Das Selbstkonzept dient nur als Hilfsvorstellung. Es existiert nicht etwa als eigenständige Entität unabhängig vom Körper. Monistische Ansätze wie auch der Radikale Konstruktivismus erklären die Entstehung dieses Selbstkonzepts anhand von neuronalen Mechanismen als eine aus dem Organismus entstandene neue Qualität. Aktuelle Forschungen zu Phantomschmerzen lassen vermuten, dass diese auf eine genetisch programmierte Verschaltung der Körperteile mit dem Gehirn zurückzuführen sind. Dadurch wird ein elementares, stabiles, für den menschlichen Organismus typisches Körperschema aufgebaut, welches als Basis für das Entstehen des Selbstkonzepts fungiert. Trotz dieser ähnlichen biologischen Grundvoraussetzungen, entwickeln Menschen in Abhängigkeit von ihrer Erfahrungsgeschichte sehr unterschiedliche und sich im Laufe des Lebens verändernde Selbstkonzepte.
Das Selbstkonzept integriert mehrere, eng miteinander verschmolzene Teilbereiche. Diese können je nach momentaner Situation, Erfahrungszustand und Lebensgeschichte im bewussten Erleben Priorität erlangen und den Ausschlag für Ausrichtung und Definition des eigenen Selbst geben. Die bevorzugte Ausrichtung wirkt auf das Empfinden der ästhetischen Erfahrung und auf die Beurteilung der persönlichen Lebensqualität. Drei wichtige Dimensionen des bewussten Selbstkonzepts und somit des jeweils dominanten Gefühlsbezugs sind zu unterscheiden. Erstens kann die Reflexion auf das innerlich gefühlte Selbst die Priorität innerhalb der bewussten Erfahrung einnehmen. Der zweite Bereich wird durch den Bezug auf die Mitmenschen definiert. Oft ist die Kommunikation mit anderen Menschen viel wichtiger für die Ausformung des Selbstkonzepts als selbstbezogene Reflexionen. Der dritte Bereich umfasst alle weiteren möglichen Bezugsebenen für das bewusste Handeln, die Interaktionen mit der Welt.
Der Neurologe Ernst Pöppel vermutet, dass das Bewusstsein entwicklungsgeschichtlich entstanden ist, um speziellere Probleme zu lösen, die auf der vor- oder unbewusst bleibenden Ebene nicht beseitigt werden können. Deshalb sind nach Pöppel bewusste Empfindungen und Gedanken immer schon auf Selbstreflexion, Kommunikation oder Interaktion hin angelegt (vgl. Pöppel, 1994). Im reflektierenden Selbstgespräch oder dem innerlichen Kognitionieren, das verbal sprachliche und anschauliche Vorstellungen enthält, werden Erlebnisse sortiert, verglichen, probeweise als Erkenntnis festgesetzt, weitergedacht usw. Ähnliches passiert auch während der testenden Erweiterung des Bewegungsspielraums in der Umwelt, der Interaktion, oder im Umgang mit anderen Menschen, der Kommunikation.
Die wichtigsten Dimensionen des Selbstkonzepts und damit der gefühlsbezogenen Komponente von Erfahrung und der Spezifik der ästhetischen Erfahrung sind die Selbstreflexion, die Kommunikation und die Interaktion. Diese Dimensionen sind als Teilprozesse der gefühlsbezogenen Erfahrungskomponente modellierbar. Sie wechselwirken miteinander und bestimmen durch Rückkopplung die Organisationsdynamik dieser Komponente. Zur Unterscheidung der Sonderstellung der gefühlsbezogenen Komponente von den im weiteren Untersuchungsverlauf zu thematisierenden Komponenten, werden die Teilprozesse weiterhin als Dimensionen bezeichnet.