Wird die Erfahrung und insbesondere der Teilprozess der ästhetischen Erfahrung primär von der wirkungsbezogenen Orientierung dominiert, so bestimmt das gegenwärtige Erleben die Erfahrungswirklichkeit. Fragen nach den Ursachen und Folgen der Wirkungen, die das bewusste Erleben bewegen, bleiben ausgeklammert. Vielmehr konzentriert sich die Erfahrung auf das bewusste Empfinden der besonderen Gefühle, welche die Erfahrungsgegenwart bewirkt. Dieser Einfluss der wirkungsbezogenen Orientierung in Korrelation mit dem Teilprozess der ästhetischen Erfahrung, wird im folgenden als gefühlsbezogene Komponente ästhetischer Erfahrung abgegrenzt.
In Hinsicht auf eine explizite Darstellung und ein besseres Verständnis der gefühlsbezogenen Komponente ästhetischer Erfahrung, für welche die Präsenz eines Gefühls wesentlich ist, sind Gefühle differenziert zu analysieren und zu untersuchen, wodurch sie zustandekommen. Hierfür können mehrere Auslöser in Betracht kommen. Zum Beispiel kann die Erinnerung an ein lange zurückliegendes Erlebnis zum Entstehen einer gefühlsbezogenen, gegenwärtigen ästhetischen Erfahrung beitragen. Denn für die Dauer der ästhetischen Erfahrung ist das Erinnerte wieder präsent. Der Auslöser oder Anlass für eine ästhetische Erfahrung in der die gefühlsbezogene Komponente Priorität hat, muss Bewusstseinspräsenz gewinnen können, muss bewusst aktualisierbar sein. Diese Aktualisierung gelingt nicht immer. Genausowenig wie ein Kind mit dem Hinweis auf irgendein späteres schönes Erlebnis, von dem es sich keinerlei aktuelle Vorstellung machen kann, abzulenken ist, kann ein Erwachsener selten nur aufgrund der Vorlage von beispielsweise kunsthistorisch als ästhetisch wertvoll legitimierten, ihm aber fremden Gegenständen eine gefühlsbezogene ästhetische Erfahrung entfalten.
Diesen Überlegungen entspricht im Sinne des Untersuchungsziels (vgl. Punkt 1.2.2) die Forderung, dass der gegebene Anlass die bewusste Aktualisierung einer ästhetischen Erfahrung aus dem persönlichen Erfahrungstand erlauben sollte. Der Anlass müsste sich zumindest minimal auf den bisherigen Erfahrungsstand und die Gewichtung von Vorlieben beziehen. Entsprechend gestaltete Anlässe in Korrespondenz zur ästhetischen Erfahrung bereitzustellen wäre demnach die Aufgabe von Design. Die Analyse der Relation der Teilprozesse von Erfahrung zu deren wirkungsbezogener Orientierung erfordert somit die Gegenüberstellung der gefühlsbezogenen Komponente ästhetischer Erfahrung und der Kategorie der Aktualität von spezifischer Gestaltung oder Design.