5.2.2 Kontextuelle Logik ästhetischer Erfahrung und situatives Potential von Design

Die kontextuelle Logik steht in besonders enger Korrelation mit der sozial bedingten Komponente der Erfahrung und den sozialen Organisationsstrukturen. Sie betrifft Medien als Umwelten und beeinflusst die Ausbildung von gemeinsam zugänglichen und teilbaren Erfahrungen. Soziale Erfahrung verwirklicht sich in Zuge der sozialen Kooperation zum Beispiel durch Medien wie die Sprache oder Rituale und entsprechende symbolische und gegenständliche Konkretisierungen. Die mit diesen Medien assoziierte Logik bedingt wiederum die an sie anschließende soziale Erfahrung.

Dies wird beim Versuch deutlich, bezüglich kontextueller Medien im Nachhinein Entscheidungen zu revidieren, neue Medien zu installieren oder wieder auf ein älteres Medium zurückzugehen. Denn viele Konkretisierungen sind Ausdruck von tradierten sozialen Erfahrung, erhalten einen institutionalisierten, sozial gefestigten Charakter und erschweren dadurch Veränderungen der auf sie bezogenen Erfahrungen. Beispielsweise können teure Verwaltungsgebäude nicht ständig der sozialen Erfahrungsdynamik und dem aktuellen politischen Beschreibungsmodell angepasst werden. Deshalb werden auch in einer demokratischen Gesellschaft alte Gebäude genutzt, die ehemals in Bezug auf eine straffe Staatsorganisation geplant wurden. So vermittelt die kontextuelle Logik des Mediums Verwaltung in Form der Konkretisierung als Gebäude mit langen Fluren und endlosen Türreihen den Klienten ein Gefühl von Ohnmacht. Solche negativen Erfahrungen im Umgang mit dem Gebäude wirken wiederum in die gesamte Erfahrungsorganisation zurück und beeinflussen die soziale Kooperation der Beteiligten. In diesem Fall könnte das spezielle, medial bedingte Potential von Design darin liegen, die veraltete kontextuelle Logik aufzulockern, sei es durch eine übersichtlichere Gliederung der Flure, den Einsatz von Glastüren, angenehm gestaltete Wartezonen, leichter auszufüllende Formulare, die Einrichtung eines Schalters für die erste Information usw. Diese Ausrichtung von Design wird als situatives Potential gekennzeichnet. Es unterstützt das Zustandekommen einer positiven ästhetischen Erfahrungsqualität im Umgang mit Medien die primär den Bedingungen der kontextuellen Logik unterliegen.