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5.1.1 Querkausalität durch Teilprozesse und Kausalität von unten durch Subprozesse

Die medial bedingte Komponente entsteht aus dem Zusammenwirken von drei Teilprozessen. Diese wirken in jedem Ablauf einer Interaktion bezüglich der Welt mit. Der erste Prozeß betrifft die Abgrenzung des engeren Bereichs, mit dem eine Interaktion stattfindet. Im weitesten Sinne betrachtet, befindet sich der Mensch nämlich in ständiger Wechselwirkung mit der Welt. Zum Beispiel ist das Atmen eine solch basale Interaktion. Sie wird normalerweise nicht weiter beachtet. Aber das Atmen ist auch als Medium für bestimmte Weisen der Interaktion mit der Welt zu entdecken und als enger Bereich abzugrenzen. So wetteifern Kinder im kalten sibirischen Winter um den am stärksten knisternden Eiskristallregen, den ihr gefrorener Atemhauch beim Herabfallen verursacht. Dieser Prozeß der Aktivation eines Mediums als Entdeckung der Möglichkeit, es bewußt zur Interaktion bezüglich der auf die Welt gerichteten Dimension von Erfahrung einzusetzen, ist als ein Teilprozeß zu untersuchen.

Zweitens ist derjenige Teilprozeß zu analysieren, durch den ein aktiviertes Medium zum dauerhaften Bestandteil der individuellen und der sozial teilbaren Erfahrung wird und in welcher Weise hierbei die drei typischen Logiken jeweils unterschiedliche Bedingungen für die Erfahrung entfalten. Beispielsweise könnte das Eiskristallhauchen zum eigenständigen Medium der Erfahrung, einer Medien-Gattung im Sinne Schmidts, als sportliche oder künstlerische Disziplin, für die bestimmte Regeln gelten, weiter entwickelt und manifestiert werden. Dieser Teilprozeß wird daher als Manifestation bezeichnet.

Der dritte Teilprozeß betrifft die Interaktion mit einem bereits abgegrenzten, manifestierten Medium und die dadurch entstehenden Bedingungen für die Erfahrung. Zum Beispiel ist das Eiskristallhauchen nicht von jedermann beliebig als Medium zu nutzten, denn im Sommer steht dieses Medium nicht zur Verfügung. Die Verfügbarkeit oder Zugänglichkeit und weitere Bedingungen für die Erfahrung, sind mit dem Teilprozeß der Reaktivation eines Mediums verbunden und beeinflussen die Erfahrung sowie die ästhetische Erfahrung ebenfalls.

Der Zusammenhang dieser Teilprozesse wird im folgenden sequentiell dargestellt, um sie besser voneinander abgrenzen und nacheinander untersuchen zu können. Im Hintergrund dieser vereinfachenden Darstellung steht ein komplexes Modell (vgl. Abbildung 10), in dem alle Prozesse miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Insbesondere die Zuordnung von Erfahrungskriterien zum Teilprozeß der Aktivation oder der Reaktivation erfolgt allein unter der Annahme einer analytischen Trennbarkeit der Gesamtdynamik sowie der isolierten Beobachtbarkeit der rekursiven Prozesse der Aktivation als der Erzeugung und der Reaktivation als der Nutzung eines Mediums. Um die Wirkung der Teilprozesse auf die ästhetische Erfahrung differenzierter untersuchen zu können, wird eine weitere Analyseebene unterschieden. Auf dieser sind die Subprozesse benennbar, aus denen die drei vorgestellten Teilprozesse entstehen. Auf der Grundlage dieser Subprozesse, die im Verlauf der Analysen zum nächsten Untersuchungspunkt (vgl. Punkt 5.3) detailliert umrissen werden, sind die medial bedingten ästhetischen Kriterien für Design zu erarbeiten.

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