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[5.3.3.1]
Zum Kriterium der »Erreichbarkeit«
bezüglich der kontextuellen Logik

Bezüglich der Nutzung und Reaktivation von Medien mit kontextueller Logik läßt sich als wesentlicher Einfluß auf die Erfahrung im Subprozeß der Verfügung das zum Erreichen des Mediums notwendige Bemühen hervorheben. So ist ein Theaterbesuch für Stadtbewohner relativ leicht ohne weite Anfahrten zu realisieren. Findet allerdings nur eine Vorstellung statt, ist langes Anstehen für die Karten oder den Einlaß nötig. Als Bedingungen für die Erfahrung im Subprozeß der Verfügung werden daher besonders räumliche und zeitliche Distanzen empfunden. Die Qualität dieser Empfindung wird durch das Kriterium der Erreichbarkeit erfaßt.

Hierbei sind zwei Akzente hervorzuheben. Erstens wirkt es positiv auf die Erfahrung, wenn möglichst viele kontextuelle Medien im Nahfeld zur Verfügung bereitgehalten werden und im Prinzip jederzeit erreichbar sind. Dieses Gefühl der Erreichbarkeit für eine größere Zahl von Menschen in ihrem Lebenskontext zu realisieren, ist eine wesentliche Aufgabe für das situative Potential von Design. Zweitens kann komplementär zu der Erfahrung der Erreichbarkeit bezüglich den kontextuellen Medien die Erreichbarkeit der eigenen Person seitens des Lebensumfelds miterfaßt werden. Diese doppelte Problematik des Kriteriums der Erreichbarkeit und des darauf abgestimmten situativen Potentials von Design behandeln die unten angeführten Beispiele.

Ein weiterer Akzent zu diesem Kriterium, der kurz angeführt werden soll, betrifft das Erleben von Alltäglichem als dem jederzeit Erreichbaren und dem Besonderen als demjenigen, dessen Erreichbarkeit Mühe erfordert. Beispielsweise gehört es zum Marketingkonzept von Ikea, auf der grünen Wiese zu bauen, weil die Kunden nach der langen Anfahrt und den überwundenen Mühen eher bereit sind, einen Kauf zu tätigen und nicht erfolglos zurückfahren wollen. Unter diesem Akzent kann das situative Potential von Design dem Kriterium der Erreichbarkeit dadurch entsprechen, daß das endlich erreichte und zur Verfügung stehende kontextuelle Medium dem Aufwand gerecht wird. Wie schwer es ist, solche Erwartungen einzulösen, zeigt der Einbruch des Musical-Unternehmens Stella. Einige aufwendige Produktionen konnten nicht genügend Besucher anlocken, um ihren Betrieb effizient fortsetzen zu können. Das Konzept, allein schon durch die Anreise per Bus oder Bahn mit Familie, Freunden oder Vereinen mitbeizutragen, den Musicalbesuch zu einem besonderen Ereignis werden zu lassen, ging nicht in allen Fällen auf.

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