiert, was der jeweiligen Zielvorgabe des Systems nicht entspricht und verstärkt, was durch diese legitimiert ist. Reliefmuster auf Kunststoffgehäusen gelten dann beispielsweise als modischer Zierrat, an der restaurierten Stuckdecke sind sie jedoch ästhetisch reizvoll. Kunst am Bau ist als ästhetisch wertvoll anerkannt. Dagegen erfüllen Graffitiungeachtet ihrer Ausführung nicht das Kriterium der Vorhersehbarkeit und werden als Schmutz eingestuft. Eine solcherart verkürzt verstandene Reinigung der Umwelt von visueller Verschmutzung soll nicht nur unerwünschte ästhetische Ausdruckselemente, welche nicht zu der Zielvorgabe eines hierarchisch strukturierten Systems passen, beseitigen, sondern gleichzeitig die dahinterstehenden Absichten und alternativen ästhetischen Erfahrungen zum Verstummen bringen.

Belohnung > Zum Kriterium des »Verständnisgegebenheit« bezüglich der integrativen Struktur

Im Hinblick auf die Orientierung an der integrativen Struktur findet der Einzelne jederzeit Verständnis und kann sich in der Gemeinschaft aller an einem sozialen System Beteiligter geborgen fühlen. Am ehesten ist dies im Bezug zur sozialen Wirklichkeit innerhalb der Familie oder dem engen Freundeskreis der Fall. Ein Interessenskonflikt zwischen dem Individuum und dem sozialen System wird nicht registriert. Daher leidet das Individuum nicht unter seiner Abhängigkeit von der Gemeinschaft. Die Einschätzung der individuellen Position erfolgt deshalb nicht im Vergleich mit höheren, besseren oder weiterentwickelten Positionen, sondern in direkter Bezugnahme auf das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Verständnis, den Konsens, die verbindende Ganzheitlichkeit als Wertungsprinzip. Eine Sehnsucht nach Verständnis füreinander und die Empfindung dessen Mangels in der heute vorherrschenden Gesellschaftsorganisation drücken die Statements der anlässlich der 12. Shell-Jugendstudie befragten Jugendlichen aus (vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell, 1997). Das Kriterium der Verständnisgegebenheit als positiv empfundene Bedingung für die Erfahrung mit dem Schwerpunkt der kommunikativen Dimension und der integrativen Struktur ist ein wichtiger Anreiz zum Engagement bezüglich einem sozialen System.

Da die heutige soziale Lebenskomplexität nicht mehr durch ein einziges, die gesamte Gesellschaft umschließendes System mit integrativer Struktur zu erfassen ist, filtern sich verschiedene soziale Systeme aus, die jeweils ihr internes, selbstverständliches, mit einem blinden Fleck belegtes und daher unsichtbares, kollektives Potential pflegen. Deshalb bestehen heute mehrere, durch ästhetische Gewohnheiten Gemeinsamkeit kultivierende und Verständnis für die Beteiligten ausdrückende soziale Systeme mit integrativer Struktur nebeneinander. Diese konkurrieren nicht automatisch, denn jede Gruppierung belegt ihre soziale Nische. Beispielsweise engagieren sich die Menschen nicht mehr ausschließlich in der offiziellen Amtskirche, sondern in Sekten oder Vereinen mit sozialem Engagement, um genau das Verständnis zu finden und weiterzuverbreiten, das sie anspricht.

Der Konsens im ästhetischen Empfinden ist wichtiger als die Erfüllung individueller Vorlieben oder die repräsentative Aufwertung der eigenen Person. Naturgegebene Besonderheiten wie körperliche Merkmale oder Behinderungen werden hingenommen aber ansonsten ist Auffallen verpönt. Deshalb werden Designgegenstände, welche die Integration der Person in ihrem sozialen Umfeld verstärken und ihrem Gemeinsinn Ausdruck geben, ausgewählt und ungewöhnliche Objekte, die eine Besonderheit offenlegen könnten, gemieden. Dementsprechend kann das Kriterium der Verständnisgegebenheit als attraktive Belohnung im Teilprozess der Partizipation bezüglich einem sozialen System mit integrativer Struktur durch das kollektive Potential von Design gefördert werden.

Beispiel für das kollektive Potential von Design

Im Modebereich gibt es bei fast jeder Firma eine Produktkategorie, welche die Basisprodukte wie Sweat-Shirt, Hose, Bluse und Jacke abdeckt. Diese Kleidung passt im Prinzip immer, weil sie nicht besonders auffällt und kann je nach Gelegenheit aufgepeppt werden. Solche Produkte, die häufig auch die Geschlechter einander angleichen wie die Parfums von Calvin Klein oder Hugo Boss, erleichtern durch ihr kollektives Potential von Design das gemeinsame Grundverständnis zwischen jungen Leuten. Zuerst setzten die Firmen Benetton und Esprit dieses Basic-Konzept um. Wegen seines Markterfolgs wurde es inzwischen auch von anderen Produktbereichen wie Küchenbedarf oder Mobiliar übernommen.

Anforderung > Zum Kriterium der »Selbstverantwortlichkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Die Partizipation bezüglich der polyvalenten Struktur wird nicht durch zu starke Beteiligungsvorgaben erschwert. Das heißt aber nicht, dass beliebige Kommunikationsbeiträge eingebracht werden können. Jeder soziale Akteur muss selbstverantwortlich zu seinen Beiträgen stehen. Der Einfluss auf die Erfahrung bezüglich dem Subprozess der Anforderung kann daher durch das Kriterium der Selbstverantwortlichkeit erfasst werden. Dieses Kriterium schränkt die offenen Perspektiven des polyvalenten Strukturtyps, die durch die bisher vorgestellten Kriterien wie Vielfältigkeit, Flexibilität und Alternativenbildbarkeit gegeben ist, wesentlich ein. Insbesondere solche Beiträge, die ein großes Risiko beinhalten, werden in Anbetracht der Selbstverantwortlichkeit nur nach reiflicher Prüfung eingebracht.

Der partizipierende Akteur erhält bezüglich der polyvalenten Struktur die echte Chance, die zukünftigen Entwicklungsziele der Struktur aktiv mitzugestalten. Im Unterschied zu den beiden anderen Strukturen, die ihre Perspektiven langfristig in eine Hauptrichtung kanalisiert haben, sei diese durch die Orientierung an einer Zielvorgabe mit zugehöriger Niveaudifferenz oder die schicksalsergebene Hoffnung auf harmonische Ganzheitlichkeit gegeben, bevor der individuelle Akteur mitentscheiden kann, ist die polyvalente Struktur offen für alternative Entwicklungsperspektiven. Diese Chance ist mit der Anforderung der Selbstverantwortlichkeit verknüpft.

Das Kriterium der Selbstverantwortlichkeit kann durch das partizipative Potential von Design in Form von zurückhaltendem Vorgehen bei der Einrichtung von Verboten oder Regulierungsmaßnahmen unterstützt werden. So ist es in der Verkehrsplanung oft effektiver, an belebten Kreuzungen mit gleichermaßen stark frequentierten Fahrbahnen einen Kreisverkehr anstelle einer Ampelanlage einzurichten und die Fahrer zum aufmerksamen und selbstverantwortlichen Fahren anzuregen.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

Viele Menschen sind von der prinzipiellen Möglichkeit der Partizipation an verschiedensten Ereignissen und dem freien Meinungsaustausch, die das Internet bietet, begeistert. Eine Botschaft im Netz kann neue Kommunikation initiieren. Es liegt in der Verantwortung der Nutzer, welche Themen sie anbieten und wie intensiv sie sich beteiligen. Nach dem Modell einer integrativen Struktur im Netz wäre zu vermuten, dass tabuisierte Themen gar nicht auftauchen oder nur sehr geringes Interesse finden. Mit der Installation einer hierarchischen Struktur würden unpassende Themen sofort durch Verbote ausgegrenzt, bevor sie noch eine gewisse Verbreitung entwickeln könnten. Nach dem Vorbild der polyvalenten Struktur im Netz wird auf selbstregulierende Effekte durch die verantwortliche Nutzung vertraut. Das heißt, nach anfänglich großem, neugierigen Interesse flaut die Nachfrage an anstößigen Themen ab, weil die Nutzer durch eigenständige Überlegungen, ohne Restriktionen, Verantwortungsgefühl entwickeln und das Anwählen solcher Websites meiden. Das in den USA ausgesprochene, kurzzeitige Verbot von pornografischen Mitteilungen im Internet wurde im Juni 1996 wieder zurückgenommen, denn durch dieses Verbot war auch der Austausch von medizinischen Informationen erschwert worden. Bereits entwickelte Programme zur Filterung des Netzes nach anstößigen Inhalten werden inzwischen auch von der chinesischen Regierung eingesetzt, um das Zustandekommen politisch unliebsamer Diskussionsforen auszuschließen.

Anforderung > Zum Kriterium der »Leistungsfähigkeit« bezüglich der hierarchischen Struktur

Für einen an der hierarchischen Struktur orientierten sozialen Akteur hat der Teilprozess der Konvention die höchste Bedeutung. Der Prozess der Partizipation wie auch dessen zugehörige Subprozesse und Kriterien dient der Pflege und Optimierung der Konvention. Gefordert wird deshalb eine disziplinierte Leistungsbereitschaft und deren konkrete Umsetzung in eine leistungsfähige Erfüllung der anstehenden Aufgaben. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Beteiligung auf unteren Niveaustufen wie auch in Spitzenpositionen. Die Beteiligten müssen daher im Subprozess der Anforderung ständig ihre Leistungsfähigkeit aufrechterhalten, sie ausbauen und unter Beweis stellen.

Vom distinktiven Potential von Design wird zur Unterstützung des Kriteriums der Leistungsfähigkeit erwartet, dass es einerseits entsprechende, abgestufte Hilfestellungen bereit hält. Andererseits sollte das distinktive Potential von Design Gelegenheiten zur Demonstration der Leistungsfähigkeit und somit eine positive Erfahrung während dem Subprozess der Anforderung für diejenigen anbieten, die die geforderte Leistung erbringen können.

Beispiel für das distinktive Potential von Design

Das distinktive Potential von Design kann durch Rangabzeichen oder einen Titel, der die Leistungsfähigkeit seines Trägers repräsentiert, konkretisiert sein. Bereits Niccolò Machiavelli (1469­1527) empfahl einem politischen Führer seine Berater durch die Verteilung von Titeln zu belohnen und dadurch an sich zu binden. Doch hinsichtlich der Mitwirkung an einer hierarchischen Struktur geht es nicht nur um Repräsentation, sondern auch um die tatkräftige Einlösung der Leistungsfähigkeit. Diese wird durch Prüfungen oder in Firmen durch Erhöhung der Zielvorgaben wie Umsatzsteigerung oder Verkürzung der Entwicklungszeiten usw., immer aus Neue eingefordert. In hierarchisch strukturierten Organisationen ist die Verteilung von Belobigungen, sei es in Form einer Urkunde, einer Erwähnung in der Hauszeitung oder durch die Übertragung von Vorrechten wie einem besonderen Parkplatz ein wichtiges internes Führungsmittel, das dem distinktiven Potential von Design zugehört.

Allerdings enthält die Gestaltung des distinktiven Potentials von Design hinsichtlich dem Kriterium der Leistungsfähigkeit einigen Spielraum, denn die Anforderungen können durchschaubar oder undurchsichtig, schwer oder einfach erfüllbar sein. Oft ist es weniger wichtig innerhalb des hierarchisch strukturierten Systems die Leistungsfähigkeit eines Beteiligten zu überprüfen, als vielmehr nach außen hin zu demonstrieren, welch schwere Anforderungen für die Mitwirkung an dem System zu erfüllen sind, um dessen besondere Stellung sowie die der Beteiligten in Relation zu anderen sozialen Systemen zu sichern. So dient die Verwendung von Latein im Medizinsektor teilweise dazu, gegenüber den meist dieser Sprache unkundigen Patienten, die tatsächlichen Wissensanforderungen der Ärzte zu verschleiern und zu überhöhen. Ebenso verwenden Betriebswirtschaftler, Marketing- und Unternehmensberater zunehmend Anglizismen, um Kunden zu beeindrucken. Hier wird Sprachdesign betrieben um ein distinktives Potential auszudrücken.

Anforderung > Zum Kriterium des »Einbringungsfähigkeit« bezüglich der integrativen Struktur

Bezüglich der intergrativen Struktur werden alle mithelfenden, die Persönlichkeit zurückstellenden Aktivitäten, die dem Fortbestand der Struktur und dem Wohlergehen aller dienen, benötigt. Neue Impulse, die im polyvalenten Strukturtyp aufgenommen werden würden oder pedantisches Nachmachen, das in der hierarchischen Struktur Belohnung fände, bleiben unbeachtet. Grundsätzlich wird das Mitmachen bei allen gemeinsamen Aktivitäten erwartet, ohne dass es erforderlich ist, in einer Richtung hervorragende Leistungen zu erbringen, allein das Kriterium der Einbringungsfähigkeit muss erfüllt sein. Beispielsweise kann sich im Prinzip jeder an Karnevalveranstaltungen beteiligen, wenn er ein Kostüm trägt und sich in eine Gruppe einbringt. Manchmal wird durch Vereinfachung der Anforderung ein zuvor hierarchisch strukturiertes System mit strengen Beteiligungsvorgaben und hohen Anforderungen aufgebrochen und kollektiv zugänglich gemacht. So sind Vereine, die an Mitgliederschwund leiden, gezwungen, ihre Anforderungen gegenüber Interessenten herunterzuschrauben und in erster Linie deren grundsätzliche Einbringungsfähigkeit zu würdigen.

Das Erfüllen der Anforderung der Einbringungsfähigkeit kann erstens durch die Vereinfachung der Aufgaben mittels dem kollektiven Potential von Design erleichtert werden. Zweitens hilft die Modifizierung von Aufgaben dabei, das Kriterium der Einbringungfähigkeit als positiv erfahrbar zu gestalten.

Beispiel für das kollektive Potential von Design

Um mehr Menschen aktive Beteiligung, nicht nur passives Zuschauen oder Zuhören bei Radio- oder Fernsehsendungen zu ermöglichen, werden kleine Gewinnspiele oder Quizsendungen mit sehr leicht zu beantwortenden Fragen durchgeführt. Viele Fernsehshows sind so konzipiert, dass die Mitwirkenden nur solche Aufgaben zu lösen haben, die wenig Geschicklichkeit oder die übliche Allgemeinbildung erfordern und deren Lösung vom Zufall abhängt, um die Einbringungsfähigkeit der Kandidaten zu würdigen und sie nicht bloßzustellen.

Die Werbung einiger Internetprovider ist darauf angelegt, Menschen, die sich an der integrativen Struktur orientieren, anzusprechen. Den Kunden wird in Aussicht gestellt, dass sie nach der Einrichtung eines Netzanschlusses nur das Kriterium der Einbringungsfähigkeit durch Beteiligung an Chat-Gruppen usw. erfüllen müssen, um zu einem Mitglied der Netzgemeinschaft zu werden.

Wiederholt kommen Diskussionen um den Sinn von uniformer Schulkleidung, die für das kollektive Potential von Design steht, auf. Sie sind davon motiviert, Barrieren abzubauen, die zwischen Kindern, deren Eltern sich teure Markenkleidung leisten können und solchen, die hierzu nicht fähig sind, entstehen. Die Kinder sollen dazu gebracht werden, sich an einer integrativen Struktur zu orientieren und ihre Einbringungsfähigkeit in die Gemeinschaft sowie den Unterricht, positiv zu entwickeln. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, wird die umgekehrte Richtung verfolgt. So unterstützt das Sozialamt die Kinder finanzschwacher Familien durch den Kauf von Markenkleidung oder Markenspielzeug, damit die elementare Einbringungsfähigkeit und Integration in eine Gruppe Gleichaltriger gesichert ist.

Eingliederung > Zum Kriterium der »Urteilsfähigkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Da der Teilprozess der Konvention durch die den Subprozessen entsprechenden Kriterien Vielfältigkeit, Flexibilität und Alternativenbildbarkeit ausgerichtet ist, gibt es nur eine Minimalmenge an feststehendem Grundwissen, das der Einsteiger bezüglich einem sozialen System mit polyvalenter Struktur erwerben muss. Frühzeitig wird er zur Mitwirkung aufgefordert und es wird ihm zugestanden, durch seine Tätigkeit eine abzweigende Perspektive zu öffnen. Die Schwierigkeit des Einstiegs in eine polyvalente Struktur liegt nicht im Überwinden von Hierarchien, sondern im Überschauen und Auswählen des Einstiegsbereichs. Die Bewertung vieler Alternativen erfordert Urteilsfähigkeit. Ist diese nicht vorhanden, verzögert sich der Subprozess der Eingliederung.

Die Beteiligungsvorgabe hinsichtlich der polyvalenten Struktur umfasst aber eher ein grundsätzliches Engagement für die Partizipation, auch wenn die konkreten Zielbereiche später wechseln, als das Verharren auf einem außenstehenden Beobachtungsstandpunkt zur Urteilsfindung. Die Orientierung an der polyvalenten Struktur beinhaltet die Erkenntnis, dass es keinen Beobachtungspunkt gibt, der absolut sicher zu dem einzig wahren Urteil führt. Daher ist die Urteilsfähigkeit im Laufe der Partizipation an einer polyvalenten Struktur ständig weiterzuentwickeln und zu verfeinern.

Das partizipative Potential von Design wird dem Kriterium der Urteilsfähigkeit gerecht, indem beispielsweise differierende Lösungen zu einem Problembereich vergleichbar dargestellt und bewertet werden. Dies erfordert aber auch von den Designer selbst Weitblick und vorurteilsfreies Experimentieren mit Lösungsalternativen.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

Die Designausbildung muss stärker an einer polyvalenten Struktur ausgerichtet werden, um die Studenten zu befähigen, das partizipative Potential von Design gestalterisch umzusetzen. Eine didaktische Hinführung zur gestalterischen Kompetenz für die Konzeption von Design mit einem klaren partizipativen Potential stellt daher vorhandene Auffassungen im kritischen Vergleich nebeneinander dar, um zur eigenständigen Meinungsbildung und Urteilsfähigkeit anzuregen. Die ersten Projektübungen sollten weniger auf Optimierung eines Ansatzes, als auf kreative Ideenproduktion und gemeinsame Diskussion mehrerer Alternativen zielen. Um im Sinne der polyvalenten Struktur mitzuwirken, reicht es nicht aus wie bezüglich der integrativen Struktur einen vorgefundenen schicksalsergebenen Weg weiterzugehen und sich zu integrieren oder sich durch unterordnende Rollenakzeptanz eine sichere Position innerhalb der hierarchischen Struktur zu verschaffen. Lernziel ist es, durch die Partizipation Urteilsfähigkeit zu entwickeln, indem die eigenen Ideen wiederholt reflektiert, auf Relevanz für andere Menschen geprüft, modifiziert und erneuert werden.

Bezüglich der polyvalenten Struktur und dem zugehörigen partizipativen Potential von Design hat jeder die Chance durch seine Mitwirkung zukunftsbezogene Vorschläge für bessere Lebensformen zu machen und nicht in blinde Anpassung an bereits Bewährtes zu versinken. Viele Studienprojekte, die ohne den Druck einer hierarchisch organisierten Firma oder die wohlwollende, aber fachlich inkompetente Hilfe einer integrativ organisierten Hobbywerkstatt entstanden sind, dokumentieren die Urteilsfähigkeit der Studenten und ihr Engagement, kommunikative Beiträge hinsichtlich der polyvalenten Struktur zu liefern.

Eingliederung > Zum Kriterium der »Rollenakzeptanz« bezüglich der hierarchischen Struktur

Als Beteiligungsvorgabe für die kommunikative Partizipation an einer hierarchischen Struktur wird im Subprozess der Eingliederung eine strikte Rollenakzeptanz verlangt, die auch eine Unterordnung beinhaltet. Explizit vorgegebenes Wissen muss präzise übernommen werden. Wem dies nicht gelingt oder wer Fähigkeiten entwickelt, die nicht in das System passen, wird ausgeschlossen. Auch kann der Einstieg nicht beliebig erfolgen, er ist an die verschiedenen Stufen der Hierarchie und an die Einstufung des Einsteigers durch legitimierte Verwalter der Organisation gebunden.

Bezüglich der hierarchischen Struktur hat sich der Einzelne dem System unterzuordnen. Selbst wenn er innerhalb des Systems eine höhere Position erklommen hat, gilt es, die eigene Persönlichkeit zurückzustellen und die Aufgaben, die sich bezüglich der Position ergeben, gewissenhaft und pflichtgemäß zu erfüllen. Die Partizipation an einem sozialen System mit hierarchischer Struktur verlangt in erster Linie nicht Kompetenz zur individuellen Urteilsbildung und kann auch nicht nur durch Integrationswilligkeit erreicht werden. Es kommt darauf an, einen Platz bezüglich dem System zu finden und zu behaupten sowie die dadurch zugewiesene Rolle zu akzeptieren.

Dem Kriterium der Rollenakzeptanz entsprechend kann das distinktive Potential von Design mithelfen, einen Beteiligungswilligen dazu zu befähigen, sich in das Rollenschema einzufinden und die zur Erfüllung der angestrebten Rolle nötigen Grundkenntnisse anzueignen. Hier wird offensichtlich, dass Designer mit der Unterstützung eines solchermaßen distinktiven Potentials von Design selbst vor der Entscheidung stehen, abzuwägen, ob sie einer primären Orientierung an der hierarchischen Struktur sowie deren damit verbundenen Festigung Vorschub leisten wollen.

Beispiel für das distinktive Potential von Design

Der sozialpolitisch engagierte Friedrich Freiherr von Knigge, vertrat das Anliegen, jungen Menschen, die in sozial benachteiligten Familien aufwuchsen durch gute Erziehung bessere Chancen für einen zukünftigen beruflichen Aufstieg zu verschaffen. Als bestes Mittel hierfür empfahl er das Training von an gutbürgerliche Verhaltensformen angepassten Fähigkeiten wie gutes Benehmen, höfliche Zurückhaltung, Beherrschung der Schönschrift usw. Diese gut gemeinten Ratschläge trugen mit dazu bei, dass viele Menschen zur kritiklosen Rollenakzeptanz und Unterordnung in bestehende soziale Konstellationen bereit waren und durch vorauseilenden Gehorsam die hierarchische Organisation derjenigen Systeme aufrecht hielten, die sich für ihre eigenen Lebensperspektiven eher negativ auswirkten.

Auch der Berufsstand der Designer bildet ein soziales System, an dem ein Interessent erst nach der Durchführung des Subprozesses der Eingliederung mitwirken kann. Wird das System durch eine hierarchische Struktur definiert, führt dies seitens der Studenten zur voreiligen Anpassung an disziplinäre ästhetische Vorschriften für gutes Design wie geometrische Formen oder monochrome Farben. Dies trägt während dem Studium dazu bei, dass viele Studenten anstelle ihr ästhetisches Empfinden und ihre Ausdrucksfähigkeit kennenzulernen, weiterzuentwickeln und zu modifizieren unkritisch einem distinktiven, kanonischen Regelsatz folgen und keine selbständige ästhetische Urteilskompetenz erwerben. Wahrscheinlich begründet sich in dieser frühen Unterordnung in die vermuteten Normen des Berufs die Tatsache, dass sich beispielsweise deutsche Designer bezüglich einer sinnen betonten Gestaltung schwer tun, während dies südländischen Designern locker von der Hand geht.

Eingliederung > Zum Kriterium der »Integrationswilligkeit« bezüglich der integrativen Struktur

Die integrative Struktur steht für Partizipation grundsätzlich offen. Es werden keine spezifischen Fähigkeiten verlangt, allein auf die Integrationswilligkeit kommt es an. Der Einsteiger lernt hauptsächlich durch Nachmachen, kaum durch explizite Erklärungen. Mit der Zeit wächst er beinahe unmerklich in das System hinein. Das Lernen läuft hier sehr stark auf subliminaler Ebene ab und gelerntes bleibt daher tief im Innersten verankert. Wissen, das auf diese Weise verkörpert ist, erscheint bald so selbstverständlich zu sein, dass es für prinzipiell von jedem erschließbar gehalten wird. Fragen werden weniger verbal, als bevorzugt durch anleitendes Vormachen beantwortet. Wichtig ist nicht die Perfektion mit der die Anleitung nachvollzogen wird, wie dies in der hierarchischen Struktur verlangt werden würde, sondern das Erwerben einer innerlichen Befähigung, die Anleitung auch unter etwas veränderten Rahmenbedingungen ähnlich auszuführen.

Das kollektive Potential von Design unterstützt das Kriterium der Integrationswilligkeit im Subprozess der Eingliederung durch eine unspezifische Ausführung und intuitive Erfassbarkeit der Gegenstände, die zur Lebensgestaltung der an einem sozialen System mit integrativer Struktur Beteiligten gehören.

Beispiel für das kollektive Potential von Design

Die Gestaltung von Behördenformularen ist häufig nicht an dem kollektiven Potential von Design orientiert und für die Mehrheit der Bürger, insbesondere auch der ausländischen Mitbürger, die sich dem Kriterium der Integrationswilligkeit entsprechend verhalten möchten, nur schwer verständlich. Gerade in diesem Bereich sollten sowohl Texte als auch deren grafische Einteilung leichter erfassbar gestaltet werden.

Aus der Forderung nach Erleichterung einer intuitiven Erlernbarkeit des Umgangs mit der sozialen, durch die integrative Struktur geprägten Wirklichkeit ist jedoch nicht die absolute Selbsterklärungsfähigkeit eines Produkts abzuleiten. Diese ist hinsichtlich Produkten mit breitem Leistungsumfang nicht einzuhalten. Das Erlernen des Umgangs mit vielen Produkten, die aus dem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken sind, kann weder allein der Eigeninitiative der Nutzer überlassen, noch diesen vollständig von den Designern der Interfaces abgenommen werden. Es ist vielmehr notwendig, dementsprechende Fähigkeiten bereits im Kindergarten und in der Schule zu lernen und beispielsweise durch Angebote der Volkshochschule auszubauen. Die Bedienung komplexer Automaten, die Abwicklung von Bankgeschäften, das Wissen um steuerliche Verpflichtungen und Bürgerrechte, das Ausfüllen von Formularen ist nicht ad hoc erst im Bedarfsfall allein aufgrund einer intuitiven Nutzerführung erlernbar. Damit das kollektive Potential von Design nicht auf einem allzu niedrigen Nenner festgeschrieben wird oder auch die Erklärung eines einfachen Produkts sozusagen bei Null beginnen muss, bleibt es notwendig, elementare Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung wie die Teilnahme am Straßenverkehr einzuüben und ständig weiterzuentwickeln.

Zielsetzung > Zum Kriterium der »Alternativenbildbarkeit« bezüglich der polyvalenten Struktur

Im Subprozess der Zielsetzung wird bezüglich der polyvalenten Struktur nicht eine einzige Zielvorgabe angestrebt oder an nur einer Zielrichtung festgehalten. Als wertvoll für die Erfahrung wird vielmehr die Möglichkeit angesehen, zu einem Problembereich mehrere alternative, vielversprechende Entwicklungsziele auszubilden, um unterschiedliche Interpretationen zu einer Thematik entwickeln zu können. Daher ist das Kriterium der Alternativenbildbarkeit maßgebend zur Bewertung der Zielsetzung.

Das partizipative Potential von Design kann dem Kriterium der Alternativenbildbarkeit dadurch entsprechen, dass einige Elemente eines Produkts ohne große Preisunterschiede frei wählbar und variabel kombinierbar sind. Entwicklungen auf alternative Zielsetzungen hin werden nicht in erster Linie als konkurrierend, sondern als bereichernd für das System erlebt.

Beispiel für das partizipative Potential von Design

In der Autobranche setzten die Firmen nicht mehr allein auf Geschwindigkeit und männliche Potenz. Parallel werden verschiedene Konzepte für die individuelle Mobilität erarbeitet. Autos wie der Twingo, ein Volvo Kombi, ein Geländefahrzeug oder ein Porsche Cabrio stellen jeweils verschiedene Interpretationen für das Autofahren dar. Ebenso gibt es nicht eine festgeschriebene Form oder Typographie für ein Buch, sondern der gleiche Titel ist häufig als Taschenbuch, gebundenes Buch oder bibliophile Ausgabe erhältlich.

Das in seiner Ausgereiftheit und Komplexität beste Beispiel für die Herstellung von Produkten, die durch das partizipative Potential von Design einer polyvalenten Struktur entsprechen, stellt das Swatch Konzept dar. Es wurde von Nicolaus Hayek etwa 1983 für Armbanduhren entwickelt und wird inzwischen auch im Telefon- und im Automobilsektor umgesetzt. Das systematisierte Herstellungsverfahren, das die technische Kombinierbarkeit verschiedener Systemmodule garantiert, ermöglicht eine fast unerschöpfliche Alternativenbildung. In naher Zukunft wird es den Kunden möglich sein, auch in weiteren Produktsegmenten per Internet eine individuelle Designalternative zusammenzustellen. Damit auf diesem Wege nicht nur Varianten, sondern echte, sinnvolle Alternativen entstehen können, ist es notwendig, das zugrundeliegende Bausystem ständig zu erweitern und umzubilden. Die Bewältigung dieser Aufgabe fordert Techniker und Designer gleichermaßen und fällt sicher leichter, wenn sich das Arbeitsteam ebenfalls an der polyvalenten Struktur orientiert.

Zielsetzung > Zum Kriterium der »Optimierbarkeit« bezüglich der hierarchischen Struktur

Der Subprozess der Zielsetzung ist bezüglich der gesamten Selbstdefinition eines sozialen Systems mit hierarchischer Struktur entscheidend. Anders als hinsichtlich der integrativen Struktur, wo alle an ihr Orientierten zwanglos und selbstverständlich der gegebenen Zielrichtung zuarbeiten, muss die Zielvorgabe bezüglich der hierarchischen Struktur immer wieder gegen Anfechtungen verteidigt und abgesichert werden. Langfristig geschieht dies, indem die Organisation des sozialen Systems und die Ergebnisse der produktiven Tätigkeit zunehmend optimiert werden. Ist Ökonomie ein Ideal, dann steht auch bezüglich Ergonomie oder Technologie usw. nur die Gewinnmaximierung im Vordergrund. Ist Produktivität ein Ideal wird diese optimiert. Analoges gilt für Ergonomie oder Technologie usw.

Dem Kriterium der Optimierbarkeit entspricht das distinktive Potential von Design durch ästhetische Mittel, die zunehmend explizit benennbar, nach perfektionierten Regeln geordnet und nach präziseren Vorgaben ausgeführt werden. Der Einzelfall, die Gestaltungsidee oder ein Nutzerbedürfnis bleiben dem optimierten, das Ideal der hierarchischen Struktur essentiell repräsentierenden Gestaltungskanon untergeordnet.

Beispiel für das distinktive Potential von Design

Die Deutsche Industrienorm, kurz DIN, legt detailliert fest, welchen Kriterien, inklusive ästhetischer Vorgaben, ein Produkt entsprechen muss Solange diese Normierung im Sinne einer Garantie für die Einhaltung eines minimalen Standards bei der Produktion verstanden wird, setzt sie nur weiterentwickelbare Rahmenbedingungen fest (vgl. Kapitel 5.3.3). Wenn die Normierung aber als ein qualitatives Gütesiegel fungieren soll, dann wird sie zunehmend zum optimal zu erfüllenden Ideal. In einigen Bereichen ist die Optimierung der Normen schon so weit fortgeschritten, dass diese sich verselbständigt haben und nur noch dem Profit und der Monopolstellung derjenigen Firmen dienen, die sie perfekt einhalten können. So ist es nicht sinnvoll, Arbeitsplätze für behinderte Menschen streng nach DIN Vorschriften zu gestalten, denn die Behinderungen sind zu individuell, um über den Minimalstandard hinausgehend vorab komplett erfasst und genormt zu werden. Die Optimierung der Normen sollte für alle Nutzungsbereiche vorsichtig gehandhabt werden. Wie die europäische Normendiskussion zeigt, bestehen regional sehr verschiedene Gewohnheiten und Ansichten zu den Sollmaßen von Betten und passendem Zubehör.

Dem Kriterium der Optimierbarkeit entspricht auch das Bestreben der Autoindustrie, zunehmend Telekommunikations- und Computertechnik in die Fahrzeuge einzubauen. Ohne den Sinn von Fernsehgeräten oder Internetanschlüssen usw. zur Bedienung durch den Fahrer zu hinterfragen, werden einfach alle Möglichkeiten ausgereizt. Ziel ist es, den hohen technischen Level einer Firma zu demonstrieren und den Kunden davon zu überzeugen, dass der Erwerb eines solchen Wagens auch der Entwicklung und Optimierung seines Lebens Ausdruck gibt und den bereits erreichten Status steigert.