Zum Kriterium der »Angeregtheit« bezüglich der explorativen Tendenz

Von der explorativen Tendenz motiviert strebt der Verhaltensfluss relativ unbestimmt irgendwelchen Reizangeboten zu. Auch hierdurch entsteht eine verengende Kanalisierung. Diese ist nicht durch das somatische Kriterium der Bedürfnisgerechtheit oder das introvertierte Kriterium der Befindlichkeit vorgegeben, sondern formt sich durch zufällig vorgefundene und im Verhalten verknüpfte Reize der externen Welt nach dem explorativen Kriterium der Angeregtheit. Insbesondere für Kinder ergeben sich aus diesem Effekt weitreichende Konsequenzen für ihr Wirklichkeitsverständnis.

Ansätze zur explorativen Tendenz bei Kindern zu ermuntern, sie mit allzu vielfältigen Angeboten in Kontakt zu bringen, kann zu einem konfusen Verhältnis zur Wirklichkeit führen, denn diese ist durch die einseitige Förderung der explorativen Tendenz weder im Innersten verankert, noch in einer kommunikativen Beziehung zu einer sozialen Gruppierung ausgerichtet. Dabei ist es egal, durch welche Medien, ob Buch, Fernsehen, Internet, Museen oder auch Reisen, diese Angebote erfolgen. Anstatt der elterlichen Erwartung entsprechend, Wissen anzusammeln, vermischt sich im Erfahrungshintergrund des Kindes Vergangenes, Aktuelles, Historisches oder Erfundenes, Wissenschaftliches oder Sektiererisches, zu einem neuen Zusammenhang. Im positiven Fall resultiert daraus Kreativität. Im negativen Fall entsteht weder ein stabiles Selbstgefühl noch Nähe zu anderen Menschen. Das Kind oder der Jugendliche treibt ohne interne Selektions- und Wertungsfähigkeit von einem Reiz zum nächsten. Für Erwachsene, die bereits ein Selbstgefühl und kommunikative Kompetenz entwickeln konnten, ist die Gefahr, zum Spielball des durch die explorative Tendenz motivierten Aktivitätsdrangs zu werden, geringer. Zu wenige Reizangebote sind für die kindliche Entwicklung ebenso schädlich, da sie frühzeitig eine verengte Kanalisierung einleiten.

In pädagogischer Hinsicht ist deshalb eine verantwortliche Haltung bei der Konzeption von Design mit dem Schwerpunkt des impulsiven Potentials einzufordern. Das impulsive Potential von Design kann nur durch den maßvollen und im Ansatz zielorientierten, jedoch nicht instruieren wollenden Einsatz gestalterischer Mittel förderlich auf das Kriterium der Angeregtheit wirken.

Beispiel für das impulsive Potential von Design

An vielen Kindergärten werden seit einigen Jahren spielzeugfreie Wochen durchgeführt. Die Kinder müssen erst wieder lernen, einen selbstbestimmten Verhaltensfluss zu entwickeln, denn es stehen nicht mehr ständig initiierende Angebote in Form der Spielsachen bereit. Es wird mehr miteinander gespielt und die Natur wird stärker einbezogen. Trotz positiver Ergebnisse beschlossen alle Beteiligten, wie Kinder, Eltern und Erzieher, dass ein dauerhafter Verzicht auf Spielzeug nicht sinnvoll wäre, denn ein Großteil der Kinder wird nach einiger Zeit in dem Drang nach geistiger explorativer Aktivität unterfordert.

Fernsehprogramme für Kinder und Jugendliche werden auf ihre erzieherische Tauglichkeit hin auch unter Einbeziehung der Zuschauerreaktion geprüft. Kinder riechen eine allzu erzieherische Selektion und instruierende Absicht hinter der Umsetzung einer Sendung meilenweit gegen den Wind und wehren dieses pädagogisch zu einseitig definierte impulsive Potential von Design durch Umschalten sofort ab.