1.2.3 Kausalität nach oben durch den Hauptprozess der Kreation

Bisher wurde die Organisation von Erfahrung als dynamische Einheit modelliert. Dieses Modell ist dahingehend zu ergänzen, dass diese Einheit nicht isoliert existiert, sondern sich durch die beständige Organisationsdynamik von einem Umfeld abgrenzt. Zu präzisieren ist die Vorstellung von einem Umfeld in drei Punkten. Erstens dahingehend, dass es Raum für mehrere Einheiten der Erfahrunsgorganisation bietet. Zweitens müssen in die Modellvorstellung auch unbekannte und unkontrollierbare Einflussfaktoren, die aus diesem Umfeld auf die Einheiten wirken, zumindest aufgenommen werden. Drittens entspricht es der Logik der Modellvorstellung, dass jede dynamische Organisationseinheit eine Wirkung in dem Umfeld verursacht (vgl. Abbildung 1).

Die Untersuchung der Frage, inwieweit die vorgestellten Einheiten miteinander durch eine Querkausalität verbunden sind, bleibt im weiteren außer Acht. Wesentlich für die weiteren Analysen ist nur die Integration einer Wechselwirkung zwischen Einheit und Umfeld in das Modell. Die Wirkungen von oben nach unten, von dem umfassenderen Niveau auf eine Einheit, können wegen der in die Modellvorstellung miteinbezogenen unbekannten Faktoren nicht genauer spezifiziert werden. Nur die umgekehrte Richtung, die Kausalität von unten nach oben, die Wirkung von dem Niveau der Einheit auf das Umfeld, ist hervorzuheben. Diese ist in doppelter Weise wichtig. Erstens ist diese Wirkung aufgrund der Modellvorstellung als einer theoretischen Analyse und verändernder, verbessernder praktischer Eingriffe zugänglich zu konzipieren. Zweitens ist auch auf diese Kausalität nach oben das Modellprinzip der Rekursivität anzuwenden. Das heißt, ein Teil der Wirkungen, die von einer Einheit nach oben, auf das umfassendere Niveau des Umfelds gelangen, werden in abgewandelter Form wiederum zu Ursachen des Umfelds, die im Pool weiterer Faktoren zurück auf die Einheit wirken. So kann trotz Einbeziehung unbekannter Einflüsse, die von oben auf die dynamische Organisationseinheit der wirklichkeitsbildenen Basis von Erfahrung wirken, angenommen werden, dass wenigstens ein Teil dieser Einflüsse auch durch die Kausalität von unten nach oben mitzuverändern ist.

Der Hauptprozess der Organisation von Erfahrung, die Kausalität nach oben, wird im folgenden als Kreation bezeichnet. Noch deutlicher, als die Hervorhebung der Konstruiertheit von Erfahrung drückt der Begriff der Kreation aus, dass sich die vorliegende Untersuchung nicht mit der Analyse von planbaren oder für die Erfahrung konstitutiven Konstruktionsvorgängen befasst. Die Untersuchung zielt vielmehr darauf ab, erstens die Vielfalt von kreativen, aus der korrelativen Dynamik aller Organisationsprozesse hervorgehenden spezifischen Erfahrungsschwerpunkte so detailliert wie möglich zu erfassen. Zweitens gehört es zum Untersuchungsziel, in Korrespondenz zur Analyse, positive Ansatzmöglichkeiten für praktische Veränderungen durch Einflussnahme auf die Kausalität von unten aufzuzeigen. In Anbetracht der Modellvorstellung ist mit der Bemühung kleine, wünschenswerte Schritte im Detail herauszufinden und durch Beispiele aus der Praxis Umsetzungsmöglichkeiten zu veranschaulichen, die optimistische Hoffnung verbunden, dass die kleinen Verbesserungen von unten schließlich über den Hauptprozess der Kreation in das Umfeld einmünden und letztendlich selbstverstärkend in die dynamische Einheit der Erfahrungsorganisation zurückwirken.