[5.3.3.3]
Zum Kriterium der »Variabilität«
bezüglich der organischen Logik
Im dritten Subprozeß im Teilprozeß der Reaktivation, der Ausübung, kann
sich aufgrund von Eigenininitiative die Kompetenz zum virtuosen, Varianten
erzeugenden Umgegen mit organischen Medien entwickeln. Zwar sind durch diese Kompetenz
die bedingenden Zwänge der Medien nicht zu beseitigen, sie trägt aber zu einer
befreiteren, von positiven Gefühlen begleiteten Interaktion mit ihnen bei. Diese
gefühlsmäßige Qualität der Erfahrung während dem Subprozeß der Ausübung wird mittels
dem Kriterium der Variabilität untersucht.
Organische Medien sind zwar immer durch das Individuum konkretisiert, aber
sie entfalten sich in Abhängigkeit von den Wertmaßstäben innerhalb der sozialen
Eingebundenheit und der vorherrschenden Orientierung an einem sozialen
Strukturtyp. Wenn in einem sozialen System statische Werte wie die Identität, welche eine
Person verkörpert oder die gesellschaftliche Position, welche eine Person einnimmt,
Vorrang haben, so stehen die gezielte Erarbeitung und Sicherung von diesem Status im
Vordergrund der Nutzung und Reaktivation von einmal aktivierten und
manifestierten Medien. Flexibilität im Verhalten wird nur im Falle der geglückten
Statussteigerung belohnt, aber das damit verbunden Risiko bleibt dem einzelnen überlassen.
Kann dieser nicht auf Sicherheiten zurückgreifen, so wird er versuchen, das Risiko
gering zu halten und dementsprechend unflexibel sein, also seine organischen Medien
wie Sprachgebrauch, Fremdsprachenkenntnisse, sportliche, artistische oder musische
Fähigkeiten, emotionale Qualitäten usw. wenig variieren. Werden in einem sozialen
System dagegen dynamische Werte wie der persönliche Lebensweg oder lebendige
soziale Beziehungen betont, so ist das Bemühen um persönliche und gemeinsame
Lebensqualität die maßgebende Aktivität. Organische Medien sind dann nicht nur Mittel zum
Zweck, sondern stellen in ihrer Gestaltbarkeit durch Variantenbildungen eine
qualitative Lebensbereicherungen dar.
Wie die Menschheitsgeschichte zeigt, sind organische Medien sehr
verschiedenartig gestaltbar. Auch unter Selektion dieser Varianten durch eine ethische Wertung
bleiben noch viele gleichwertige Möglichkeiten zur Ausformung menschlicher
Fähigkeiten übrig. All die unterschiedlichen Möglichkeiten können voneinander
profitieren. Sie müssen nicht wie in einem Nullsummenspiel (vgl. Watzlawick, Anleitung zum
Unglücklichsein, S. 121 ff.) gegeneinander ausgespielt werden. Spielerische
Gestaltung von organischen Medien schafft Lebensqualität für den einzelnen und hält als
gelebte Vielfalt reichhaltige Ressourcen für die Überlebensfähigkeit sozialer Systeme
bereit. Die Reaktivation in Form der Rezeption oder Nutzung solcher an organische
Medien gebundenen Produkte erfolgt mit Respekt und Wertschätzung vor der Arbeit, die
zu deren Entstehen führte. Den Gegensatz dazu bilden maschinell gefertigte
Produkte, die in immer gleicher Qualität instantan zur Verfügung stehen und gedankenlos
verbraucht werden.
Das Kriterium der Variabilität bezüglich der Interaktion mit organischen
Medien wird durch ein abwechslungsreiches, Flexibilität förderndes adaptives Potential
von Design positv angeregt und durch monotone, die Bildung fester Schemata
begünstigender Impulse geschwächt. Im Subprozeß der Ausübung und bezüglich dem
Kriterium der Variabilität ist das adaptive Potential von Design eng mit der Art und
Weise der Ausführung durch die aktive Person verbunden.
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