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3.3.3.3 Kriterien zum Subprozeß der Vertrauensbildung

Ohne Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kann ein Mensch kein selbstbestimmtes Handeln entwickeln. Das Gefühl des Vertrauens bildet sich durch Bestätigung einer Erwartung, die mit einer Tätigkeit verbunden wurde. Wenn keine Gelegenheit zur Einübung selbstbestimmten Handelns gegeben ist, wird das Vertrauen nicht an der eigenen Person, sondern an anderen Personen oder Objekten verankert. Solange Erziehungssysteme die Schüler dauerhaft in eine passive Rolle drängen und den Eindruck vermitteln, alles Wissen würde bereits feststehen und sie könnten daher fraglos ihren Lehrern und Büchern vertrauen, fördern sie das Verlangen nach einer feststehenden, verläßlichen Richtschnur an der sich eigenes Handeln risikolos orientieren kann. Alles Fremde, was dieser Richtschnur nicht entspricht wird dann aus Angst davor, die scheinbar existierende Sicherheit zu verlieren, abgelehnt. Konträr dazu begünstigt übertriebene Bestätigung das Entstehen von übertriebenem, die eigenen Fähigkeiten überschätzendem Selbstvertrauen.

Welches Angebot für die Verankerung von Vertrauen in einer Gesellschaft bevorzugt wird, hängt von den angestrebten oder von den politischen Machthabern vertretenen sozialen Organisationsmodellen ab. Weil Menschen ohne das Gefühl von Vertrautheit den Boden unter den Füßen verlieren, in Existenzangst und Streß geraten, also die psychische Stabilität in besonderer Weise von verläßlichen Bezugspunkten für Vertrauen abhängt, ist die Verantwortung derjenigen, welche die Vertrauensanker für Individuen und soziale Gruppen mitgestalten, besonders hoch.

Soweit Designer an dieser Problematik beteiligt sind, sollten sie zumindest bemüht sein, durch den Einsatz von ästhetischen Elementen keine übertriebenen oder falschen Hoffnungen zu wecken, die dann nicht einzulösen sind und das in sie gesetzte Vertrauen enttäuschen. Doch es gibt keine Garantie auf einen unveränderlichen, sicheren Vertrauensanker. Menschen müssen lernen, zeitweise die Unsicherheit zu bewältigen und durch Eigeninitiative immer wieder die Ankerpunkte ihres Vertrauens zu prüfen und zu erneuern. Der Subprozeß der Vertrauensbildung und dessen bedingender Einfluß auf die Erfahrung wird bezogen auf die somatische Tendenz mit dem Kriterium der Wohligkeit, innerhalb der introvertierten Tendenz durch das Kriterium der Zufriedenheit und im Zuge der explorativen Tendenz durch das Kriterium der Selbstsicherheit beschrieben und bewertet.

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