Die intergrative Struktur ist offen für Kommunikation. Sie gibt keine strikte Grenze für die kommunikative Beteiligung vor. Im Prinzip kann jeder, ob Kind oder Wissenschaftler, Millionär oder Straßenkehrer gleichermaßen an der Kommunikation mitwirken. Dadurch entsteht für die Beteiligten das Gefühl, einer gleichberechtigten Gemeinschaft anzugehören. Auf die Wirkung der Kommunikationsbeiträge hat die integrative Struktur durch die große Zahl der unselektiert eingehenden Beiträge und deren ständige Durchmischung einen bremsenden Einfluss Sie ist daher eher als statisch denn als dynamisch einzuordnen. Veränderungen, beispielsweise bezüglich mehr Geschlossenheit oder Offenheit, vollziehen sich langsam im Zuge der Beteiligung aller sozialer Akteure. Die integrative Struktur ist als selbstverständlich empfindbare, kontinuierlich gewachsene Struktur zu kennzeichnen.
In Bezug auf diese gewachsene, integrative Struktur kennt jeder seinen Platz und füllt ihn ohne große Veränderungswünsche aus. Dadurch eventuell entstehende soziale Ungleichheiten werden nicht als gravierend erfahren. Deshalb mag Viktor Papanek recht haben, wenn er von dem hohen Niveau gesellschaftlicher Zufriedenheit in den brasilianischen Slums berichtet. In traditionsreichen Familienbetrieben herrscht oft ein gutes Betriebsklima. Chef und Arbeiter sind mit ihren Rollen innerhalb der sozialen Struktur verwachsen und fragen nicht nach deren Gründen. Neben dem familiären Zusammenleben gilt diese Struktur auch im alltäglichen öffentlichen Leben häufig noch als maßgebend, soweit es die elementarste Kommunikation betrifft. Ein freundlicher Gruß, das spontane Gespräch über das Wetter, kleine Hilfeleistungen wie eine Wegbeschreibung zu geben oder ein Gepäckstück weiterzureichen usw. sind wichtig, um einen Grundtenor von Mitmenschlichkeit zu pflegen. Beispiele hierfür sind Begegnungen, in denen es um den Kontakt von Mensch zu Mensch geht, weniger um eine anspruchsvolle Kommunikation.
Positiv an dieser Struktur ist die Integration aller Kommunikationsbeiträge der sozialen Akteure und damit die weitgehende Gleichbehandlung der Akteure selbst. Diese Struktur bietet auch denjenigen Menschen ihre Offenheit für Beteiligung an, die im Vergleich zu den anderen irgendeinen Mangel aufweisen. Als harmonisch wird die Orientierung an dieser Struktur jedoch nur solange erfahren, wie die beteiligten Akteure sich an dem kleinsten gemeinsamen Nenner ausrichten. Problematisch wirkt sich diese grobmaschige Erfahrungsselektion aus, wenn ein Individuum zum Beispiel schwer kommunizierbare Gedanken entwickelt oder wissensspezifische Kommunikationsbeiträge einbringt. Auch diese werden, ohne große Wirkung zu hinterlassen, absorbiert. Hochbegabte Kinder fallen dadurch in ihrem sozialen Kontext oft gar nicht auf. Negativ bezüglich der integrativen Struktur ist daher die Beliebigkeit und Einseitigkeit sowie die Langsamkeit der qualitativen Optimierung der Erfahrungsselektion zu werten. Die solchermaßen skizzierte integrative Struktur weist Ähnlichkeiten mit dem Konzept der Gemeinschaft bei Tönnies und der Lebenswelt bei Habermas auf. Sie wird im vorliegenden Untersuchungskontext nur als ein sozialer Strukturtyp verstanden, der mit anderen Strukturtypen in Beziehung steht. Jeder von diesen kann im zeitlichen Wandel des sozialen Lebens einmal dominieren, beziehungsweise eine bessere oder schlechtere Wahl für die individuelle oder soziale Orientierung darstellen.
Das Potential von Design, welches als Angebot für die Orientierung an der integrativen Struktur fungieren soll, hat eine wichtige Anforderung zu erfüllen. Es muss in ähnlicher Weise wie der Kommunikationsfluss langsam durch das kollektive Miteinander wachsen oder so konzipiert sein, dass es sich gut einfügen lässt, indem es große Akzeptanz und Verbreitung findet. Die ästhetische Erfahrung der kommunikativen Orientierung an der integrativen Struktur ist geprägt durch ein Gefühl von Harmonie und Zusammengehörigkeit. Design für potentielle Angebote in Relation zur integrativen Struktur ist daher als kollektives Potential anzulegen.