Innerhalb der selbstorganisierenden Dynamik der subliminalen Organisationstendenzen sammeln sich die wichtigen persönlichen Erfahrungen an und bleiben im subliminalen Hintergrund über ihr bewusstes Erleben hinaus wirksam. Hier manifestiert sich die persönliche Historie. Der Erfahrungsschatz bildet einen Referenzbereich, in dem eine Osmose zwischen Erfahrungen die der Motivation, der Kognition und der Emotion sowie den drei Phänomenbereichen, Innenwelt, Körpergrenze und Außenwelt zuzuordnen sind, stattfindet und durch selbstorganisierende Prozesse weitere subliminale Verhaltenstendenzen erwachsen. Aktuelle Forschungen zur Wissensbildung lassen vermuten, dass im Normalfall eine komplexe Vernetzung und ganzheitliche Speicherung der erworbenen Erfahrungen im Erfahrungshintergrund stattfindet. Die Trennung kognitiver Wissenskomponenten von emotionalen oder motivationalen Anteilen erfolgt erst nach jahrelangem Üben in einem Spezialgebiet.
Dass Veränderungen des Erfahrungshintergrunds im Sinne einer Vertiefung oder Erweiterung keine bewusste, gezielte Entscheidung benötigen und sich aus dem Fluss der somatischen, der introvertierten und der explorativen Tendenz ergeben können, zeigt die Beobachtung eines Einzellers auf Nahrungssuche von William H. Calvin. Hat der Einzeller eine Nahrungsquelle gefunden, so bewegt er sich wiederholt kurzzeitig von ihr weg. Auf diese Weise kann er zufällig eine bessere Nahrungsquelle finden. Um dieses Verhalten zu erklären, ist dem Einzeller weder eine bewusste Absicht zu unterstellen, noch intelligente oder schöpferische Kräfte zu postulieren, sondern allein der Zufall als ausreichende Begründung annehmen. Analog dazu erklärt sich die menschliche Kreativität als selbstorganisierende Kraft, ohne sie auf mystische Eingebungen von außen zurückführen zu müssen. Vielmehr bewegt die neuronale Aktivität in ihrer Gesamtheit von Gehirn und Körper den Organismus in seinem Kontext in Referenz zum Erfahrungshintergrund auf ein bestätigendes sicher einschätzbares, weil bekanntes eventuell zur Vertiefung führendes oder auf ein unsicher bleibendes, weil noch unbekanntes, möglicherweise zur Erweiterung anregendes Angebot hin. Die Schaffung geeigneter Angebote im Lebenskontext durch Design erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit einem vertiefenden oder erweiternden Angebot und wirkt sich somit positiv auf die individuelle qualitative Erfahrungsakkumulation aus.
Für die Formung des Erfahrungsschatzes, aus dem sich das Wirklichkeitsverständnis speist, ist es deshalb entscheidend, welche ästhetischen Angebote während einer Verhaltenstendenz verfügbar sind. Sensitives, animatives und impulsives Potential von Design können in unterschiedlicher Weise zur qualitativen Erfahrungsakkumulation beitragen. Bezüglich ihrer Wirkung auf den Erfahrungsschatz ist einerseits die auf die resonante Option abgestimmte Strategie der Vertiefung durch die interpretative Perspektivität von Design zu beachten und andererseits die hinsichtlich der initiativen Option entwickelte Strategie der Erweiterung durch die emanzipative Perspektivität.
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- Design gemäß der Strategie der Erweiterung in Korrespondenz zur initiativen Option stellt zunächst ein Anschluss zur momentanen Tendenz sowie zum Erfahrungshintergrund her und bietet dann weiterführende Perspektiven an. Vorsicht ist dahingehend geboten, als dieses Vorgehen auch als Verlockungstaktik eingesetzt wird, um einen potentiellen Kunden von seinen eigenen Zielen abzubringen und in ihm neue Wünsche zu wecken. Wem ist es nicht schon passiert, dass er sich von einem grafisch anziehenden Buchcover und einem vielsagenden Titel angesprochen fühlte, das Buch kaufte und daheim enttäuscht die Banalität des Inhalts zur Kenntnis nehmen musste oder beim Einkaufen auffallende, interessant oder informativ präsentierte Produkte erstand,…
- Ohne ein Identitätsgefühl als Erfahrungshintergrund können Menschen keine selbstbestimmte Aktivität entwickeln. Sie benötigen daher zur Selbstfindung und Selbstentfaltung durch die Vertiefung des Erfahrungshintergrunds Optionen in Resonanz zu ihrer Wirklichkeit. Zu beachten ist jedoch, dass eine zu starke, nur auf sich selbst bezogene Identität in das zwischenmenschliche Abseits führen kann. Deshalb ist die dynamische, flexible Erweiterung der subliminalen Akkumulation von Erfahrung ebenso wichtig wie deren Vertiefung. Die interpretative Perspektivität von Design kann schwerpunktmäßig sensitiv, animativ oder impulsiv ausgerichtete Interpretationen anbieten. Diese sollten dem gegenwärtigen Aktivitätsziel entsprechen, anschließbar sein, zur sinnhaften Erfahrungsakkumulation führen, Wichtigkeit gewinnen, ein Gefühl von Vertrautheit festigen und somit…