Menschen, die sich in ihrem Wirklichkeitskonstrukt größtenteils gut fühlen bevorzugen das interpretative, in Resonanz zu ihren Erfahrungen stehende Design. Dagegen suchen Menschen, die sich in ihrer Wirklichkeitskonstruktion bewusst oder unbewusst eher schlecht fühlen und für weitere Chancen, die ihnen das Leben bieten könnte, noch offen sind, nach initiativen Optionen, nach Designangeboten, die unter der Ausrichtung der emanzipativen Perspektivität gestaltet sind. Beide Optionen können sich verbessernd oder verschlechternd auf die ästhetische Erfahrung auswirken, wenn sie extrem einseitig verfolgt werden. Ihre Bewertung geht zudem mit politischen Anschauungen einher.
Ein außenstehender Beobachter kann unbefangener erkennen, welche Option für einen Menschen vorteilhafter ist. Dies gilt insbesondere für die Vorgaben, die Erwachsene Kindern und Jugendlichen machen. Ein Kind registriert zunächst nicht, dass es durch sein Umfeld dazu angeregt wird, eine Wirklichkeit zu konstruieren, die für seine Zukunft negative Auswirkungen haben wird. Manche Kinder, die als schwer erziehbar gelten, sind besonders empfindsam und setzen sich mit ihren Mitteln zur Wehr. Zu diesen Mitteln zählt noch keine Argumentationsfähigkeit oder breite Lebenserfahrung, die zum Vergleich angeführt werden könnte. Deshalb ist es sehr wichtig, für Kinder Anregungen im Sinne der initiativen Option und der emanzipativen Perspektivität von Design bereitzuhalten. Diese können ihnen auf kontrollierte Weise helfen, aus ihrem engen Wirklichkeitskonstrukt auszubrechen, andere Menschen besser zu verstehen und selber zu lernen, Entscheidungen zu treffen und sich zu selbstbewussten, verantwortungsvollen Menschen zu emanzipieren. In diesem Zusammenhang ist die Gestaltung des Erziehungssystems zu hinterfragen, welches das Engagement junger Menschen durch lange Schul-, Ausbildung- und Studienzeiten verbraucht, bevor es durch aktive Mitgestaltung der eigenen und der soziokulturellen Wirklichkeit einfließen kann.
Mit zunehmender Lebenserwartung wird die emanzipative Perspektivität von Design vermehrt für Erwachsene und ältere Menschen relevant. Während das Leben einer Witwe aus einfachen Verhältnissen noch vor wenigen Jahrzehnten nach strikten gesellschaftlichen Konventionen festgeschrieben war, hätte sie heute die Chance, ihrem Leben noch einmal eine neue Richtung zu geben. Krankheiten besiegeln das Schicksal der Betroffenen heute nicht mehr zwangsläufig, wenn sie Angebote vorfinden, die sie zu neuen Lebensmut und Tatkraft anregen.
Die initiative Option als Verbesserung der Lebensqualität einzusetzen, erfordert Mut zum Umdenken und Experimentieren sowie Fehlertoleranz und Respekt vor Verbesserungsversuchen als solchen, auch wenn schließlich nicht alle Versuche zum Erfolg führt. Dies gilt für denjenigen, an den sich die nach der emanzipativen Perspektivität von Design gestalteten Angebote richten ebenso wie für die Menschen, welche ihre Wirklichkeit am liebsten ungestört beibehalten würden.