Die Orientierung an Medien hat einen ordnenden Einfluss auf Erfahrungsprozesse. Durch die wiederholte Bezugnahme auf Medien werden Erfahrungen räumlich und durch die Stabilität der Medien auch zeitlich gegliedert und organisiert. Schließlich bildet sich die Annahme bestimmter Regeln für die Interaktion mit Medien aus. Diese an Regeln orientierte Folgerichtigkeit von Erfahrungsprozessen im Zusammenhang mit der medial bedingten Komponente von Erfahrung wird im weiteren durch den Begriff der medialen Organisationslogik zum Ausdruck gebracht. Die mediale Organisationslogik bezieht sich auf die durch individuelle und sozial koordinierte Erfahrungen entstandenen und tradierten Erwartungen hinsichtlich der Interaktion mit den Medien, nicht auf eine objektive Eigenlogik der Medien. Aus dem Vergleich der verschiedenen, im Zuge der Charakterisierung der medial bedingten Komponente vorgestellten Ansätze ist die modellhafte Vorstellung ableitbar, dass in der praktischen Erfahrung im Umgang mit Medien drei Arten zu unterscheiden sind. Diese zeichnen sich jeweils durch eine typische Organisationslogik, die mit ihnen verbunden wird, aus. Die bevorzugte Interaktion mit einem solchen Medien- bzw. Logiktyp bewirkt eine entsprechende Akzentuierung der Erfahrung.
Die erste Art von Medien bezieht sich auf die Ausformung und Gestaltung der individuell verkörperten Erfahrung im kreativen Lebensprozess durch den singulären Organismus. Diese Art findet zwar in den meisten Medientheorien Berücksichtigung (vgl. Pross, 1972; Posner, 1985), ihre genauere Untersuchung erfolgt hauptsächlich unter der Annahme, dass die Klärung der verändernden Einflüsse durch technisch entwickelte Medien auf die Körperlichkeit und damit auch auf die sinnliche Wahrnehmung als natürliches Medium das Hauptproblem ausmacht (vgl. u. a. Burckhardt, M., 1994). Ohne diese Problematik des Eingebettetseins der Ontogenese in die Phylogenese missachten zu wollen, wird dem Zusammenhang der vorliegenden Untersuchung entsprechend ein anderer Schwerpunkt hinsichtlich der Analyse des Körpers als Medium gesetzt. Jeder Mensch entwickelt ein individuelles Medien-Schema seines Körpers und seiner körperlichen Fähigkeiten. Hierauf basiert die mit der individuellen Körpererfahrungen verbundene singuläre organische Logik. Die bevorzugte Interaktion mit Medien, die der organischen Logik unterliegen, führt zu einer entsprechenden Akzentuierung der ästhetischen Erfahrung, die auch in den Hauptprozess einfließt.
Eine zweite Art von Medien umfasst den soziokulturell ausgeformten, pragmatischen Erfahrungsanteil, wie das Interagieren und Kommunizieren im gegenständlichen und sozialen Lebenskontext. Die Wichtigkeit dieser Art für die soziologische Forschung hebt insbesondere Joshua Meyrowitz (vgl. Pross, 1972; Posner, 1985 ) hervor. Gegenüber der Vielfalt möglicher singulärer Konkretisierungen der Erfahrung aufgrund der organischen Logik findet hier eine Reduktion durch soziale Selektion statt. Die Menschen teilen ihren Lebensraum und einigen sich freiwillig oder gezwungenermaßen auf bestimmte Formen, mit ihrer gemeinsamen Umwelt und Dingwelt zu interagieren. Die sich daraus ergebende Logik wird als kontextuelle Organisationslogik bezeichnet. Durch sie werden verschiedenste Handlungskontexte wie Arbeiten und Wohnen voneinander abgegrenzt oder verbunden. Auch die Dominanz von Interaktionen mit Medien, die einer kontextuellen Logik folgen, akzentuiert die ästhetische Erfahrung.
Die dritte Art der Medien betrifft zum einen die von Werner Rammert herausgestellten technologisch generalisierten, zum anderen die symbolisch generalisierten Medien (vgl. in: Weingart (Hrsg.), 1989). Auf deren Untersuchung liegt ein anderer Akzent, als ihn zum Beispiel Luhmann setzt. Der Begriff der Generalisierung kennzeichnet die Gewinnung eines Allgemeinen aufgrund der Einzelfälle. Dies kann so verstanden werden, dass eine Generalisierung von Erfahrung im Sinne einer Angleichung oder Bündelung der partiell entwickelten, kontextuellen Logiken beispielsweise durch einen langen kulturellen Erfahrungsprozess erfolgt. Diese kulturgeschichtliche Perspektive trifft nicht das Anliegen der vorliegenden Untersuchung. Für diese ist es wichtiger, die aktuellen und zukünftigen Konsequenzen zu analysieren, welche sich aus der Interaktion mit solchen als allgemeingültig angenommenen Medien für die Erfahrung ergeben. Daher soll als Basis für die Überlegungen zu diesem dritten Typ der medialen Logiken die Annahme gelten, ihre Besonderheit daran festzumachen, dass sich der produktive wie der rezeptive Umgang mit diesem Medientyp an einem expliziten Regelsatz orientiert. So wird die Erfahrung während der Interaktion mit einem Computer zwar auch durch die organische oder kontextuelle Logik mit beeinflusst, ihrer Besonderheit liegt jedoch in der Notwendigkeit, die Standards der Software erfüllen zu müssen. Da diese Untersuchung auch technische Medien einbezieht, ist zu bedenken, dass die Kompetenz zum regelgeleiteten Umgang mit diesen Medien weniger einer impliziten, soziokulturell gewachsenen Erfahrung entspringt wie dies bezüglich den soziologisch zu analysierenden symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien der Fall ist. Diese Kompetenz entwickelt sich vielmehr durch das Sammeln, Vergleichen und Werten von gezielt durchgeführten Erfahrungen bezüglich der Interaktion mit explizit gesetzten technischen Standards. Hierbei kommt es nicht allein auf das Setzen oder strenge Befolgen dieser Standards an, sondern auch auf deren kontrolliertes Durchbrechen, Überprüfen und Erneuern. In diesem Sinne ist diese dritte Medienart dadurch gekennzeichnet, dass die Interaktionen mit den zugehörigen Medien durch festgelegte Standards und explizite Codes generalisiert sind. Im Weiteren wird die Logik dieser Medienart daher als standardisierte Organisationslogik typisiert. Sie kennzeichnet eine dritte Weise der Akzentuierung von ästhetischer Erfahrung.