Die Eigenart der medial bedingten Komponente von Erfahrung liegt in der Funktion der Medien, Konkretisierungen von individuellen oder sozialen Erfahrungen zu ermöglichen sowie Begrenzungen (vgl. Kapitel 5.1.3) für weitere Erfahrungsprozesse vorgeben zu können. Am prägnantesten kommt diese Eigenart durch die standardisierte Logik zum Ausdruck. Medien mit standardisierter Logik sind durch explizite Regeln und harte Grenzen definiert. Dadurch werden irrelevante Umgangsweisen mit ihnen von vornherein ausgeschlossen. Allein auf die Orientierung an diesen Regeln, nicht auf organische oder kontextuelle Besonderheiten kommt es bei Interaktionen mit ihnen an.
Zum Beispiel sind die möglichen Rechenoperationen bezüglich einzelner mathematischer Teilbereiche wie der Euklidischen Geometrie genau eingegrenzt. Die vorschriftsmäßige Ausführung der expliziten Regeln führt zu einem richtigen Ergebnis. Aber auch für viele technische Prozesse im Bereich des Maschinen- oder Anlagenbaus gibt die Deutsche Industrienorm, DIN, die Reihenfolge der Abläufe vor. Der Vorteil dieser expliziten und standardisierten Logiken für den Umgang mit den entsprechenden Medien ist darin zu sehen, dass sich verschiedenste Personen weitgehend unabhängig von ihrer jeweils unterschiedlichen organischen Logik oder den kontextuellen Logiken in denen sie leben auf sie beziehen und gemeinsam daran weiterarbeiten können. Dadurch ermöglicht die standardisierte Logik eine Arbeitsteilung durch welche die beherrschbare Komplexität bezüglich der Handhabung medialer Konkretisierungen gesteigert werden kann. Wegen der Orientierung an den gleichen Normen können viele, weltweit verstreute Teams gemeinsam ein Großprojekt erarbeiten. Auch die Wissenschaft als Ganzes sowie viele Teilbereiche stellen Medien mit weitgehend standardisierter Logik dar. Diese Definition der standardisierten Logik beinhaltet nicht deren Absolutsetzung, sondern bezieht die Möglichkeit kontrollierter Veränderungen und explizit eingebrachter Erneuerungen ein. Beispielsweise bildeten sich im Verlauf der mathematischen Forschung verschiedene Beschreibungsstandards und entsprechend unterschiedliche operative Logiken für den Problembereich der Geometrie aus.
Das entsprechend ausgerichtete medial bedingte Potential von Design kann die Interaktion bezüglich Medien mit standardisierter Logik für die Erfahrung zur Entfaltung bringen. Es ist neben der Erleichterung des Verständnisses des Umgangs mit den standardisierten Logiken die vordringlichste Aufgabe des zur standardisierten Logik gehörenden Potentials von Design, die jeweilige Innovation für die bewusste ästhetische Erfahrung zu erschließen, die sich aus der Interaktion mit Medien dieses Typs ergeben kann.
Solch innovative Impulse gaben zum Beispiel die Computervisualisierungen der verschiedenen Geometrien, insbesondere der Fraktalen, die ab den achtziger Jahren zunehmend entstanden. Für diese Beziehung steht im Folgenden das innovative Potential von Design.