[3.3.2.3]
Zum Kriterium der »Einbindbarkeit«
bezüglich der introvertierten Tendenz
Kognitiv Wichtiges wird bezüglich der introvertierten Tendenz durch das
Kriterium der Einbindbarkeit in den Teilprozeß der Kognition eingeschlossen. In Phasen
der introvertierten Besinnung entstehen charakteristische, sinnliche Vorstellungen
zu erinnerten Erlebnissen, die wichtig für die introvertierte Tendenz sind. Zum
Beispiel sind in dem Bild der Straße, in der man aufgewachsen ist, ganz bestimmte Details
eingebunden. An diesen macht sich das Typische einer Erinnerung fest. Das
Wiederfinden ähnlicher Details im derzeitigen Lebenskontext, die ebenfalls wichtig
genommen werden, erweitert und stabilisiert diese Eingebundenheit und vergrößert und
vertieft auf diese Weise den kognitiven Erfahrungsbereich der introvertierten Tendenz. Die
Innenwelt wird dann nicht als eng, leer und beschränkt erlebt, sondern als weit, voll
und reichhaltig. Sie bietet viele Ansätze für weitere Einbindungen an, wirkt also auch
bereichernd auf das Kriterium der Bekanntheit zurück und schafft somit eine
größere Basis für Toleranzfähigkeit gegenüber Unbekanntem.
Das animative Potential von Design kann durch wiederholte, aktualisierte oder
modifizierte Präsentation der in der Erinnerung lebendigen sinnlichen
Anschauungen dem Kriterium der Einbindbarkeit entsprechen. Dazu muß es so beschaffen sein,
daß es überhaupt differenzierte ästhetische Wertungen zuläßt. So ist zum Beispiel die
Beliebigkeit der Ortes, die Gudrun Scholz anhand des CI-Konzepts der Hilton-Hotels
in den 60er Jahren, deren Zimmer auf der ganzen Welt gleich eingerichtet waren,
illustriert (vgl. Scholz, 1989), ungeeignet über eine vordergründige
Orientierungserleichterung hinausgehend, innerliche Nähe und Wichtigkeit aufkommen zu lassen
und dadurch das Kriterium der Einbindbarkeit zu erfüllen.
Menschen, die häufig umziehen, können dadurch den Bedarf der
introvertierten Tendenz an einem sicheren Vertrauenssanker schwer an freundschaftlichen,
zwischenmenschlichen Bindungen ausgeleben. Dies gilt ebenso für Menschen, die sich neu
kennenlernen und eine enge Beziehung aufbauen, zu der es auch gehört,
Vorstellungen der Innenwelt einander zugänglich zu machen und gegenseitig einzubinden.
Hier kommt dem animativen Potential verstärkt Bedeutung zu. Mit Hilfe des Kriteriums
der Einbindbarkeit entscheidet die introvertierte Tendez intuitiv darüber, was zu der
Innenwelt gehören soll und was ausgeschlossen bleibt. Die innerliche Einbindung
von ästhetischen Reizen in den sortierenden Teilprozeß der Kognition schließt die
Verwendung derselben ästhetischen Elemente in völlig verschiedenen Kontexten aus.
Diese mit der Einbindbarkeit einhergehende Festlegung ist hinsichtlich dem
animativen Potential von Design zu berücksichtigen.
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