[5.3.2.2]
Beispiel für das innovative Potential von Design
Die kindlichen Ansätze zur Abstaktionsfähigkeit zu fördern, war das Anliegen von
Friedrich Fröbel (17821852), der hierfür einen speziellen Systembaukasten mit
Holzbausteinen entwickelte. Einen anderen Weg schlägt der amerikanische Bürgerrechtler und
Mathematikprofessor Bob Moses ein. Sein Mathematikunterricht baut auf die konkreten
Erfahrungen seiner Schüler, die oft in den Randbezirken leben, auf. Mathematik ist für ihn ein
Vehikel, um die gesamten intellektuellen Fähigkeiten zu trainieren. Er sieht in der Fähigkeit zum
abstrakten Denken den Schlüssel für die zukünftigen Chancen der jungen Generation.
Moses vertritt die These, daß Menschen erst dann, wenn sie fähig sind, ihre Gedanken zu
strukturieren und zu abstraieren, Forderungen an die Gesellschaft stellen und daß
insofern Mathematik auch als ein Werkzeug für die Freiheit gelten kann (vgl. Schimmeck, 1999).
Ebenso mit einer politischen Intention im Hintergrund gestaltete Otto Neurath die
Isotype, ein System aus piktogrammartigen Zeichen, das verbalen Sprachunterschiede
überbrückend, im Prinzip den Menschen weltweit allein aufgrund ihrer naturgegebenen
Abstraktionsfähigkeit verständlich sein sollten. Ein Ziel war es, mittels diesem System
schriftunkundigen Menschen die Teilnahme an einer universellen Kommunikation und sogar an
der Weiterentwicklung der Wissenschaft zu erleichtern. Die philosophische Vision einer
Einheitswissenschaft die sich unter der Mitwirkung aller Menschen entfaltet, erfüllte sich nicht
in der erwarteten Form. Denn allein durch Intuition ist die Bedeutung vieler Piktogramme
nicht zu erfassen, vielmehr müssen auch solche Zeichen ähnlich den Schriftzeichen zunächst
erlernt werden. Hinsichtlich anderer Bereiche, den Verkehrszeichen, den Markenzeichen
dem Gebrauch abstrakter Abkürzungen, der Veranschaulichung des Wetterberichts, der
Entwicklung von Zeichen für die Navigation im Internet usw. hat sich aber das Prinzip eine
abstrakten, standardisierten Darstellungsweise bewährt. Durch den Wechsel von Abstraktion
und innovativem Design bilden sich immer neue Standards, die dann wiederum durch das
innovative Potential von Design in verschiedene Richtungen weiterentwickelt werden
können. Für diese Dynamik zwischen Vereinheitlichung und Differenzierung ist exemplarisch
das Software-Design zu nennen, dessen Programmierstandards sich in den letzten
Jahrzehnten ausgehend von Objekten zu verteilten Objekten differenzierten und derzeit als
Komponenten auf einer höheren Abstraktionsstufe integriert werden. Das hierbei entstandene Konzept
der Schnittstelle wird inzwischen auch auf die Beschreibung von Designproblemen
bezüglich anderer Medien angewendet.
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