Bezüglich der Dominanz der folgebezogenen Organisationsorientierung und einer entsprechenden Stabilisierung der gesamten Erfahrungskreation ist eine weitere Komponente ästhetischer Erfahrung abzugrenzen. Ihr Einfluss lässt sich als prüfende, gedanklichen Vorwegnahme von verwirklichbaren Entfaltungsmöglichkeiten der ästhetischen Erfahrung kennzeichnen, weniger als freie, visionäre Phantasie. Sie wird im folgenden antizipierende Komponente genannt. So wäre die Vorfreude und private Planung eines zukünftigen Ereignisses wie einer Feier, einem Ausflug oder Urlaub diesem Einflussbereich der ästhetischen Erfahrung ebenso zuzuordnen wie die professionelle Konzeption einer Ausstellung. Der professionelle Aspekt steht bezüglich der Analyse dieser Komponente im Vordergrund und wird als besonders enge Verschränkung mit der zugehörigen Kategorie von spezifischer Gestaltung oder Design thematisiert.
Zu den bisher behandelten Kategorien bezüglich dem Teilprozess Design gehört die Möglichkeit, gestalterisch auf jede Komponente und ihre jeweilige Ausrichtung bezüglich der ästhetischen Erfahrung einzugehen und verbessernde Anstöße zu geben. Diese Anstöße sollten behutsam erfolgen und den Erwartungen des Adressaten sowie dessen individueller Ausformung der ästhetischen Erfahrung angemessen sein. Deshalb kommt die spezifische Gestaltung oder das Design als eigenständiger Teilprozess der Erfahrungskreation zugunsten einer stimmigen Korrespondenz mit der ästhetischen Erfahrung nur in abgeschwächter Form zur Wirkung. Es wird auch bei der Bestimmung der Kategorien der Aktualität und der Potentialität von Design bereits deutlich, dass die Hauptwirkung des Teilprozesses der spezifischen Gestaltung oder des Designs innerhalb der dynamischen Erfahrungskreation im allgemeinen und in Korrespondenz zur ästhetischen Erfahrung im besonderen in einem auf mögliche zukünftige Entwicklungen bezogenen, regulierenden Einfluss liegt.
Die Korrespondenz von Design zur gefühlsbezogenen Komponente ästhetischer Erfahrung hinsichtlich der wirkungsbezogenen Orientierung sowie zu bedingenden Komponenten und der ursachenbezogenen Orientierung richtet sich nach dem Ist-Zustand der ästhetischen Erfahrung oder der mit ihr verbundenen Erwartungshaltung aus. Dagegen gehört zur Dominanz der folgebezogenen Orientierung in Relation zum Teilprozess der ästhetischen Erfahrung die Setzung eines Soll-Zustands, auf dessen Erreichen die antizipierende Komponente hinzielt. Die zugehörige Kategorie von Design ist korrespondierend dazu durch die Perspektivität zu kennzeichnen. Sie umfasst die Problematik der mittel- bis langfristigen Vorausplanung und praktischen Umsetzung von angestrebten Zielen hinsichtlich der Erfahrungsdynamik oder der ästhetischen Erfahrung. Hiervon ist nicht nur die Ausformung der Erfahrungskreation individueller Akteure oder sozialer Gruppierungen, sondern längerfristig darüber hinausgehend auch diejenige späterer Generationen mitbetroffen.
Design, besonders hinsichtlich der Kategorie der Perspektivität, kann eine entscheidende Kraft für das Zustandekommen von persönlich wünschenswerten, sozial vertretbaren und medial konkretisierbaren Erfahrungskreationen sein. Deshalb sollten sich Designer ihrer Verantwortung bezüglich der Gestaltung von Angeboten für ästhetische Erfahrung, für deren qualitative Bedeutung innerhalb der subjektiven Wirklichkeit und für deren potentielle Rückwirkung in die Realität bewusst sein. Im Hinblick auf zukünftige Erfahrungskreationen und deren reale Bedingungen wie sie beispielsweise auch die Ökologie markiert, ist daher der ästhetische, wie ethische Leitsatz des Kybernetikers Heinz v. Foerster (vgl. Foerster, in: Watzlawick, 1988) zu beachten, der besagt, dass erkennen wollen eigentlich handeln lernen bedeutet und dass es darum gehen muss, stets so zu handeln, dass weitere Handlungsmöglichkeiten offenbleiben.