Ein soziales System mit polyvalenter Struktur ist offen für verschiedenste Kommunikationsbeiträge. Der interne Kommunikationsfluss lässt sich weder als Durchmischung wie hinsichtlich der integrativen Struktur, noch als regulative Optimierung wie bezüglich der hierarchischen Struktur, sondern als flexible, interdependente Vernetzung charakterisieren. Ein sozialer Akteur kann sich im Prinzip parallel an verschiedenen Entwicklungslinien beteiligen. Durch die Interdependenz der unterschiedlichen Kommunikationsverzweigungen und Knotenbildungen entsteht eine aktiv mit gestaltbare, jedoch nicht vollständig planbare Dynamik.
Obwohl die polyvalente Struktur jedermann zur Beteiligung an der Kommunikation offen steht, gelingt es den passiven Akteuren selten, effektive Beiträge einzubringen. Durch die im Vergleich zu den anderen Strukturtypen schnellen Veränderung ihrer Ausrichtungen, können nur ständig aktiv an der Kommunikation beteiligte soziale Akteure jeweils adäquate und die Kommunikationsdynamik beeinflussende Beiträge liefern. Hinsichtlich der Orientierung an der polyvalenten Struktur sind also diejenigen Menschen, die ihre kommunikativen Beiträge lange vorbereiten oder auf eine langfristige Beziehung zu anderen sozialen Akteuren bezüglich dieser Struktur setzen, eher benachteiligt. Dagegen bietet die polyvalente Struktur agilen Menschen, die dem Leben nicht einfach seinen Lauf lassen wollen oder sich von den Vorgaben einer hierarchischen Struktur erdrückt fühlen, die Möglichkeit, ihre kommunikative Dimension von Erfahrung auszuleben und zu entfalten.
Beispielsweise könnte das universitäre Bildungssystem durch eine stärkere Verlagerung von der Orientierung an der hierarchischen auf die polyvalente Struktur profitieren, wogegen die integrative Struktur hier kein geeignetes Modell darstellt, weil sie nur zu einer oberflächlichen Durchmischung der Wissensbereiche führen würde. Viele Bildungsbereiche müssen sich ständig in der lebendigen Anwendung bewähren und häufig klafft eine breite Lücke zwischen dem Wissen, das bezüglich einer hierarchisch strukturierten Disziplin hochspezifisch ausselektiert wurde und den ständig verändernden, weniger spezifisches Wissen erfordernden praktischen Bereichen. Ein Student, der seine Fachkompetenz strikt an den Anforderungen zur Beteiligung an der hierarchischen Struktur seiner Disziplin entwickelt, indem er eine universitäre Laufbahn anstrebt, steht mit der diesbezüglich verengten kommunikativen Erfahrungsselektion völlig im Abseits, wenn er aus irgendwelchen Gründen an der weiteren Beteiligung an dem zugehörigen sozialen System ausgeschlossen wird. Dagegen hätte ein Student in einem universitären System mit polyvalenter Struktur die Möglichkeit, je nach Fähigkeiten, Interessen oder momentaner Aktualität, diejenigen Disziplinen gezielt kombiniert auszuwählen, in die er sich einarbeiten und an deren Kommunikationsfluss er sich beteiligen will. Indem jeder Kommunikationsbereich der polyvalenten Struktur eine lebendige Dynamik entwickelt, wäre nur ein aktiver Student in der Lage mitzuhalten. Durch diese produktive Dynamik der Kommunikationsbeiträge bezüglich der polyvalenten Struktur bleibt ein bloß oberflächlicher Dilettantismus ebenso auf der Strecke wie die elementare Grundlagenforschung. Da diese weiter wichtig bleibt und eine kompetente Beteiligung im Sinne tiefen Fachwissens erfordert, müsste das Bildungssystem für die sozialen Akteure Übergänge zwischen der Orientierung an einer polyvalenten und an einer hierarchischen Struktur enthalten.
Positiv bezüglich der polyvalenten Struktur ist die Möglichkeit, dass sich Menschen gemäß ihren verschiedensten Interessen kommunikativ beteiligen können und ohne sich nach festen Zielvorgaben richten zu müssen, aus der Dynamik der Struktur heraus jeweils neue relevante Perspektiven entfalten können. Negativ ist zu werten, dass die polyvalente Struktur dem Individuum im Vergleich zu den anderen Strukturen zwar mehr Wahlmöglichkeiten und Freiheit, jedoch auch geringere Sicherheit und weniger dauerhafte Solidarität bietet. Menschen müssen den eigenverantwortlichen Umgang mit der polyvalenten Struktur erst lernen. Anders als bezüglich der Orientierung an der hierarchischen Struktur, die beispielsweise die marktstrategische Konzeption von Produkten hinsichtlich ihrer Eignung als niveauadäquate Statussymbole verlangt, geht es hinsichtlich der polyvalenten Struktur darum, Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen aber gleichwertigen Produktkategorien anzubieten. Mobilität wird zum Beispiel nicht mit der Frage nach dem repräsentativen Status des Fortbewegungsmittels, als vielmehr mit der momentanen Entscheidungsgrundlage für eines der alternativen Angebote wie Bahn, Auto, Fahrrad, Fußwege usw. verknüpft.
Die bevorzugte Orientierung an der polyvalenten Struktur und schlägt sich in der kommunikativen Dimension von Erfahrung als Bedürfnis nach aktiver Mitwirkung nieder. Durch Design zu schaffende, entsprechende Angebote sollten dieses Mitwirkungsbedürfnis fördern. Die hierfür geeignete potentielle Spezifik von Design wird im folgenden als partizipatives Potential von Design bezeichnet.