Einige Beispiele verdeutlichen zunächst die Unterschiede der drei Qualitäten für das Erleben einer ästhetischen Erfahrung. Mit Konzentration auf die perzeptive Organisationsqualität wird das sinnlich gegebene ästhetische Material weitgehend in seinem Sosein reflektiert, ohne diesbezüglich aufkommende Gefühle oder ableitbare, handlungsweisende Erkenntnisse in die momentane Wertung der Erfahrung einzubeziehen. Beispielsweise wird eine beliebige Zeitung aus einem Stapel genommen und durchgeblättert, ohne sie sofort zu lesen oder Bilder und Zeichnungen mit emotionaler Anteilnahme zu betrachten. Vielmehr richtet sich der Blick auf das Layout, die rhythmische Anordnung von Textblöcken und Spalten, auf formale Details wie Linien und fette, große Schriftelemente o. ä. Die Spannweite und die Tiefe dieser vom eigenen Selbst distanzierten Reflexion reicht von der elementaren, kindlichen Rezeption, die, bezogen auf das vorherige Beispiel, die gestalterischen Elemente der Zeitung thematisiert, weil das Kind sowieso noch nicht lesen kann oder mit den abgebildeten Prominenten oder Karikaturen keine Gefühle verbindet, bis zur fachlich geübten Reflexion, deren Genuss darin liegt, die Rezeption zu verfeinern, sich mit Zeilendurchschuss, Einzügen, Spationierungen, Schrifttypen usw. zu beschäftigen und sich ein Urteil über deren perzeptive Qualitäten zu bilden. Ebenso können die mit der Tonwiedergabe zusammengeschalteten, rhythmisch blinkenden, verschiedenfarbigen Leuchtdioden einer HiFi-Anlage, deren Bedienelemente usw. reflektiert werden, oder ein Industriegebäude, dessen mehrfarbige, waagrechten Versorgungsrohre die massigen Baukörper verbinden und in Korrespondenz zu den düster aufragenden Schornsteinen stehen, einen Anlass zur Entfaltung der perzeptiven Qualität bieten.
Die Organisation von Ästhetischem zur empathiven Qualität erfolgt anhand von Kriterien und Anregungen, welche die subjektive Befindlichkeit und die Innenwelt, vorgeben. Aus einem Zeitschriftenstapel wird beispielsweise die zur momentanen Befindlichkeit passende Zeitung ausgewählt. Im Wartezimmer eines Arztes, im Ungewissen bezüglich der Ursachen des persönlichen Zustands, fällt die Wahl dann eher auf Zeitschriften, welche Lebensgeschichten schildern und Fotos zeigen, die die innere Anteilnahme fordern, als auf informative Magazine oder aber fremdsprachige Zeitungen, deren ungewohnte Typografie in einer anderen Stimmung zur reflektiven Sinnlichkeit angeregt hätte. Der Blick sucht nach Anknüpfungspunkten für eine innere Nähe. Das Werbefoto einer Versicherung, auf dem nicht perfekte, aber glückliche Menschen gezeigt werden, oder die sanft geschwungene Titelschrift einer Geschichte fallen auf. Momentan interessiert weniger, welcher Sportler welches Match gewonnen hat, sondern die Schilderung der erfolgreichen Behandlung einer Knieverletzung. Es werden diejenigen ästhetischen Reize bevorzugt, die mit dem momentanen Seelenzustand in irgendeiner Form korrespondieren. Der Lebenskontext wird zur beseelten Mitwelt. Eine HiFi-Anlage mit vielen blinkenden Leuchtdioden wird nicht als solche wahrgenommen, sondern mit der Eigenschaft von Aufgeregtheit oder Hektik belegt und je nach Temperament negativ oder positiv gewertet. Auch der Gang durch einen stillgelegten Industriekomplex ist eher von Empfindungen wie Leblosigkeit oder Hoffnungslosigkeit begleitet, als von einer perzeptiven Erfahrungsqualität.
Unter der Akzentuierung der ästhetischen Erfahrung durch die imaginative Qualität nimmt jemand beispielsweise nur zur Unterhaltung eine Zeitschrift zur Hand und blättert sie achtlos durch, bis er etwas bemerkt, das seine Aufmerksamkeit weckt. Nun konzentriert er sich auf die Zeitschrift und auf das weitersuchende Durchdenken. Auf diese Weise entwickelt sich ein Erkenntnisprozess, während dem auch Konsequenzen des gerade Erkannten mitangedacht werden. Es entsteht der Wunsch, hierzu weiterführend aktiv zu sein. Dadurch kann sich eine Dynamik entfalten, die nicht an der kontemplativ, zeitentrückten Reflexion der perzeptiven Qualität anhält oder der innerlichen Intensität der empathiven Qualität nachspürt. In einer Art rastlosem Streben wird das ausgewählte ästhetische Material spielerisch instrumentalisiert und nur bezüglich seiner Funktion für den nächsten Sprung im Orientierungsprozeß beachtet. So tragen blinkende Dioden an einer HiFi-Anlage nur noch wenig zur ästhetischen, unter der imaginativen Qualität akzentuierten Erfahrung eines technischen Tüftlers bei, sobald sie eingebaut sind und funktionieren. Die Organisation des Ästhetischen hinsichtlich der imaginativen Qualität, berücksichtigt die Gegenstände nur als Anlass, sich andere Möglichkeiten ihrer Anordnung oder Verwendung vorzustellen.
Anschließend werden die typischen Qualitäten weiter differenziert und in Relation zu darauf abgestimmtem Design gebracht. Der perzeptiven Qualität ästhetischer Erfahrung entspricht die formative Akualität von Design. Der empathiven Organisationsqualität wird die animative Aktualität, der imaginativen Organisationsqualität die prospektive Akualität von Design zugeordnet.